Andrea Wehrli: «I wanted to help solve a societal problem.»

Alumni Portraits

28-year old Andrea Wehrli opened the Unverpackt store «Chez Mamie» in Zurich in spring 2017 following her degree in environmental science at ETH Zürich together with three other environmental scientists. Now she is working in Japan thanks to a Mercator Fellowship. Her goal is to contribute to sustainable resource management.

Dea Wehrli

The rest of this page is not translated. Please refer to the German version below.

Du hast vor rund einem Jahr den Unverpackt-Laden «Chez Mamie» in Zürich eröffnet. Was bedeutet unverpackt?

Die Idee des Unverpackt-Ladens «Chez Mamie» ist, möglichst ohne Verpackung einkaufen zu können. Dies bedeutet für den täglichen Einkauf, einen eigenen Behälter mitzunehmen, also zum Beispiel ein Stoffsack, ein Konfitürenglas oder ein Tupperware. Nachdem zuerst das Leergewicht des Behälters erfasst wurde, füllt man ihn mit unseren Produkten. Unsere Kunden können von allem so viel nehmen wie sie brauchen oder auch Mischungen machen, wie zum Beispiel ein eigenes Müsli. Zum Schluss wird das Gewicht nochmals erfasst und so der entsprechende Preis berechnet. Wir bieten von Grundnahrungsmitteln über Naturkosmetik bis zu Putzmittel alles ohne Verpackungsmaterial an. Falls jemand ohne eigenen Sack oder Behälter vorbeikommt, haben wir immer ein paar Papiersäckchen oder Konfitürengläser vorrätig, welche gratis benutzt werden können. Die Gläser werden von anderen Kunden vorbeigebracht und natürlich vorgängig von uns gewaschen, damit sie wiederverwendet werden können.

«Wir bieten von Grundnahrungsmitteln über Naturkosmetik bis zu Putzmittel alles ohne Verpackungsmaterial an.»Dea Wehrli

Wieso habt Ihr Euch zu diesem Schritt entschieden?

Die Geschichte von «Chez Mamie» nahm ihren Anfang vor zwei Jahren an der ETH Zürich, wo ich während meinem Master-Studium als Hilfsassistentin bei der Forest Management and Development Gruppe arbeitete. Im damaligen Büro haben wir darauf geachtet, Abfall möglichst zu vermeiden. Schnell merkten wir jedoch wie schwierig es bei vielen Produkten ist, diese ohne Verpackung zu kaufen. Besonders wenn man, wie ich, Wert darauf legt, beim Einkaufen auch eine gewisse Bequemlichkeit zu haben.

Zusammen mit drei weiteren Arbeitskollegen und -kolleginnen fragten wir uns, weshalb es in Zürich noch keinen Zero-Waste Laden gab. Im Ausland waren diese Geschäfte bereits etabliert und wir fanden es an der Zeit, auch hier eines zu eröffnen. Wir wollten dieses Problem anpacken und eine Lösung dafür bieten, deshalb entschieden wir uns einen Laden für «Chez Mamie» zu eröffnen, eine Franchise, welche in der Westschweiz bereits existierte.

«Schnell merkten wir jedoch wie schwierig es bei vielen Produkten ist, diese ohne Verpackung zu kaufen.»Dea Wehrli
chez mamie

Wie konntest Du dabei von Deinen Erfahrungen an der ETH profitieren?

Bei «Chez Mamie» kann ich vor allem von meinem an der ETH erlernten Hintergrundwissen profitieren. So helfen mir meine Kenntnisse im Bereich Abfall, Produktion und Ressourcenverbrauch tagtäglich operative Entscheidungen zu treffen. Es ist spannend und auch sehr herausfordernd, die ökologische als auch die wirtschaftliche Nachhaltigkeit zu vereinen. Andere Dinge wie Geschäftsführung, Buchhaltung oder Versicherungen wurden mir von der ETH nicht mit auf den Weg gegeben. Diese sind für den Aufbau eines Geschäfts aber genauso wichtig.

