Am 12. September folgten rund 40 Mitgliedern dem Aufruf der Alumni-Mitgliederorganisation VESUV, Bio und Umwelt und fanden sich im food&lab (ehem. Pasta-Mensa) im CAB ein, um dem Vortrag der ETH Alumna Dr. Ulrike Pfreundt über ihr Unternehmen «rrreefs» zu lauschen.
Dr. Pfreundt ist Gründerin und Head of Science & Development von rrreefs. Sie ist eine Deutsche Meeresbiologin und Unternehmerin, derer preisgekrönte Arbeit sowohl in wissenschaftlichen Fachzeitschriften wie auch in traditionellen Medien publiziert wurde. Getrieben von ihrer Leidenschaft für die Ozeane und der Dringlichkeit der sterbenden Korrallenriffe, entwickelte sie mit den Mitgründerinnen von rrreefs ein modulares Riffsystem, um geschädigte Korallenriffe wieder aufzubauen und die Biodiversität in unseren Ozeanen zu schützen.
Schon zu Beginn des Vortrags wurde den Teilnehmern klar, dass Dr. Pfreund mit vollem Tatendrang und Elan dabei ist, als sie uns die Gründe für die Zerstörung der Korallenriffe nennt: die durch den Klimawandel steigenden Meerestemperaturen, Überfischung, insbesondere das sogenannte Bottomtrawling und Dynamitfischen, sowie Abwässer aus der Landwirtschaft und Siedlungsgebieten. Da die Zerstörung leider noch fortfahren und sich gar verschlimmern wird, müssen die Überreste der lebenden Riffe geschützt und künstlich ausgebaut werden.
Die Idee hinter rrreefs ist ein 3D-gedrucktes Element aus Ton, welches sich modular mit weiteren Elementen zu einem künstlichen Miniatur-Riff zusammenbauen lässt. Das Ganze wird mit einem kleinen Fundament im Meeresboten verankert oder direkt auf Rifftrümmern mit Seilen gespannt. Durch die Form und die Oberfläche des Tonelements sollen sich Larven von benachbarten Korallen ansiedeln und darauf wachsen können. Die Grundidee hinter dem Tonelement waren sogenannte «coral nurseries», also Korallenzuchten auf künstlichen Oberflächen. Deren Textur muss sich für das Ansiedeln von Korallenlarven eignen und in der Grösse variieren, um unterschiedlich starke Strömungen für die verschiedenen Arten zu generieren. Daher sieht das Tonelement auch aus, als wäre es im Töpferatelier zusammengedrückt worden – die unregelmässige Wellenform und die verschiedenen Öffnungsgrössen sind wichtige Eigenschaften.
Der Erfolg eines künstlichen Riffs lässt nicht lange auf sich warten. Schon nach kürzester Zeit sind mittels Blaulicht-Fotografie Baby-Korallen auf dem neuen Riff zu erkennen. Fische und Krustentiere siedeln sich an, sodass bald in jedem Raum etwas anderes lebt. Schlussendlich wird sich die Biodiversität im künstlichen nicht von derjenigen im natürlichen Riff unterscheiden. Da die Tonelemente ewig halten, ist das künstliche Riff somit für immer geschaffen. Um den neuen wertvollen Lebensraum zu schützen, arbeiten rrreefs immer mit den lokalen Behörden zusammen, welche das Gebiet um das neue Riff unter Schutz stellen können.
Die Knackpunkte von rrreefs sind wie bei vielen tollen Start-up-Ideen die Kosten und die Skalierbarkeit. Derzeit werden die Tonelemente in der Schweiz produziert und per Schiff zu den Riffen transportiert. Dieser Prozess müsste industrialisiert und die Kapazität erweitert werden, um mehr Riffe zu günstigeren Preisen erstellen zu können. Aktuell sind daher vor allem grössere Investoren involviert, die Riffe erstellen möchten, um die Nachhaltigkeit in ihrer Unternehmenskultur zu verbessern. Aber wer weiss: Vielleicht kann bald jede Alumna und jeder Alumnus via Crowdfunding seinen Beitrag zu einem neuen Korallenriff beisteuern?
Nach dem Vortrag bot sich die Gelegenheit, Fragen zu stellen. Dr. Pfreundt beantwortete diese souverän und es ergaben sich zudem spannende Diskussionen, die am anschliessenden Apéro weitergeführt wurden. Ein Exemplar des Tonelements durfte gar von Auge und Hand begutachtet werden.
Wir danken Dr. Ulrike Pfreundt herzlich für den fantastischen Vortrag und wünschen ihr mit rrreefs viel Erfolg für die Zukunft!
Wer mehr über rrreefs erfahren oder sogar als Freiwillige*r bei einer Aktion dabei sein will: externe Seite https://www.rrreefs.com/