Lilian Demuth: «Neben Talent und Wissen braucht es auch viel Geduld, Hartnäckigkeit sowie Neugierde und Ehrgeiz»

Alumni Porträts

Fünf Jahre nach ihrem Abschluss an der ETH wagte Alumna Lilian Demuth zusammen mit ihrer ehemaligen Mitstudentin Sandra Hagenmüller den Sprung in die Selbständigkeit. Sie gewannen gleich ihren ersten Wettbewerb und führen heute gemeinsam mit Andreas Lamprecht ein erfolgreiches junges Architekturbüro mit sechs Mitarbeitern.

Lilian Demuth (r.) mit ihren Partnern Sandra Hagenmüller und Andreas Lamprecht
Lilian Demuth (r.) mit ihren Partnern Sandra Hagenmüller und Andreas Lamprecht    © Demuth Hagenmüller & Lamprecht Architekten

Lilian, Du hast 2006 an der ETH Dein Diplom erworben. Wie war für Dich der Einstieg ins Berufsleben?

Es war eine sehr spannende und lehrreiche, aber auch anstrengende Zeit. Während viele Absolventen im Anschluss an ihr Studium den Schwerpunkt auf den Entwurf legen, war ich neugierig, die andere Seite, d.h. die Ausführung, genauer kennenzulernen. Mich interessierte dabei vor allem die Umsetzung und Verfeinerung eines Projektes von Anfang bis Ende. Zudem suchte ich eine neue Herausforderung und habe mich für eine Stelle mit grosser Verantwortung entschieden. So erhielt ich die Möglichkeit, jeden Aspekt des Bau-Projektes genau kennenzulernen und kam mit den unterschiedlichsten Projekt-Beteiligten in Kontakt, vom Handwerker auf der Baustelle über den Fachplaner, diversen Ämtern bis hin zur Bauherrschaft. All dies hat mein Selbstverständnis als Architektin entscheidend geprägt und geformt.

Bereits fünf Jahre nach Deinem Abschluss hast Du zusammen mit Deiner Geschäftspartnerin Sandra Hagenmüller ein eigenes Architekturbüro gegründet. Innerhalb kurzer Zeit habt Ihr drei Wettbewerbe gewonnen. Ist ein solcher Erfolg planbar?

Ist Erfolg planbar? Nein, definitiv nicht. Aber es gibt sicherlich gewisse Voraussetzungen, die man erfüllen muss. Neben Talent und Wissen braucht es auch Hartnäckigkeit, Neugierde und Ehrgeiz. Und ein Quäntchen Glück.  

Hat es auch Momente gegeben, in denen Ihr gezweifelt habt?

Nein, eigentlich nicht. Sandra und ich hatten schon länger mit dem Gedanken gespielt, uns selbständig zu machen. Als wir dann 2011 die Möglichkeit erhielten, an einem eingeladenen Wettbewerb teilzunehmen, haben wir die Chance ergriffen und unseren Entwurf für das Projekt „Umbau und Umnutzung Zentralstrasse 37, Zürich“ eingereicht. Wir gewannen den ersten Preis und von da an ging es gleich voll los. Es hat dementsprechend eigentlich nie eine Phase gegeben, in der wir uns gefragt haben, ob alles klappen oder ob das Geld auch reichen wird.

«Ein Projekt von Anfang bis Ende betreuen zu können, hat mein Selbstverständnis als Architektin entscheidend geprägt und geformt.»Lilian Demuth, ETH Architektin

Was fasziniert Dich am meisten am Berufsfeld der Architektur?

Es sind mehrere Aspekte, die mich faszinieren. Zum Beispiel das Endergebnis: Was wir Architekten erschaffen, ist für die Menschen sicht- und erlebbar, man kann es anfassen und betreten, es hat eine räumliche Wirkung. Mit einem Bau können wir mit gezielten Eingriffen die Umwelt neu gestalten und so einen Platz oder ein Gebäude neu erlebbar machen. Für mich gehört dazu auch die Auseinandersetzung mit unserer Kultur. Fragen wie zum Bespiel „Was sind die Bedürfnisse der Benutzer?“ oder „Gibt es Bautraditionen, an die man anknüpfen soll?“ finde ich sehr spannend. Zudem ist jede Aufgabe einmalig und braucht eine neue Herangehensweise, was die Arbeit für mich nicht nur interessant, sondern auch herausfordernd macht.

Wie unterscheidet Ihr Euch von anderen Architekturbüros? Habt Ihr einen speziellen Stil?

Stil ist für mich nicht das richtige Wort. Zentral ist für uns die Haltung, die wir haben. Damit meine ich die Art und Weise, wie wir an Projekte herangehen. Bei jeder Aufgabe muss man die unzähligen Anforderungen untereinander hierarchisieren und ordnen. Manchmal braucht es auch Mut, sich über gewisse Vorgaben hinwegzusetzten. Aus unserer Haltung heraus formulieren wir Fragen und sie ermöglicht uns wiederum, auf die richtigen Antworten zu stossen. Das macht uns erfolgreich.

Wo siehst Du Dich in der Zukunft? Kannst Du Dir vorstellen, Deinen beruflichen Weg zu erweitern oder zu ändern?

Wir haben schon viel erreicht in den letzten fünf Jahren und hoffen natürlich, dass es weiterhin so gut läuft. Persönlich würde ich mich freuen, wenn ich wieder mal etwas mehr Zeit und Musse hätte, mich in ein Thema ausführlicher zu vertiefen und zu recherchieren, wie noch zu Zeiten während des Studiums. Im hektischen Alltag ist dazu oft zu wenig Zeit. Reizen würde mich auch eine Publikation oder irgendwann einmal in der Zukunft eine Gastprofessur. Aber das hat alles Zeit, im Moment füllt uns die Arbeit an unseren Projekten – von der Baustelle bis zum Wettbewerb – vollumfänglich aus.

Kurzporträt Lilian Demuth

  • 2006: Dipl. Architekt ETH
  • 2006 - 2011: Mitarbeiterin bei Darlington Meier Architekten
  • 2011: Gründung Büro Demuth Hagenmüller Architekten zusammen mit Sandra Hagenmüller (seit 2013 Demuth Hagenmüller & Lamprecht Architekten)
  • 2011: Erster Preis eingeladener Wettbewerb Projekt „Umbau und Umnutzung Zentralstrasse 37, Zürich“
  • 2013: Erster Preis „Foundation Award“ (externe Seite www.foundation-award.ch)
  • Weitere Preise und Projekte unter externe Seite http://dh-et-l.ch
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