Exkursion Zermatt: Baustellen im Wallis
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Am Wochenende vom 14. und 15. Juli 2017 trafen sich die Alumni der Ortsgruppe Zürich und der Ortsgruppe Basel zu einer gemeinsamen Exkursion ins Wallis. Das Interesse galt den Umbauarbeiten der Matterhorn Gotthard Bahn (MGB) mit neuem Geschäftssitz in Brig und der Weltsensation der im Bau stehenden 3S-Bahn auf das Kleine Matterhorn.
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1. Tag: Matterhorn – Gotthardbahn (MGB) – Gleis- und Kunstbauten
Durch den Zusammenschluss mit der Furka - Oberalp Bahn und der Schöllenenbahn im Jahre 2003 erstreckt sich das Schienennetz der MGB mit Spurweite 1'000 mm auf insgesamt über 144 km Länge und über 3300 Höhenmeter. Von Disentis bis Zermatt, mit einem Anschluss nach Göschenen am Nordportal des Gotthard-Scheiteltunnels der SBB, werden 50 Tunnels, Schutz-Galerien und 126 Brücken unterhalten und erneuert. Der Glacier-Express von St. Moritz bis nach Zermatt schlängelt sich durch beeindruckende Berglandschaften und ursprüngliche Täler, entlang grauer Gletscherzungen und rauhester Felsschluchten. Für Steigungen bis zu 18%, z.B. in der Schöllenenschlucht, wird auf 13 dieser steilen Abschnitte mit einer Gesamtlänge von 39.7 Kilometern auf Zahnradbetrieb umgestellt. Die Matterhorn Gotthard Bahn beschäftigt heute rund 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zur Vorgeschichte der Zahnradbahnen: Die ursprünglich für den Zahnradbetrieb eingesetzten einfachen Zahnradsysteme nach Riggenbach und Strub funktionierten zwar, aber es gab immer wieder Probleme in den steileren Abschnitten. Vereinzelt neigten Zahnräder dazu, auf die Zahnstange hinaufzusteigen und verspätet wieder einzugreifen. In der Folge entstanden grosse Schäden an der Zahnradanlage. Das Problem wurde mit dem System Abt vermindert. Es besteht aus zwei Zahnstangen nebeneinander, die in der Längsachse leicht versetzt sind. Für jede Lamelle steht somit ein eigenes Zahnrad zur Verfügung. Dadurch sind die Zahnräder immer optimal justiert, was die Sicherheit erhöht und die Abnutzung gering hält. Ausserdem können auch schwerere Züge die Zahnradstrecken befahren, eine Voraussetzung zur Bewältigung des stark gestiegenen Passagieraufkommens seit Eröffnung des Lötschberg-Basistunnels. Die Alumni durften die Baustelle Sefinot der MGB zwischen Visp und Stalden und das Stellwerk in Stalden besichtigen. Im Rahmen des Ausbaus der MGB wurde zwischen Visp und Stalden die Ausweichstelle Sefinot im flachen Talgrund südlich Visp eingerichtet. Eindrücklich war dabei die Präzision der Gleisbauarbeiten. Fast 1000 Höhenmeter überwindet die MGB mit vielen Zahnradabschnitten auf dem Weg von Visp (651 m ü. M) nach Zermatt (1605 m ü. M)! Die Teilnehmer besichtigten eine Zahnrad-Weiche, die wegen des zweispurigen Abt-Systems relativ kompliziert aufgebaut ist (Bild 1). Denn da das Zahnradgestänge höher ist als die Gleise, können die Räder die Weiche nicht kreuzen. Einzig eine Tessiner Firma verfügt über das Know-how, um dies zu ermöglichen („Tessiner Weiche“). Der Bahnhof Stalden wurde behindertengerecht und für längere Züge umgebaut. Dies erforderte auch den Ersatz des Stellwerks in Stalden, inklusive Leit- und Sicherungstechnik der Matterhorn Gotthard Bahn (MGB). Nun kommt man barrierefrei via Bahnhof Stalden-Saas und der Gondelbahn bis zum autofreien Ort Gspon auf 1893 Meter über Meer! Die MGB betreibt gemeinsam mit Siemens das Integrale Leit- und Informationssystem Iltis zur Bahnautomatisierung, das bereits seit langem bei den SBB eingesetzt wird. Damit entfallen komplexe Schnittstellen zwischen der Bahnübergangssteuerung und den Stellwerken, da diese bereits weitgehend im Computersystem des Stellwerks integriert sind. Auf der Strecke im Wallis sind neun Stellwerke vom Typ Simis IS und acht Bahnübergänge LCM200 in Betrieb. Eines davon konnten die Alumni in Stalden begehen. Auch bei der Gornergratbahn wird seit 2016 das Iltis-System eingesetzt.
