Neues Wasserkraftwerk Ritom

OG Ticino Alumni

Die OG Ticino Alumni hat die Baustelle des neuen Wasserkraftwerkes Ritom besucht. Nach 100 Jahren Betrieb wird die bisherige Anlage mit einer moderneren ersetzt.

ritom

Am Samstag, den 12. September 2020 trafen sich 22 Alumni der OG Ticino und deren Freunde in Piotta, um die Baustelle des neuen Wasserkraftwerks Ritom zu besichtigen. Geführt vom Ingenieur Urs Müller, Direktor von IM Maggia und Projektleiter, durften wir die Baustelle besuchen und interessante Informationen über das Renovierungsprojekt erfahren.

Projekthintergrund

Das Projekt entstand 2010 aus einer Vereinbarung zwischen den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB), dem Kanton Tessin und der Azienda Elettrica Ticinese (AET). An der Firma Ritom SA, die die neue Anlage betreiben wird, sind die SBB zu 75 und AET zu 25 Prozent beteiligt. Die Baustelle wurde 2018 begonnen. Die Inbetriebnahme der neuen Anlage wird für 2024 erwartet, wobei die Kosten auf 270 Millionen CHF geschätzt werden. Dies trägt der Erzeugung von erneuerbarer Energie mit erhöhter Effizienz bei, wie es von der Energiestrategie 2050 des Bundes vorgesehen ist.

Bisherige Anlage

Nach einer Einführung in das Projekt und die aktuelle Lage, traten wir in die Haupthalle des aktuellen Ritom-Kraftwerke, in der die vier Peltonturbinen, mit einer Gesamtleistung von 44 Megawatt, seit 100 Jahren für die Stromversorgung der Gotthardbahn in Betrieb stehen.

Baustellenbesichtigung

Anschließend besuchten wir die Baustelle des neuen Kraftwerkes. Hier werden je zwei 60-MW -Turbinen und ein 60-MW-Pumpwerk eingebaut. Aus Sicherheitsgründen war es uns nicht möglich, den Zugangstunnel zu den Druckstollen zu besichtigen. Die geologische Lage und die Covid-19 -Pandemie haben Schwierigkeiten und Verspätungen verursacht. Der Druckstollen wird mit einer Tunnelbohrmaschine (TBM) aufgefahren, die Maschine steht schon bereit, um eingesetzt zu werden. Die TBM wird am Bergfuss starten und einen Höhenunterschied von rund 840 Metern bergauf bohren und diese Distanz anschliessend wieder bergab bis zum Ausgangspunkt zurücklegen. Der Druckstollen wird in die Höhle eingebaut, da eine Verankerung an der Oberfläche aus geologischen Gründen schwieriger gewesen wäre.

Danach betraten wir das Bett des 100’000 Kubikmeter grossen Demodulationsbeckens, das für die Steuerung der Wiedereinleitung von Wasser in den Fluss Ticino zum Schutz der Fischfauna genutzt werden soll. Dies indem die Abflussschwankungen auf eine Menge von 3 bis 24 Kubikmeter pro Sekunde begrenzt werden sollen.

Standseilbahn und Ritom-See

Mittags nahmen wir die Ritom-Standseilbahn und stiegen in Piora auf eine Höhe von 1793 Metern über Meer, um die Baustelle am Ritom-See zu besichtigen. Mit einer maximalen Steigung von 87,8 Prozent ist die Ritom-Standseilbahn eine der steilsten der Öffentlichkeit zugänglichen Standseilbahnen der Welt. Der Ritom-See besitzt ein Fassungsvermögen von 48 Millionen Kubikmetern. Seine Gewässer werden vom Kanton Tessin, vom Kanton Uri und vom Val Cadlimo aus kanalisiert. Am Staudamm konnten wir die Baustellenanlage besichtigen, wo ein vertikaler, 47 Meter tiefer Schacht gegraben wird, von dem aus ein Tunnel zum Einlaufschacht des Staudamms geplant ist. An dieser Stelle wird zudem der Druckstollen mit dem Kraftwerk Piotta verbunden.

Bemerkenswert ist die Verwaltung des Grabungsmaterials und der Baustellenorganisation in einem Gebirgsgebiet mit begrenztem Raum. Darüber hinaus konnten wir die Ergebnisse der Kernbohrungen einsehen, die für geologische Untersuchungen durchgeführt werden.

Kulinarisches Abschluss

Am Ende der Besichtigung durften wir ein typisches Mittagessen mit Polenta und Geschnetzeltes geniessen. Als Dessert konnte eine Kostprobe des Piora-Käses nicht fehlen, der typische Käse der Alpe di Piora Gebiet mit unverwechselbarem Geschmack.

Wie bereits vor 100 Jahren, während des Baus vom ersten Ritom Kraftwerkes, ist auch 2020 von einer Pandemie geprägt, die uns bis anhin darin hinderte weitere Veranstaltungen zu organisieren. Aus diesem Grund wurde dieser Anlass ganz besonders geschätzt. Leider dürften wir keine Hände schütteln, aber wir haben uns sehr gefreut, uns wieder einmal zu treffen.

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