ETH Hönggerberg:
Nach der Einführung von Professor Benjamin Dillenburger (Video-Konferenz) wurden wir von Tobias Hartmann durch die Hallen des Robotic Fabrication Labratory (RFL) geführt:
Die Labor-Halle ist seit 2016 in Betrieb und beherbergt vier deckengestützte Roboter und einen bodengestützten auf Raupen.
Mit Mörtel-Düsen werden Formen kreiert welche eine Schalung überflüssig machen. Wie beim Schlagrahm auf Torten wird das Material in vorbestimmten geometrischen Formen schichtweise aufgebracht so dass der Verbund zwischen den einzelnen Lagen gewährleitet ist und die so gegossene Struktur sofort die nötige Stabilität aufweist.
So werden auch die Stützenelemente des Mulegns-Turmes gefertigt, transportiert, zwischengelagert und montiert. Material und Statik werden somit optimiert. Die ETH und ETH-Ingenieure haben zur Realisierung wesentlich beigetragen.
Mulegns/GR:
Die anschliessende Fahrt vom Hönggerberg per Zug und Postauto
führte uns von Chur über die Lenzerheide ins Albula-Tal und weiter über Savognin nach Mulegns.
Der Origen-Turm steht mitten im Dorf umgeben von einst herrschaftlichen Häusern welche Rückkehrer in ihrer Heimat erbaut haben. Diese werden nun sorgfältig durch die Stiftung renoviert und so zu neuem Leben erweckt.
Der fertige Turm sieht aus wie eine Hochzeitstorte von gewieften Zuckerbäckern hergestellt nur dass diese weissen merengue-artigen Stützenelemente im RFL hergestellt wurden. Mit neuer Technologie vereint hier die Stiftung Origen Baumeisterkunst mit viel Geschichte und erhofft sich dadurch mehr Leben in diese Berggegend zu bringen.
Bevor die Albula-Linie der RhB um 1903 eröffnet wurde erlebte Mulegns und das Post Hotel Löwe eine Blütezeit. Kutscher wechselten die Pferde und die Reisegäste übernachteten bei der übers Surses-Tal hinaus bekannten Wirtinnen (Donata Willi und ihre Mutter) und liessen sich verköstigen. Als dann der Verkehrsstrom über den Albula geführt wurde sprangen Armee und Bauarbeiter des Marmorera- Stausees in die Lücke.
Die Wegelagerer verschwanden und im Tal wurde es allmählich ruhiger. Geblieben ist der stetig wachsende Individualverkehr über den Julierpass und somit durch die engen Strassenschluchten von Mulegns. Spuren von Streifkollisionen sind noch heute an Gebäuden zu sehen. Nachdem das «Weisse Haus» aufwändig verschoben worden inklusive dem Backofen im Keller, ist der Verkehrsfluss nicht mehr eingeschränkt. Als ich den Namen des Erbauers hörte (Jean Jegher) erinnerte ich mich, dass mein UR-UR-Ur-Grossvater auch Zuckerbäcker war und im Alter von 42 Jahren in seine Heimat (Schanfigg) zurückkehrte, heiratete, und noch 11 Kinder zeugte. Derselbe Vorfahre ist mit-verantwortlich dass Jürg Conzett, ETH-Ingenieur, am Turm-Projekt, Hand anlegen konnte. Auch Giovannis Bonavias Grosseltern, Bauern in Susch, konnten die Felder in Marmorera ca. 1950 noch Heuen bevor das Tal geflutet wurde.
Manche Touristen machen Halt vor dem Telegrafen-Haus und lassen die Hoffnung aufleben dass es mit Mulegns wieder aufwärts geht. Jedenfalls war das Hotel im Dorf ausgebucht so dass wir im nahegelegenen Sur und in Riom Quartier nehmen mussten.
Heute leben noch 12 Personen in Mulegns Tendenz abnehmend und eine Schule gibt es schon lange nicht mehr. Wieweit die Dorfbewohner mit der Entwicklung mitziehen ist noch offen. Erst langfristig wird sich der Erfolg des Projektes Origen erweisen.
Die von Giovanni Netzer gegründete Stiftung haucht dem Tal neues Leben ein und verbindet mit den renovierten Bauten alt mit neu. Dass diese dauernd Mittel und Spenden benötigt dringt überall durch.
externe Seite www.origen.ch; SRF bi de Lüt «Unser Dorf»
Linard Candreia: Zurück nach Marmorera
Besten Dank gebührt den beiden Personen, welche uns geführt haben insbesondere Andrea Bösch und allen die uns dieses spezielle Erlebnis ermöglicht haben.
Giovanni Bonavia hatte die Idee und die Organisation durchgezogen und uns somit mit unvergesslichen Erlebnissen bereichert.