Zusätzlich erklärte Prof. em. Antonio Togni die Problematiken, mit denen er sich während seiner Amtszeit als Prorektor für Doktorat befassen musste. Er war vom April 1999 bis Januar 2021 Professor für Chemie an der ETH Zürich. Vom Frühjahr 2016 bis zum Januar 2021 war er Prorektor Doktorat. In dieser Zeit musste er sich mit verschiedenen Fragen rund um die Organisation und Durchführung von Doktoraten an der ETHZ auseinandersetzen. Nicht zuletzt musste er sich mit der anspruchsvollen Situation bezüglich die Mobbingfälle, die während dieser Zeit auftauchten, auseinandersetzen. Eine solche Situation war davor noch nie angesprochen worden.
In seinem Vortrag gab er uns als erstes einen Überblick über die Daten und Statistiken betreffend des Doktoratsstudiums an der ETH. Im Dezember 2022 gab es 4’561 Doktorierende, das entspricht rund 18 bis 21% der eingeschriebenen Studierenden. Zwischen 2000 und 2018 lag die Abschlussquote bei 86%, mit deutlichen Unterschieden je nach Fakultät. Die durchschnittliche Studiendauer beträgt 4,3 Jahre.
Er erläuterte auch, dass in den letzten Jahren die Zahl der Veröffentlichungen zugenommen hat, während die Zahl der als bedeutend angesehenen Publikationen mehr oder weniger konstant geblieben ist.
Die Motivation für eine Promotion liegt vor allem in dem Bestreben, eine akademische Laufbahn einzuschlagen oder sich auf die Übernahme von verantwortungsvollen Positionen vorzubereiten.
Leitung und Verwaltung einer Doktorarbeit
Prof. em. Togni stellte uns anschliessend die Aspekte vor, die bei der Leitung und der Betreuung eines Doktorats eine Rolle spielen. So erfuhren wir, dass das Thema der Doktorandenbetreuung ein internationales Forschungsthema ist, zu dem es viele Publikationen gibt. In diesem Sinne lassen sich unterschiedliche Stile der Leitung und Betreuung von Doktoraten beobachten; insbesondere der Betreuungsstil lässt sich dadurch unterscheiden, dass der Betreuer oder die Betreuerin mehr oder weniger unterstützend und mehr oder weniger direktiv ist. Diese Aspekte unterscheiden sich in den verschiedenen Disziplinen und weisen auch kulturelle Wurzeln auf. Diese Aspekte sind Gegenstand von verschiedenen Studien und Publikationen.
Die neue Verordnung über das Doktorat an der ETH Zürich
Als Abschluss seines Vortrags berichtete Prof. em. Togni über den demokratischen Prozess, der zur Definition der neuen Verordnung der ETH Zürich über das Doktorat an der ETH Zürich führte, die im Januar 2022 in Kraft getreten ist. Dieser Prozess begann im Januar 2019 und war von einer umfassenden Konsultation geprägt, um die zahlreichen Aspekte zu berücksichtigen. Ziel der Verordnungsrevision ist es, die Rahmenbedingungen für das Doktorat zu verbessern.
Die neue Verordnung formalisiert eine Reihe von Punkte, die zu beachten sind. Dazu gehören die Erstellung eines Plans für das Doktoratsstudium, in dem die Ziele explizit dargelegt werden, das Bestehen eines Eignungsgesprächs, die Verpflichtung einen zweiten Mentor zu bestimmen. Darüber hinaus gehört dazu eine regelmässige Fortschrittskontrolle, die mindestens einmal pro Jahr stattfinden muss. Die Zusammensetzung der Promotionsprüfungskommission wird ebenfalls explizit festgelegt.
Am Ende der Konferenz konnten die Anwesenden im Restaurant des Hotels Federale ein geselliges Abendessen geniessen.