Ist es in der Schweiz möglich ganz ohne Verpackungsmaterial auszukommen?

Es gibt in der Schweiz Personen, welche ohne Verpackungsmaterial leben, was allerdings mit einem enormen Aufwand verbunden ist. Vor allem bei nicht alltäglichen Gegenständen, wie zum Beispiel einem Zelt, ist es sehr schwierig etwas Unverpacktes zu finden. Im Lebensmittelsektor ist es da schon einfacher, vor allem wenn ein Laden wie der unsere in der Nähe ist.

Du hast Dein Studium mit einer Vertiefung in Wald- und Landschaftsmanagement abgeschlossen. Wieso hast Du in die Abfall- und Ressourcenwirtschaft gewechselt?

Nach dem Abschluss meines Master-Studiums an der ETH machte ich mich auf die Suche nach einem Praktikum. Ich konnte mir jedoch nicht direkt vorstellen, im Wald zu arbeiten, sondern wollte mithelfen ein gesellschaftliches Problem zu lösen. Ein Praktikum sah ich deshalb als eine Chance für einen Wechsel in ein anderes Berufsfeld, welche ich durch eine Anstellung bei Swiss Recycling nutzen konnte. Seither bin ich sehr zufrieden mit meiner Berufswahl und auch meine jetzige Arbeit bestätigt mich darin.

   «Ich wollte mithelfen ein gesellschaftliches Problem zu lösen.»Dea Wehrli
chez mamie

Du arbeitest momentan bei den Vereinten Nationen (UN) in Japan. Wie bist Du zu dieser Anstellung gekommen?

Ende letzten Jahres habe ich ein Mercator Fellowship erhalten. Ich habe ein Projekt eingereicht, in welchem ich den Übergang von einer linearen Abfallwirtschaft zu einer geschlossenen Kreislaufwirtschaft erforschen wollte. Jetzt habe ich dadurch die Gelegenheit bei der UN am International Environmental Technology Center für drei Monate unter anderem in einem Projekt zum Thema Klima und Abfall in den Ländern Nepal, Butan und Mongolei mitzuhelfen. Zudem konnte am Report zu 'Single-use Plastics: A Roadmap for Sustainability' mitschreiben. Davor war ich bereits bei der International Solid Waste Association in Österreich tätig, und bald reise ich weiter nach Indien um Sofiesgroup bei Projekten im Bereich Elektro-Schrott zu unterstützen.

Wie lebst Du den Zero-Waste Lifestyle in Japan?

In der japanischen Kultur muss alles schön eingepackt sein, am besten fünffach. Beim Einkaufen hatte ich hier schon mehrmals eine Krise, wenn ich zum Beispiel nur eingepackte Mandarinen und Bananen oder einzeln verpackte Kartoffeln fand. Ich fragte auch schon Kollegen, warum es hier diesen Verpackungswahn gibt. Die Antworten waren sehr unterschiedlich. Einige meinten aus Hygienegründen, andere, dass dies per Gesetz so sei und wieder andere erzählten, dass eine schöne Verpackung den Wert des Produkts erhöhe. Die meisten haben mir jedoch zugestimmt, dass es eigentlich nicht viel Sinn macht, alles doppelt und dreifach zu verpacken. Mein Abfallkonsum ist hier um einiges höher als in der Schweiz und einen Zero-Waste Laden habe ich definitiv noch nicht gefunden.

Chez Mamie Zürich

• Eröffnung 2016
• Teil der Franchise «Chez Mamie» mit neun Filialen in der Schweiz
• Verpackungsloser Einkauf
• Überwiegend lokale, faire und biologische Produkte


external page https://www.facebook.com/ChezMamieZurich/
Schaffhauserstrasse 74, 8057 Zürich

Dea Wehrli

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