Eine Zeitreise nach Giornico

OG Ticino Alumni

Am Samstag 5. Oktober 2019 besuchte die Ortsgruppe Ticino das Dorf Giornico und das Museo di Leventina. Die Teilnehmenden erfuhren dabei spannende Details über die Dorfgeschichte von Giornico und setzten sich im Museum sowohl mit den früher gebräuchlichen Traditionen und Rituale als auch mit der Thematik der Identität auseinander.

giornico

Giornico: Das Dorf

Unser Besuch beginnt vor der Casa Stanga, wo wir einige einführende Informationen über Giornico erhalten. Giornico liegt im unteren Leventina-Tal. Das Zentrum des Dorfes entwickelte sich um den Fluss Ticino herum, wo in der Vergangenheit die Wasserkraft genutzt wurde. Giornico war von langer Zeit ein Bauern- und Säumerdorf, das vom Gotthardverkehr lebte. Heute hat das Dorf etwa 700 EinwohnerInnen, aber während der Blütezeit der industriellen Expansion, zwischen 1970 und 1980, stieg die Einwohnerzahl auf etwa 1400. Von hier aus gehen wir durch enge Gassen und entdecken die Dorfgeschichte, Sehenswürdigkeiten, sowie die sieben Kirchen von Giornico. Während des Spaziergangs halten wir vor dem Schlachtdenkmal der «Battaglia dei sassi grossi» (Schlacht bei Giornico), das an die Ereignisse vom Dezember 1478 erinnert. Einige hundert Leventinesi und Eidgenossen verschanzten sich vor Giornico, liessen Steine und Baumstämme auf die 10’000 Söldner der herzoglichen Armee fallen und gingen zum Angriff vor. Die Mailänder ergriffen darauf die Flucht.

Kirche San Nicolao

Im Mittelpunkt steht anschliessend die Kirche San Nicolao, die aus dem 12. Jahrhundert stammt und eines der bedeutendsten Denkmäler aus der lombardischen Romanik im Tessin darstellt. Die Kirche war Teil eines Benediktinerklosters und lag vor einem Alpenpass mit dem Ziel, dieses Übergangsland im Hinblick auf die Verbreitung des benediktinischen Denkens in Europa zu nutzen. Das Gebäude zeichnet sich durch eine lineare und nüchterne Architektur aus, das mit quadratischen Steinen gebaut wurde, die wiederum sorgfältig angeordnet worden sind. Am Boden befinden sich grössere Steine, während nach oben hin die Steine kleiner sind.
Eine Besonderheit dieser Kirche ist, dass der Altar deutlich erhöht ist und über zwei seitliche Treppenstufen erreicht werden kann. Darunter befindet sich die offene Krypta mit drei Schiffen und acht Säulen mit gemeisselten Kapitellen, die unterschiedlich mit fantastischen Tieren, Pflanzen und geometrischen Motiven verziert sind, die den Lebensweg darstellen sollen.
Unsere Mittagspause verbringen wir in einem typisch Tessiner Restaurant auf einer kleinen Insel, die im Fiume Ticino (dem Fluss Ticino) gleich neben dem Dorf liegt. Auf diese Insel kommt man über zwei römische Steinbrücken, die aus dem 12./13. Jahrhundert stammen und die Bestandsteil des mittelalterlichen Saumpfads waren.

Museo di Leventina

Unser Besuch endet in der Casa Stanga, wo wir das Museum der Leventina besuchen. Casa Stanga war ursprünglich ein Gasthaus aus dem Jahr 1500, das sich durch seine mit Fresken verzierten Fassaden auszeichnet. Die Fresken der Maler Giovanni Battista Tarilli und Domenico Caresano aus Cureglia stellen die Wappen der italienischen Adelsfamilien dar, die sich auf ihren Reisen durch die Alpen in Giornico aufhielten. Diese Wappen dienten damals als Werbung für das Dorf als Aufenthaltsort.
Eine Wachsfigur von Stefano Franscini (gelebt vom 23. Oktober 1796 Bodio –bis zum 19. Juli 1857 in Bern) begrüsst uns im Museo di Leventina. Er war der erste Vertreter des Kanton Tessins beim Bund und leitete dort das Departement des Innern. Nicht nur war er Hauptakteur beim Aufbau des Bildungssystems seines Heimatkantons, sondern er engagierte sich auch für eine Bundesuniversität. Das Projekt führte 1855 zur Gründung des Eidgenössischen Polytechnikum (später zur ETH unbenannt).
Das Museum gliedert sich in drei Hauptteile. Der erste betrifft Rituale und Traditionen, die mit einem historischen und geografischen Kontext verbunden sind. Der zweite Teil beschäftigt sich mit dem Thema der Identität, beginnend mit der landwirtschaftlichen Realität über die Eröffnung der Eisenbahn bis hin zur Industrialisierung. Schliesslich konnten wir die thematische Sonderausstellung «Let it snow», «Lassa fiuchè» zum Thema Wintersport besuchen, der den Tourismus in der Leventina geprägt hat.


Die 17 Teilnehmer konnten diesen schönen, von warmen Farben geprägten Herbsttag nutzen, um die historischen Denkmäler von Giornico zu erkunden und einige wichtige historische Etappen zu verfolgen.


Zusätzliche Informationen zum externe Seite Museo Leventina
 

JavaScript wurde auf Ihrem Browser deaktiviert