Exkursion in das Zürcher Oberland, das untere Toggenburg und Appenzell Innerrhoden

Die OG Basel führte dieses Jahr eine 3-tägige Exkursion in die Ostschweiz durch. Dort konnten wir die Entwicklung in der Textilindustrie und im Strassen- und Brückenbau erfahren. Der gesellige Teil mit dem Besuch einer kleinen Fischzucht und einem Spaziergang durch St. Gallen fehlte auch nicht.

Die Organisation

Unser Vorstandsmitglied Peter Jäger stellte ein 3-tägiges Programm zusammen. Die Teilnehmende konnten dabei auch nur an einem Teil davon teilnehmen. Das vielfältige Programm gab einen sehr guten Einblick in die Vergangenheit und Gegenwart dieser Gegenden. Sie zeigte auch, dass nicht nur früher Initiative und Mut zum Erfolg führte, sondern dass auch heute in diesem ländlichen Gebiet initiative Menschen leben.

Das Museum Neuthal Textil- & Industriekultur

Die Wasserkraft im Neuthal bei Bauma war der Ursprung einer Spinnerei welche im Jahr 1827 durch Rudolf Guyer eröffnet wurde. Mit zwei übereinanderstehenden Wasserrädern wurden die Maschinen angetrieben. Das Wasser konnte so 2-mal genutzt werden. Mit der technologischen Entwicklung wie Elektrifizierung und Eisenbahnbau wurde das Areal kontinuierlich ausgebaut.

Im Jahr 1834 gründete Caspar Honegger eine Weberei in Siebnen, musste diese 1847 wegen dem Sonderbundkrieg aber nach Rüti verlegen. Zuerst waren in der Textilindustrie alles englische Maschinen im Einsatz, bereits 1842 begann Caspar Honegger mit dem Bau von eigenen Webmaschinen.

Durch kontinuierliche Weiterentwicklung und revolutionäre Innovationen entwickelte sich in der Schweiz eine weltweit führende Textilmaschinenindustrie. Im Museum Neuthal sind verschiedene Maschinen ausgestellt. Die Führung und Demonstration der Maschinen durch Hans Frischknecht war sehr interessant. Er wurde dabei von Hans Jäger, dem Bruder des Organisators unterstützt, welcher sehr lange in der Textilindustrie tätig war.

Die Bedeutung der Textilindustrie ist für die Entwicklung der Schweizer Industrie zentral. Die Herstellung von Textilien war im 17. und 18. Jahrhundert für viele Heimarbeiter eine überlebenswichtige Einnahmequelle. Durch die Industrialisierung verlagerte sich diese Arbeit in die Fabriken und es entstanden neue Berufe im Maschinenbau.

Fahrt mit Saurer Oldtimer Baujahr 1948

Bei dem Museum Neuthal wurden wir vom Saurer Schnauzenpostauto mit 125 PS Leistung und einer Reisegeschwindigkeit von max. 80 km/h abgeholt. Das historische Nutzfahrzeug war ursprünglich im Berner Oberland als Gebirgs-Postauto im Linienbetrieb. Nach verschiedenen weiteren Einsatzorten wurde es durch Jürg Biegger in seine Flotte von historischen Nutzfahrzeugen übernommen und neu eingerichtet. Von Neuthal fuhren wir über Bauma, die Hulftegg und Mosnang nach Mogelsberg im Neckertal. Diese Fahrt war ein Genuss besonderer Art.

Steuerung Saurer
Steuerung Saurer

Der Baumwipfelpfad Neckertal

Eine Attraktion im Neckertal ist der Baumwipfelpfad im Steinwäldli oberhalb von Mogelsberg. Dieser wurde im Jahr 2018 eröffnet und bietet einen herrlichen Blick in das Neckertal. Auf dem Pfad erhält man Informationen zu verschiedenen Themen. Die Konstruktion des Pfads ist gefällig und solide. Das touristische Angebot ist ergänzt durch Spielplatz, Wege im Wald und Restaurant.

Waldwipfelpfad
Waldwipfelpfad

Hotel Rössli in Mogelsberg

Das Rössli in Mogelsberg war unser Zuhause für die zwei Nächte. Das Haus ist historisch, ca. 350 Jahre alt und komplett aus Holz gebaut. Der Bau wurde durch Hans Ulrich Grubenmann erstellt, welcher bekannt ist durch kühne Holzbrücken und Kirchendächer. Der Charme des Hauses mit knirschenden Treppen, alten Schlössern und Holzbalken wurde bei sanften Renovationen erhalten.

Referat über den Baumeister Grubenmann (1709 – 1783)

Unser ETH-Alumnus Guido Nigg hat einen Vortrag über Hans Ulrich Grubenmann vorbereitet. Grubenmann hat den Bau von Holzbrücken revolutioniert. Sein Ruhm basierte auf aussergewöhnlichen stützenfreien Brücken- und Dachkonstruktionen. Seine im Jahr 1743 erbaute Holzbrücke in Ziegelbrücke wurde als einzige Brücke in der weiteren Umgebung bei einem Hochwasser 1750 nicht zerstört. Weitere wichtige Brücken sind die Holzbrücken von Schaffhausen und Wettingen. Diese drei Brücken und etliche weitere wurden 1799 von den Franzosen bei ihrem Rückzug zerstört.

Nach diesem ereignisreichen ersten Tag genossen wir ein feines Abendessen im Hotel und liessen den Abend gemütlich ausklingen.

