Franziska Ullrich: «Ich kann mich glücklich schätzen, dass sich unser Start-up aus meiner Forschung an der ETH entwickelt hat»

Alumni Portraits

2016 schloss ETH Alumna Franziska Ullrich ihr Doktorat am Multi-Scale Robotics Lab (MSRL) zum Thema minimal-invasive Robotik für die Augenchirurgie ab und gründete zusammen mit ihren Mitgründern kurz darauf das ETH Start-up Ophthorobotics AG, welches ein Assistenzsystem für die Injektion ins Auge entwickelt. Die ETH Alumni Vereinigung sprach mit Franziska Ullrich über ihren Werdegang und was sie jungen Absolventinnen und Absolventen rät, die ebenfalls ein Start-up gründen möchten.

Franziska Ullrich

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Frau Ullrich, Sie haben Ihren Master an der ETH Zürich in Robotics, Systems and Control und 2016 Ihr Doktorat am MSRL (Multi-Scale Robotics Lab) abgeschlossen. Was für Erinnerungen haben Sie an Ihr Studium?

Die ETH und ich verbindet eine lange Vergangenheit, denn ich habe bereits 2005 meinen Bachelor in Maschineningenieurswissenschaften begonnen. Zwischendurch war ich dann immer wieder im In- und Ausland, entweder besuchte ich andere Universitäten oder arbeitete als Praktikantin in technischen Firmen. Dass ich immer wieder zurückgekommen bin, ist bezeichnend. Ich habe gerne an der ETH studiert und doktoriert. Wir haben hier das grosse Glück, trotz der Internationalität an einem überschaubaren und familiären Ort arbeiten zu können. Das Basisstudium ist natürlich anstrengend und manchmal schwierig, allerdings existieren viele Strukturen, um mit dem Druck umgehen zu können. Ich denke da nicht nur an das umfangreiche Sportangebot und die Studierendenvereine. Von der ETH Zürich habe ich viel Fachliches gelernt und mich auch persönlich weiterentwickeln können.

Sie sind Mitgründerin und CEO der Ophthorobotics AG, einem jungen Start-up, das sich zum Ziel gesetzt hat, medizinische Injektionen ins Auge wirtschaftlich attraktiver und sicherer zu machen. Wie ist die Idee dazu entstanden?

Ich habe mein Doktorat im Bereich der minimal-invasiven Robotik für die Augenchirurgie absolviert. Durch enge Kollaborationen mit Augenspezialisten in anderen Projekten ist die Idee entstanden, ein Assistenzsystem für die Injektion in das Auge zu entwickeln. Insbesondere die Demographie und neu entwickelte Medikamente führen zu stark ansteigenden Patientenzahlen in den nächsten Jahren. Dazu kommt, dass die Vergütung für diesen medizinischen Eingriff immer weiter reduziert wird. Aus diesem Grund sind sich viele Augenspezialisten einig, dass eine Veränderung des Prozesses notwendig ist und die Augeninjektion effizienter gestaltet werden soll. Das Besondere an unserem Start-up ist, dass die Idee tatsächlich aus der Praxis kam und Ingenieure sich dazu eine Lösung einfallen lassen mussten – häufig läuft es andersrum. Auch unser Gründerteam deckt mit zwei Augenärzten und zwei Robotik-Ingenieuren viele essentielle Expertisen ab.

Ophthorobotics ist ein ETH Start-up. Wie hat die ETH Zürich Sie bei der Gründung unterstützt?

Ich kann mich glücklich schätzen, dass sich unser Start-up aus meiner Forschung an der ETH entwickelt hat. So erlaubte mir eine „Schonfrist“ alles Wichtige zu erlernen, was man zum erfolgreichen Aufbau eines Start-ups benötigt. Als Ingenieurin war mein Wissen und meine Erfahrung im Bereich des Business Development begrenzt. Durch die universitäre Nähe hatte ich aber die Möglichkeit, mich in vielen Bereichen fortzubilden. Zudem wurde ich immer von meinem Doktorvater, Bradley Nelson, in diesem Vorhaben unterstützt. Insbesondere zu Beginn konnte ich mit allen Fragen zu ihm kommen und bin immer auf ein offenes Ohr und gute Ratschläge und Ideen gestossen.

Was waren die grössten Hürden und Herausforderungen bei der Gründung?

Die Gründung selbst verlief recht problemlos. Allerdings hatte ich den benötigten Aufwand unterschätzt, um finanzielle Mittel für das Start-up zu finden. Insbesondere private Investoren in der Schweiz sind sehr vorsichtig – verständlicherweise. So bedarf es einigen Aufwand, ein Netzwerk aufzubauen und die richtigen Personen kennenzulernen. Leider weiss man nicht immer gleich, wer der richtige Partner sein kann und muss sich gegenseitig über längere Zeit kennenlernen – es soll ja auf beiden Seiten stimmen.

Was würden Sie jungen ETH-Absolventen empfehlen, die ihr eigenes Start-up gründen möchten?

Es ist unheimlich wichtig, an sich selbst zu glauben und Spass daran zu haben, etwas aufzubauen. In einem Start-up zu arbeiten kann Hochgefühle auslösen, es können aber auch schwierige Zeiten auftreten. Es ist wichtig, auch mal loslassen zu können. Generell kann ich jedem raten, die Arbeit in einem Start-up einmal auszuprobieren. Ich habe mich in der kurzen Zeit seit der Gründung von Ophthorobotics persönlich weiterentwickelt, viel Neues gelernt, interessante Persönlichkeiten kennengelernt und mich immer wieder selbst überrascht. Wenn man ein Start-up gründen will, ist es natürlich zuerst wichtig, den Markt kennenzulernen. Man muss immer aufpassen, dass man ein Produkt für den Markt entwickelt und nicht nur die eigene Technik und Entwicklung verkaufen will. Ein kritisches Auseinandersetzen mit dem Anwender ist essentiell.

Sie haben in den letzten Jahren Erfahrungen im Bereich Robotics in Australien, Schweden und China gesammelt. Wie wichtig sind solche internationalen Erfahrungen und Beziehungen für Ihren beruflichen Werdegang?

Durch diese Auslandserfahrungen habe ich mich persönlich weiterentwickelt, insbesondere im Umgang mit unterschiedlichen Personen. Ich habe gelernt, mit anderen Kulturen und Arbeitsweisen bewusster umzugehen. Je nach Land haben die Bewohner unterschiedliche Charakteristiken und Eigenarten, an die ich heute noch gerne zurückdenke. So habe ich zum Beispiel in Australien gelernt, locker zu sein und alles mit viel Freude zu tun. In China musste ich lernen, mit Menschen zu kommunizieren, mit denen ich nicht direkt sprechen konnte. Auch bei meiner Arbeit in der Schweiz wird das Arbeitsumfeld immer internationaler. Hier macht es häufig Spass, das Gelernte anzuwenden. So sind beispielsweise chinesische Geschäftsleute angenehm überrascht, wenn man sich ihrer Kultur entsprechend vorstellt.

Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

Ich könnte jetzt sagen: „mit einem Cocktail am Strand“. Das wäre aber wohl nicht ganz ehrlich. Ich bin begeisterungsfähig und fange immer wieder gerne etwas Neues und Unbekanntes an. Natürlich hoffe ich, dass unser Start-up grossen Erfolg haben wird, das kann man aber nicht wissen. Mit Sicherheit kann ich nur sagen, dass ich in zehn Jahren einiges dazu gelernt haben werde und dieses Wissen gerne weiter anwenden und an eine neue Generation von jungen motivierten Entrepreneuren weitergeben will.

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