«Ich lebe den Traum eines jeden Wissenschaftlers bei Planted»
Patrick Rühs hat Lebensmittelwissenschaften studiert und mit einem Doktorat an der ETH Zürich abgeschlossen. Heute ist er wissenschaftlicher Leiter beim Start-up «Planted», das sehr erfolgreich pflanzenbasiertes Fleisch produziert. Patrick erzählt über seinen Werdegang und darüber, was ihn täglich bei seiner Arbeit motiviert.
Warum hast du dich entschieden, an der ETH zu studieren?
Ich habe mein Abitur an der Deutschen Schule in Mexiko-Stadt gemacht. Damals war es für mich klar, dass ich in Europa studieren möchte. Die ETH Zürich in dieser schönen und vielseitigen Stadt war eine meiner Wahl-Unis. Mein Vater, der ebenfalls an der ETH studierte, hat mir die Hochschule auch empfohlen. Zudem geniesst die ETH weit über die Landesgrenzen hinweg einen sehr guten Ruf.
Und warum hast du dich für Lebensmittelwissenschaften entschieden?
Angefangen habe ich mit Biochemie, aber das Studium in Lebensmittelwissenschaften kombiniert genau das, was ich mag - Wissenschaft an einem echten System, sprich angewandte Wissenschaft, das fand ich sehr spannend. Und: Ich habe schon immer sehr gerne gegessen.
Was wolltest du als Kind werden?
Zwischendurch wollte ich Informatiker werden, dann hat mich Meeresbiologie sehr interessiert und irgendwann einmal wollte ich Physik studieren. Ich hatte schon immer viel Freude an der Wissenschaft. Es hat mich von klein auf sehr interessiert, wie Sachen funktionieren und wieso sie so funktionieren.
Woher kommt dein Interesse an alternativen Proteinen beziehungsweise pflanzlichem Fleisch oder überhaupt an deiner Arbeit?
Das hat mehrere Gründe. Ich will mit meiner Arbeit auch etwas für die Zukunft tun. Ich esse eigentlich gerne Fleisch, aber nicht um jeden Preis. Ich finde, pflanzliches Fleisch gibt einem die Möglichkeit, den gleichen Genuss zu erleben, den man beim Essen von Fleisch hat und dies ohne die negativen Auswirkungen auf die Umwelt, welche die Fleischproduktion hat, und ohne dass für diesen Genuss ein Tier getötet werden muss. Die heutige Fleischproduktion und unser Fleischkonsum sind nicht nachhaltig. Fleisch wird heutzutage so verkauft, dass man es oft nicht mehr als solches erkennt. Wenn ich meiner Tochter erkläre, das ist ein totes Tier, dann sagt sie, nein, das ist doch eine Wurst oder ein Chicken Nugget.
Bei «externe Seite Planted» kann ich an etwas Nachhaltigem forschen und etwas Neues erfinden, und das direkt in einem Unternehmen. Das ist im Lebensmittelbereich nicht selbstverständlich. Lebensmittel sind ein sehr konservatives Thema. Wir essen schon immer so wie wir es uns gewohnt sind aus unserem kulturellen Umfeld. Aber ich sehe dort nun einen Wandel. Mich fasziniert es, die Struktur von Fleisch durch sogenanntes «Bio-Strukturieren» zu imitieren. Das heisst, wir kombinieren moderne Strukturierungsmethoden von Materialien mit Mikroorganismen. Damit schaffen wir eine komplett neue Generation von Lebensmitteln, die strukturell und auch geschmacklich dem Fleisch sehr nahekommt. Zudem verwenden wir keine Zusatzstoffe und nur natürliche Zutaten.
Ich lebe auf diese Weise den Traum eines jeden Wissenschaftlers bei «Planted». Ich kann mich umfassend kreativ und wissenschaftlich ausleben. Gleichzeitig habe ich durch meine Arbeit Einfluss auf diejenigen Produkte, die wir auf dem Markt anbieten. Alles, was ich während meiner Ausbildung gelernt habe, kann ich direkt anwenden. Ich kann etwas bewirken im Alltag anderer Menschen, etwas für die Gesellschaft tun. Das motiviert mich sehr. Insbesondere mag ich es, Prozesse in der Lebensmitteltechnologie zu hinterfragen. Nur weil man es seit Jahren so gemacht hat, heisst es nicht, dass es richtig war. Ich versuche die Spielregeln neu zu definieren, indem ich die Abläufe komplett neu überdenke. Und dazu habe ich die Möglichkeit bei «Planted».
Wie sehen eure Zukunftspläne aus?
Wir träumen davon, ein grosses Stück Fleisch herzustellen, das man auf den Grill legen kann und es dann knusprig und saftig bleibt. Momentan essen nur 1-2 Prozent der Bevölkerung Fleischalternativen. Wir würden gerne die richtigen Fleisch-Esser:innen davon überzeugen, dass unsere Produkte nicht nur besser für die Umwelt sind, sondern auch gesünder sowie sehr lecker. Und ich möchte beweisen, dass Fleischalternativen auch besser oder gleich gut wie tierisches Fleisch schmecken können. Fleischalternativen sollen keinen Verzicht auf Genuss bedeuten.
Momentan orientieren wir uns an tierischem Fleisch. In Zukunft können wir uns auch gut vorstellen, dass wir an Fleischalternativen arbeiten, welche die positiven kulinarischen Aspekte von Fleisch übernehmen, aber nicht zwingend die Fleischform als solches nachahmen. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg.
Was würdest du aktuellen ETH-Studierenden als Tipp mitgeben?
Ich finde, man lernt während des Studiums sehr viel fürs Leben: zum Beispiel sehr schnell komplexe Zusammenhänge zu verstehen und das Gelernte anzuwenden. Mit einem ETH-Studium hat man auf dem Arbeitsmarkt gute Möglichkeiten, das ist ein grosser Vorteil. Man sollte die Wissensneugierde behalten, die man vom Studium her oft besitzt. Auch Kontakte aus dem Studium sind wichtig für die Zukunft. Und was ich auf jeden Fall empfehlen kann: Packt als Forschende auch einmal die Chance, ein Projekt selbst zu leiten. Das ist etwas Einmaliges.
Das Ziel von externe Seite «Planted» ist es, durch ihren pflanzlichen Fleischersatz, eine gesündere, leckerere sowie nachhaltigere Variante anzubieten.