Museum Herisau

Der zweite Tag begann wieder mit der Fahrt mit dem Schnauzenpostauto von Mogelsberg durch das Neckertal, weiter über Dicken und Schwellbrunn nach Herisau.

Im Museum Herisau läuft die Sonderausstellung «Strassen und Brücken – Quer durchs Land». Der Kurator Thomas Fuchs erklärte uns die Entwicklung der Wege, Strassen und Brücken im Appenzell Ausserrhoden. Die Verkehrserschliessung des Appenzellerlands ist geprägt von der voralpinen Topografie mit ihren tiefeingeschnittenen Tobeln. Ausser Brücken und deren Zufahrten wurden lange kaum Wege oder Strassen gebaut. Erst am Ende des 18. und im 19. Jahrhundert ging man systematisch daran, Fahrstrassen anzulegen. Ein ehrgeiziges Projekt war der Bau der sogenannten Mittellandstrasse quer durch den Kanton Appenzell Ausserrhoden in den 1850er Jahren. Das historische Schnauzenpostauto wartete auf für eine Fahrt an einigen der wichtigen Brücken vorbei und nach einer Bergstrecke zu unserem nächsten Programmpunkt, den Schnuggenbock.

Brückenmodell Museum Herisau
Brückenmodell Museum Herisau

Erlebnisgasthaus Schuggenbock Waldegg

Im alten Haus sind die heimeligen Räume herausgeputzt und dekoriert. Nicht nur in der guten Stube ist gedeckt, sondern auch in den ursprünglich anders genutzten Räumen wie Stall, Küche, Schlafzimmer und Kammern der Magd und des Knechts.

Das Haus bietet viele verschiedene Erlebnisevents für Gruppen an. Wir haben darauf verzichtet nochmals in die 4. Klasse zu gehen, andere Gruppen mussten ihre damaligen Schandtaten ausbügeln. Wir haben einfach ein gutes regionales Mittagessen genossen und sind in der gemütlichen Stube gesessen.

Stadtrundgang St.Gallen

Nach dem Mittagessen ging es mit einem modernen Kleinbus, welcher durch den Schnuggenbock angeboten wird, bis zum Bahnhof Teufen, wo wir durch einen Platzregen empfangen wurden. Der hat nicht nur uns, sondern auch viele Freizeitsportler in die nächste S-Bahn nach St.Gallen getrieben. Entsprechend war es sehr eng im Zug. In St.Gallen hat uns die Musikerin Margreth Lowe, eine Schwester von Peter Jäger und in St.Gallen kulturell verwurzelt, auf einen kleinen Spaziergang die Altstadt und die Klosterkirche gezeigt und vieles aus dem Kulturleben der Region erklärt. Ziemlich unbekannt dürften die Fensterbilder in der Buchhandlung Orell Füssli sein, die erhalten wurden. Nach einem Apéro mit weiteren interessanten Gesprächen ging es zurück nach Mogelsberg zum Abendessen.

Fenster bei Orell Füssli SG
Fenster bei Orell Füssli SG

Besuch Gonzenbächli Fischzucht

Am Sonntagmorgen ging es mit dem ÖV nach Mosnang Winkeln, wo wir neben der Postautohaltestelle unser Gepäck spontan bei einer Familie unterstellen konnten. Unbeschwert ging es in den Tobel hinab, wo sich die Fischzucht Gonzenbächli befindet. Dort bewirtschaften seit fast 30 Jahren Gerda und Othmar Rüthemann den Hof «Gonzenbächli». Sie sind in der glücklichen Lage auch in heissen Sommern genug Quellwasser zu haben um eine Fischzucht zu betreiben. In Sichtweite des Hofs liegen sieben terrassenförmig angelegte Becken im steilen Wiesenbord. Klares Quellwasser plätschert durch die Kunststoffröhren von einem Behälter zum nächsten. In den Kinderstuben schwimmen Regenbogenforellen, schön nach Grössen sortiert. Nachdem die Fische ausgewachsen sind werden sie in der Region mit grossem Erfolg verkauft. Neben den Fischen halten sie auch Truten und Mutterkühe. Durch die Direktvermarktung aller Produkte des Hofes konnte Othmar seine frühere Teilzeitanstellung als Lagerist aufgeben. Gerda und Othmar Rüthemann lieben ihre Tiere und sorgen dafür, dass es allen hervorragend geht.

Nachher ging es wieder an den Aufstieg zur Postautohaltestelle. Auf diesem kamen wir spontan mit den Betreibern des «Therapie Hunde Zentrums Schweiz» ins Gespräch. Die Hunde werden eigens gezüchtet und ausgebildet. Mit diesen Hunden gehen sie in unterschiedliche Institutionen und Heime um benachteiligten oder kranken Menschen zu helfen. Daneben werden auch «Lesehunde» ausgebildet, eine Idee die ursprünglich aus Amerika kommt. Diese Hunde helfen lese- und lernschwachen Kindern das Lesen oder Lernen wieder positiv zu verknüpfen.

Fischzucht Gonzenbächli
Fischzucht Gonzenbächli

Abschliessenden Mittagessen

Dieses nahmen wir in der Post in Dreien ein. Eine traditionelle Dorfbeiz mit einer guten Küche. Der Abschluss von drei interessanten und schönen Tagen.

Besten Dank an Peter, seinen Geschwistern und allen Referenten.

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