Ein Bergwerk mitten im respektive unter dem dichten Siedlungsraum in Horgen: das erwartet man definitiv nicht. Auch den meisten ETH Alumnae und Alumni, die sich in grosser Zahl für den Anlass angemeldet hatten, war dies unbekannt. Umso grösser die Überraschung, welche Ausmasse dieses Bergwerk aufweist und wie gut erhalten – zumindest im noch zugänglichen Teil – es nach wie vor ist. Das Bergwerk Käpfnach ist ein ehemaliges Braunkohle- und Mergel-Bergwerk. Mit einer gesamten Stollenlänge von 80 Kilometern ist es das grösste seiner Art in der Schweiz. Der Bergwerkverein Käpfnach bewahrt die jahrhundertealte Geschichte und hat das Bergwerk zu einem bedeutenden Denkmal der Industriegeschichte in unserer Region gemacht.
Im Bergbaumuseum wurde die wechselvolle Bergwerkgeschichte seit dem Mittelalter - 1548 wird die Käpfner Kohle erstmals erwähnt - bis 1947 erzählt. Ein Schwarzweiss-Dokumentarfilm aus der letzten Abbauperiode während des 2. Weltkrieges zeigte eindrücklich, unter welch schwierigen Bedingungen die Kohle abgebaut wurde. Die Qualität der Käpfner Braunkohle ist im Übrigen ziemlich schlecht, sodass sich der Abbau nur in Krisenzeiten lohnte, als bessere Energieformen (z.B. Holz oder Steinkohle) Mangelware waren. Sie hat einen tiefen Brennwert (weniger als die Hälfte von Steinkohle oder Erdöl), stinkt nach Schwefel und produziert viel Asche. Das hat damit zu tun, dass sie relativ jung ist: rund 16 Mio. Jahre. Aus heutiger Sicht ist ein Abbau ausgeschlossen. Die Ausbeute wäre nach heutigen Massstäben vernachlässigbar und die Qualität zu schlecht.
Unter dem Schutz der heiligen Barbara wurden die zwei Gruppen auf dem Besucherzug 1,4 Kilometer weit durch das noch bestehende Stollennetz gefahren. Der Helm war da nicht bloss zur Zierde gedacht, denn immer wieder mussten wir den Kopf einziehen, um ihn nicht auf dem fahrenden Zug an der Decke anzuschlagen! Auch ein Augenschein in einem Abbauschlitz machte deutlich, wie hart die Arbeiter ihr Brot verdienen mussten. Diejenigen, die die härteste Arbeit verrichteten - auf der Seite liegend die nur rund 20-40 Zentimeter dicke Kohleschicht wegpickelnd, bei schlechtem Licht und stickiger Luft - arbeiteten auf Akkord und verdienten dabei gut. Stolz sprach man davon, so viel wie der Sekundarlehrer im Dorf zu verdienen!
Dreihundert Meter tief im Berg und von 33 Metern Fels überdeckt genossen wir dann einen bergmännischen Stollentrunk. Anschliessend ging es zum Pizzaplausch im Restaurant Imperiale in Horgen am See, wo das Erlebte bei Speis und Trank lebhaft diskutiert und das Netzwerk zwischen den ETH Alumnae und Alumni gepflegt wurde.
Ein herzliches Dankeschön gebührt den beiden Guides, die uns sehr kompetent und detailreich diese für uns fremde Welt näherbrachten.
Weitere Infos: externe Seite www.bergwerk-kaepfnach.ch. Öffentliche Führungen: jeden Samstagnachmittag, April bis November.