Metamorphosis of the Waldenburg railroad
On 30 June 2022, 20 ETH alumni of Chapter Basel were able to expand their knowledge of the project "Remodeling of the Waldenburg Railway to BLT Line 19" during their excursion to the Waldenburg Valley. Association member Guido Nigg, civil engineer ETH, organized this excursion and accompanied us.
This article is not translated. Please refer to the German text below.
Aus betriebswirtschaftlichen Gründen wird die Waldenburgerbahn («WB») modernisiert und auf topmodernes Rollmaterial vom Typ Niederflur Strassenbahnfahrzeug mit Spurweite 1’000 mm umgestellt. Die Bahn wurde ursprünglich im Oktober 1880 eingeweiht; sie war zunächst mit Dampf und ab 1953 elektrisch betrieben, stets auf Spurweite 750 mm.
Politische Einsicht in die Mobilitätsbedürfnisse der Region einerseits und die technischen Lösungsmöglichkeiten andererseits führte im April 2015 zum entscheidenden Beschluss des Regierungsrates BL zur Integration der Waldenburgerbahn AG in die Baselland Transport AG «BLT». Im Dezember desselben Jahres fällte das Parlament, der Landrat, den Entscheid pro Bahn. Gesellschaftsrechtlich wurden die beiden Unternehmen im Juni 2016 rückwirkend auf den 1. Januar 2016 fusioniert.
Ausgehend davon wurde ab Januar 2016 die umfangreiche Planung gestartet. Das neue Produkt entwickelte sich in den Werkstätten der Maschinenbauer und auf den zahlreichen Baustellen entlang der Strecke im Tal der Vorderen Frenke. Anfang 2019 wurden erste Plangenehmigungsgesuche eingereicht, bereits im April Teile des Rollmaterials bestellt und im Oktober desselben Jahres die komplexen Bauarbeiten im SBB Knotenpunkt Liestal begonnen.
Mit der Vollsperrung des Bahnbetriebes und Aufnahme des Busersatzbetriebes zwischen Liestal und Waldenburg am 6. April 2021 wurde auch dem Laien und ÖV-Benutzer bewusst, dass real etwas geschieht/es nun los geht mit dem Umbau.
Start der Exkursion beim Bahnhof Liestal
Am Bahnhof Liestal empfing uns unser hochgeschätzter Alumnus Guido Nigg, Bauingenieur ETH und Organisator, zu dieser äusserst spannenden Sommerexkursion. Mit gelben Signalwesten ausgerüstet, erhielten wir vom Projektleiter Reto Rotzler der BLT erste allgemeine Informationen zum aktuellen Stand des Projektes. Danach fuhren wir mit dem Ersatzbus 19 Richtung Bad Bubendorf und Haltestelle Talhaus. Ein kurzer Fussmarsch entlang dem Bahntrassee führte uns zum Highlight des Tages.
Spannende Besichtigung des «Tramlink»
Beim neuen Fahrzeugdepot «Grüngen», nördlich der Haltestelle Talhaus, erblickten wir das erst in der vorangegangenen Nacht aus Valencia pünktlich auf der Strasse angelieferte erste Fahrzeugmodell «Tramlink» von Stadler Rail. Das in mehreren Teilen transportierte Fahrzeug war nachts in der temporär errichteten Montagehalle bereits zusammengebaut worden. Spanisch sprechende Monteure waren auf und imFahrzeug noch mit kleineren Arbeiten beschäftigt.
Der Leiter Bahntechnik und Rollmaterial der BLT, Herr Philipp Glogg, orientierte uns kompetent über die Besonderheiten dieses bereits in der bekannten gelben Farbe angelieferten Fahrzeuges.
«Tramlink» ist ein behindertengerechtes, 7-teiliges Zweirichtungs- (daher mit beidseitigen Türen, je sieben pro Seite) -Multigelenk-Niederflur-Schmalspurfahrzeug mit 104 Sitz- und 172 Stehplätzen und einer Höchstgeschwindigkeit von 80 Stundenkilometern. Die mit automatischer Zentralkupplung ausgestattete Komposition ist 2,4 Meter breit und 45 Meter lang – bei Doppeltraktion 90 Meter = Stationslänge. Der mehrteilige, vollklimatisierte Wagenkasten aus Duplex Edelstahl ruht auf vier Drehgestellen, von denen drei angetrieben sind. Wie die Trams der BVB und «Tango» der BLT verwendet die neue Linie 19 Gleichstrom, jedoch mit höherer Spannung von 1'500 Volt. Zur Versorgung wurden entlang der Strecke bereits drei Gleichrichter Stationen erstellt. Die Rückspeisung von Bremsenergie ins Netz und deren allfällige Speicherung soll Betriebskosten einsparen, ist aber eine elektrotechnische Herausforderung.
Neue Steuerungs- und Sicherungstechnik im Einsatz
Technisch interessant ist die in der Schweiz erstmalig eingesetzte digitale Steuerungs- und Sicherungstechnik CBCT (Communication Based Train Control), bei welcher dem Fahrzeugführenden die Informationen auf dem Bildschirm im Führerstand angezeigt werden. Dieses System ist bislang erst bei U-Bahnen oder S-Bahnen im Einsatz und ersetzt die bisher üblichen Signale auf der Strecke, wie auch die Stellwerke und erlaubt sogenanntes autonomes Fahren. Zudem ermöglicht es auch die Integration der Steuerung und Überwachung aller Anlagen an Bord wie Türen, Klimaanlage, Beleuchtung etc.
