30 Jahre ETH Big Band: Ein Interview mit dem Gründer und Bandleader Christoph Eck

Die ETH Big Band feiert 2023 ihr 30-jähriges Jubiläum und wird an der ETH Alumni Gala am 10. Juni spielen. ETH-Alumnus Christoph Eck erzählt, wie alles begann und welche Auftritte ihm im Gedächtnis geblieben sind. Und er verrät, was ihm die Jazzmusik bedeutet.

Christoph Eck

 

Vor 30 Jahren hat die ETH Big Band als kleine ad-hoc-Jazzgruppe begonnen. Christoph, was für Erinnerungen hast du an die Anfangszeit?

Begonnen hat alles mit einem Aushang «Suche Musiker für eine Big Band» an der ETH. Handys und soziale Medien gab es damals noch nicht. Es sind tatsächlich ein paar Leute zum ersten Treffen gekommen. Es hat Spass gemacht und durch Mund-zu-Mund-Propaganda hatten wir irgendwann dann eine Standardbesetzung. Damals konnten wir uns noch nicht «ETH Big Band» nennen. Ich war erst 1993 in die Schweiz gekommen und es wusste ja niemand, ob ich das mit der Band wirklich ernst meine. Ich habe beim Rektorat der ETH angeklopft und um einen Proberaum gebeten. Zum Glück gab es in all den Jahren immer wieder Leute, die uns unterstützt haben.

Was war deine Motivation, die Big Band zu gründen?

Viele hören während des Studiums mit der Musik auf und fangen auch in der Regel nicht mehr damit an. An der ETH und Uni gibt es jedoch Talente, die hätten genauso gut Musiker oder Musikerinnen werden können. Mir war es immer ein Anliegen, dass begabte Personen dabeibleiben. Ich habe während der Schule und des Studiums immer Musik gemacht und als Trompeter in Bands mitgespielt. Mein damaliger Trompetenlehrer hat mich sehr geprägt und gefördert. Ich habe mir sogar eine Zeit lang überlegt, Musik zu meinem Beruf zu machen. Dann habe ich mich jedoch entschieden, Elektrotechnik zu studieren. Ich hatte immer Spass am Jazz, nur gab es damals in der Schweiz noch fast keine Jazz-Big-Bands. Als ich in die Schweiz kam, habe ich mich musikalisch nirgends zu Hause gefühlt. Das hat mich auf die Idee gebracht, selbst eine Band zu gründen.

Am Anfang hattet ihr also noch nichts mit der ETH Alumni Vereinigung zu tun?

Nein, gar nichts. Wir haben uns mit der Band mit der Zeit immer mehr etabliert: Wir haben über Mittag vor der Mensa musiziert, dann kam das erste Abendkonzert und erste Auftritte im Ausland. Einige Musiker und Musikerinnen, auch ich, blieben auch nach dem Studium oder Doktorat beziehungsweise ihrer Anstellung Teil der Big Band. Dies führte dazu, dass die Band als musikalischer Club in die ETH Alumni Vereinigung aufgenommen wurde. Wir verstehen uns als Big Band der beiden Zürcher Hochschulen. Die meisten Personen haben jedoch einen direkten Bezug zur ETH.

Wie hat sich die Band sonst verändert in den letzten 30 Jahren?

Sie ist professioneller und effizienter geworden. Einige – wie unser Kassenwart Viktor – sind schon sehr lange dabei. Wir sind gut organisiert – und das alles ehrenamtlich. Musikalisch ist das Niveau gestiegen. Wir laden zum Beispiel immer wieder hochkarätige Profimusiker für Projekte ein. Ein Beispiel ist der Lead-Saxophonist der SWR Big Band Klaus Graf oder andere wie Horst-Michael Schaffer, Reinhard Glöder oder Ray Anderson aus den USA. Als Laienmusiker kommt man nicht unbedingt mit Profimusikern in Kontakt. Das ist für beide Seiten eine Bereicherung und ein Erlebnis!

Welche waren die Auftritts-Highlights der letzten 30 Jahre?

Ein Highlight war der Polyball letzten November. Das Publikum hat laut mitgesungen. Wenn die Zuschauer und Zuschauerinnen so begeistert sind, gibt das einem unglaublich viel zurück. Ähnlich war es bei einem Openair-Konzert im französischen Belfort. Der Platz war voll mit Leuten, die jubelten und klatschten. Ein absoluter Höhepunkt. Dafür lohnt sich die ganze Arbeit.
Und dann gibt es auch Konzerte, die einen emotional stark bewegen. Wir waren 2008 nach dem grossen Erdbeben, wo es auch viele Tote gab, auf Tournee in China. Das Konzert begann mit einer Schweigeminute. Solche emotionalen Momente gibt es immer wieder. Das geht natürlich nicht spurlos an einem vorbei.

«In der Band spielt es keine Rolle, wer welche Ausbildung oder welche berufliche Position innehat. Man macht einfach gemeinsam Musik.»
Christoph Eck

Was gefällt dir am Jazz?

Jazz ist wahnsinnig vielseitig und spannend. Er drückt ein Lebensgefühl aus. Es gibt laute, fröhliche und melancholische Passagen und ganz verschiedene Rhythmen. Jazz deckt unglaublich viel ab: vom Latin über den Swing zum Hiphop-Funk hin zu Popnummern. Er spricht ein breites Publikum an. Und man kann dazu tanzen!

Nebst deiner Dirigententätigkeit bist du Dozent an der Hochschule Luzern und CEO des ETH-Spin Offs Aeroscout. Das ist ein ziemlicher Kontrast. Wo gibt es Parallelen zwischen deiner Arbeit und der Musik?

Die Musik ist für mich ein wichtiger Ausgleich. In der Band spielt es keine Rolle, wer welche Ausbildung oder welche berufliche Position innehat. Man macht einfach gemeinsam Musik. Aber es gibt auch Parallelen: Die Musik hat viele technische Aspekte wie die Rhythmen, die Intonation und die Präzision. Man muss diszipliniert sein und viel üben. Das ist viel Arbeit und manchmal auch anstrengend.

Du leitest die Big Band nun seit ihrer Gründung. Wie sieht es in Zukunft aus. Hängst du noch einmal dreissig Jahre an?

Dreissig Jahre wohl eher nicht (lacht). Im Moment macht mir die Big Band noch immer Spass. Ich kann mir auch vorstellen, in Zukunft wieder mehr Trompete zu spielen. Dann wahrscheinlich in einer kleineren Formation.

Am 10. Juni steht im Dolder Grand der Auftritt der Big Band an der ETH Alumni Gala an. Was erwartet die Gäste an diesem Abend?

Wir wollen die Leute zum Tanzen animieren. Wir haben ein Programm mit Latin, Funk und Swing-Elementen. Musik, die möglichst alle anspricht – auch jene, die sonst nichts mit Big Bands am Hut haben. Ausserdem werden Sänger und Sängerinnen für Abwechslung sorgen. Wir freuen uns auf einen kurzweiligen Abend mit allen Gästen.
 

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