2. Tag: 3S – Seilbahn Klein Matterhorn – Weltneuheit, Hochgebirgsbau
Am Sonntag fuhren die Teilnehmer mit der Gondel über die Bergstation Trockener Steg (2939 m ü. M), wo sie die Baustelle der 3S -Talstation besichtigten, von wo aus die Bahn auf das Kleinmatterhorn (3820 m ü. M) fährt. Die Zermatt Bergbahnen AG baut hier bis Winter 2018/19 die höchste 3S-Bahn der Welt. Mit der Pendelbahn ging es hinauf zum Kleinmatterhorn, das durch einen Stollen mit dem angrenzenden Skigebiet und dem Restaurant verbunden ist. Bei starkem Wind und eisigen Temperaturen im Hochsommer erlebten die Alumni die Arbeiten im Grenzbereich menschlicher Leistungsfähigkeit an der Baustelle der Bergstation. In zwei 12-stündigen Schichten werden die Arbeiten rund um die Uhr vorangetrieben. Im Restaurant Glacier Paradise informierte die Leitung des Bauprojekts die Anwesenden über die Ausgangslage der 3S -Bahn Die Fahrt auf das Klein Matterhorn wird damit deutlich schneller und komfortabler werden. Die 3S-Bahn entsteht neben der bestehenden Pendelbahn und erhöht die Stunden-Kapazität zur höchsten Bergbahnstation Europas um 2000 Gäste pro Stunde. Dies erfordert eine Umlaufbahn, deren 25 Gondeln à 28 Plätze auf der Strecke mit 7 m/s verkehren werden. In den Stationen werden die Gondeln ausgehängt und bewegen sich dann mit 0.5 m/s weiter, was ein bequemes Ein- und Aussteigen ermöglicht. Darüber hinaus wird ein Bahnbetrieb rund ums Jahr ermöglicht. 52 Millionen Franken betragen die Kosten für den Bau der Hochleistungsbahn. Der Permafrost, die Asbestbänder (Serpentinit) – welche einen speziellen Aushub und Abtransport des Materials erforderten – und die tiefen Moränenablagerungen stellen die Bauleitung vor immer neue Herausforderungen. Stützenstandorte erforderten Fundamenttiefen bis zu 25 m, damit die geforderte Stabilität erreicht werden konnte, was zu erheblichen Budgetanpassungen führte. Anschliessend genossen die Alumni die Panorama-Rundsicht vom Kleinmatterhorngipfel (3900 m ü. M), den sie über einen 60 m hohen Lift und ein paar Treppenstufen erreichten. Dort konnten die Teilnehmer die imposanten Bergeketten im Umkreis bestaunen. Auf der Rückfahrt nach Zermatt hatten die Alumni die Gelegenheit, bei der Bergstation Trockener Steg den Info-Cube S Bahn mit der Projektübersicht bis zur geplanten Inbetriebsetzung im Herbst 2018 besuchen. Den Abstieg konnten sie bei phantastischem Walliser Wetter ganz oder teilweise mit der Seilbahn bzw. zu Fuss unternehmen. Eine wunderbare Exkursion!