Erste Probefahrten auf neuer Bahnstrecke
Ab am 1. Juli finden auf der schon fertiggestellten Bahnstrecke (Trassee und Fahrleitung) zwischen Altmarkt und Lampenberg erste Probefahrten statt . In den nächsten Wochen werden neun weitere Fahrzeuge aus Valencia via Strasse angeliefert Das neue Rollmaterial kostet rund 60 Millionen Franken. Der Unterhalt der Fahrzeuge wird in einer neu gebauten Halle beim Bahnhof Waldenburg erfolgen. Für das Rollmaterial und den Unterhalt ist eine einheitliche Spurweite und die koordinierte Beschaffung zusammen mit der Aargau Verkehr AG, der «AVA», finanziell von bedeutendem Vorteil.
Nach diesem eisenbahntechnischen Update ging es nach Niederdorf, wo wir im Infozentrum nebst kühlem Wasser zum Trinken von Reto Rotzler einen Überblick über die umfangreichen Bauarbeiten des 300 Millionen-Projekts erhielten.
Intelligenterweise wurde das Bauprojekt der rund 13 Kilometer langen Strecke gleich zu Beginn in acht Lose (0 bis 7) aufgeteilt, was ermöglichte, die Bauarbeiten weitgehend gleichzeitig in Angriff zu nehmen und somit die Bauzeit kurz zu halten. Lediglich das Los 0, Liestal, wurde quasi ausgegliedert und vorgezogen wegen der anspruchsvollen Koordination mit den Ausbauarbeiten der SBB im Knoten Liestal. Ziel ist die Inbetriebnahme der neuen Bahn am 11. Dezember 2022.
Der Ausbau der WB auf eine Vorortsbahn mit Viertelstundentakt bedingt den zusätzlichen Streckenausbau auf Doppelspur an Kreuzungsstellen bei Bubendorf, Lampenberg und südlich Niederdorf, bei Winkelweg. In Hölstein kann gemäss dem neuen Betriebskonzept die bisherige, hinderliche Kreuzungsstelle entfallen. Somit werden hier, wie auch in Niederdorf und Oberdorf, Bahn- und Strassenverkehr besser entflochten.
Der Streckenausbau zwischen Lampenberg und Hölstein, dicht neben der Vorderen Frenke, geriet wegen divergierender Natur- und Gewässerschutzanliegen verschiedener Ämter und Organisationen terminlich in Rückstand, was zur Aufteilung von Los 3 und schliesslich zur Grossbaustelle mit grösserem Felsabtrag am Spitzenberg führte.
Ausgerüstet mit Schutzhelmen konnten wir die spektakulärste Baustelle in Niederdorf aus nächster Nähe besehen und uns ein Bild machen von dem Aufwand, der notwendig ist, um die Puzzleteile Durchgangsstrasse, Bahntrassee, Hochwasserschutz und lokale Hauszugänge unter einen Hut zu bringen. Da die Vordere Frenke hier sehr eingeengt verläuft, muss deren Bett soweit möglich ausgeweitet und die Sohle abgesenkt werden. Schon kurz nach Baubeginn, am 23. Juni 2021, ereignete sich ein Hochwasser, das die Baugrube flutete, zum Glück aber nicht den historischen, an einem Gebäude markierten Pegel vom 16. Juli 1830 erreichte.
Waldenburg: Neuer Bahnhof und neuer Dorfplatz
Danach konnten wir den neuen Bahnhof mit integrierter Unterhaltswerkstatt und Waschanlage besichtigen. Hier befinden sich auch die Leitstelle und das Stellwerk, ferner Räume für Personal und Büros sowie der für das Dorfleben wichtige Kiosk, die einzige Verkaufsstelle im Ort. Zusammen mit der Bushaltestelle ist hier etwas wie ein Dorfplatz angedacht.
Architektonisch ist der Bau formal und, infolge der Materialwahl mit Metall-Sandwich-Isolierpaneelen für die schräg gestellte, fensterlose Fassade, optisch sehr ungewohnt, aber auch durchaus ökologisch konzipiert, unter anderem dank einer Pelletheizung sowie begrünter oder mit WW-Sonnenkollektoren beziehungsweise Photovoltaikmodulen bestückter Dachfläche.
Eine weitere Busfahrt, nun talabwärts, brachte uns zurück nach Oberdorf, wo wir die Schutzhelme und gelben Signalwesten zurückgaben und uns im Restaurant Rössli entsprechend individuellen Wünschen bestens verpflegten. Die Fahrt nach Liestal bildete den Abschluss der gemeinsamen Veranstaltung. Danach gingen die hochbefriedigten Teilnehmer und Teilnehmerinnen in verschiedene Himmelsrichtungen davon. Sie alle sind in Gedanken dem Organisator und den Referenten ausgesprochen dankbar für diesen so interessanten Anlass.