Grossmachtkonflikte und heimische Sicherheit: Die Bedeutung kritischer Lieferketten
Im Zuge der COVID-19-Pandemie wurde klar, was es bedeutet, wenn es zu Unregelmässigkeiten in internationalen Lieferketten kommt. Überlegungen zur Stärkung der Lieferkettensicherheit fliessen seither vermehrt in aussen- und sicherheitspolitische Strategien europäischer Länder ein.
Im Rahmen seiner ETH Evening Talks-Veranstaltungsreihe lud das Center for Security Studies (CSS) am 28. September 2022 zwei renommierte Referierende ein, um den amerikanisch-chinesischen Weltkonflikt aus einer politökonomischen sowie sicherheitspolitischen Perspektive zu beleuchten: Prof. Dr. Heribert Dieter, Wissenschaftler der Stiftung für Wissenschaft und Politik in Berlin sowie ausserplanmässiger Professor an der Universität Potsdam, und Dr. Sophie-Charlotte Fischer, Forscherin im Team Schweizerische und Euro-Atlantische Sicherheit des CSS.. Dabei gingen sie vor allem auf die Rolle kritischer Lieferketten ein.
Eine Thematik, die alle beschäftigt
In seinem Vortrag adressierte Prof. Dieter unter anderem die Fragen, wie wir die internationale Zusammenarbeit künftig gestalten können und wie sich die internationale Arbeitsteilung weiterentwickeln wird. Er beschrieb die Thematik des Evening-Talks als solche, die Regierungen, Gesellschaften und WissenschaftlerInnen nicht nur in Europa, sondern auf der ganzen Welt beschäftigt. Wie wir künftig internationale wirtschaftliche Zusammenarbeit gestalten und wie wir uns in diesem geopolitischen Konflikt organisieren, stünden dabei als zentrale Fragen im Fokus. Gleichzeitig werde in vielen Kreisen bereits darüber diskutiert, ob es einen neuen wirtschaftlichen Eisernen Vorgang gebe und wie wir damit umgehen können. Prof. Dieter betonte, dass nicht ganz auf internationale Arbeitsteilung verzichtet werden sollte, da diese signifikant zu grösserem Wohlstand beigetragen habe.
Entkopplung der amerikanischen und chinesischen Hightech-Ökosysteme: Auch die Schweiz ist betroffen
Dr. Sophie-Charlotte Fischer zeigte in ihrem Referat auf, wie ein teilweises «Decoupling» (Entkopplung) der amerikanischen und chinesischen Hightech-Ökosysteme bereits begonnen hat. Dieses habe sich aufgrund des sich verschärfenden strategischen Wettbewerbs zwischen den beiden Grossmächten und der COVID-19-Pandemie noch verstärkt. Auch nationale Sicherheitsbedenken hätten zu dieser Entkoppelung beigetragen. Fischer erklärte, wie diese Entkoppelung im Technologiebereich für beide Seiten Herausforderungen mit sich bringe. Weiter zeigte sie auf, inwiefern diese Entwicklung auch die Schweiz betreffe und gab Empfehlungen ab, wie sich Bern im Konflikt positionieren könnte. Die Schweizer Neutralität sei beispielsweise ein Vorteil, um als Brückenbauerin zwischen den USA und China zu fungieren.
Im letzten Teil der Veranstaltung hatte das Publikum die Gelegenheit, den Referierenden Fragen zu stellen. Moderiert wurde die Frage- und Antwortrunde von Dr. Linda Maduz. An der Veranstaltung nahmen ungefähr 70 Personen aus verschiedenen Bundesbehörden, Hochschulen, Firmen und Think Tanks teil.
Zu dieser Thematik findest du hier weitere Artikel vom CSS ETH zur Verfügung gestellt: https://css.ethz.ch/publikationen.html