Gemütlicher Auftakt
Die VECS Alumni und einige Bio Alumni und Alumnae besuchten am 16. September das Felslabor der Nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (NAGRA) in der Grimselregion. Dabei erfuhren die Teilnehmenden einiges über Geschichte des radioaktiven Abfalls und über den langwierigen Prozess, eine langfristige Lösung für die Lagerung dieses Abfalls zu finden. Das Ziel ist immerhin eine sichere Lagerdauer von rund 1'000'000 Jahren!
Anreise in den Stollen
Eine Gruppe von etwas mehr als 20 Alumni und Alumnae fand sich am Tag des Besuchs im Gasthaus Bären im Guttannen im Berner Oberland ein. Nur ein einzelner Alumnus hatte allen Wetterwidrigkeiten getrotzt und am Morgen eine Durchquerung der Aareschlucht in Angriff genommen. Gestärkt von einem guten Mittagessen und unterhaltsamen Gesprächen wurden wir von zwei Bussen der NAGRA abgeholt und in Richtung Grimsel gefahren. Normalerweise könnte man das Felslabor direkt mit dem Postauto ansteuern. Aufgrund der grossen Baustelle im Rahmen der Errichtung der neuen Grimselstaumauer ist dies jedoch bis mindestens 2025 nicht möglich.
Warum ein Labor im Fels?
Einige der Tunnel im Granit des Grimsels existieren seit 1910 und sind mit dem Bau der verschiedenen Stauseen und Kraftwerke in der Gegend entstanden. Da das kristalline Material Granit in der Anfangsphase der Suche nach einem Standort für ein Schweizer Tiefenlager hoch im Kurs stand, erwies sich die Einrichtung einer Forschungsanlage im Gestein des Grimsel als ideal. Mittlerweile existiert ein weiteres Untergrundlabor in Mont Terri im Jura, wo aber nicht die NAGRA federführend ist, sondern Swisstopo. Dort enthält der Untergrund eine Schicht aus Opalinuston, also jenem Material, das aktuell als Träger für das Tiefenlager vorgesehen ist. Auch wenn der Granit für die Schweiz selbst nun nicht mehr aktuell ist, so gibt es doch einige andere Länder, die noch immer an einem Tiefenlager im Granit interessiert sind und das Grimsellabor mit entsprechenden finanziellen Zustüpfen unterstützen.
Ein toller Tourguide
Geführt durch die Tunnels wurden wir vom Geologen Dr. Florian Kober, dem stellvertretenden Leiter des Felslabors und seines Zeichens auch ETH Alumnus. Äusserst sachkundig und wortgewandt lieferte er uns einen Einblick in die Geschichte und Aktivitäten des Felslabors, das Ganze mit einer guten Prise Humor gewürzt. Herzlichen Dank!
Die eigentlichen Experimente sind natürlich unsichtbar im Gestein versteckt - in dieser Hinsicht gibt es also wenig zu sehen. Verschiedene Exponate und Illustrationen zeigen aber sehr schön auf, was da Gestein so geforscht wird. Wir durften einen Blick auf einen Modellabfallcontainer werfen und konnten sehen, wie dieser isoliert von einer Schicht aus dem Material Bentonit in Zukunft einem Tunnel eingelagert werden könnte. Bentonit quillt und dichtet, wenn es feucht wird, was eine erwünschte Eigenschaft für die langfristige Lagerung darstellt.
Was wird da geforscht?
Ein erst kürzlich gestartetes und auf 20 Jahre angelegtes Experiment geht der Frage nach, wie sich der Bentonit unter erhöhter Temperatur verhält. Durch die Radioaktivität wird der Abfall bekanntlich konstant geheizt. Dieser Abwärme muss bei der Planung einer Anlage aber auch bei der Befüllung der Container mit individuellen Brennstäben Rechnung getragen werden. Ist die Isolationsschicht auch unter höherer Temperatur stabil, so könnten Container dichter gelagert und die Dimension der benötigten Anlage beträchtlich verkleinert werden. Andere Versuche gehen der Frage nach, wie sich radioaktives Material durch Wasser im Granit verteilt. Mit echtem radioaktivem Abfall wird in der Anlage aber nicht geforscht, sondern mit künstlichen Radiococktails.
Atemberaubender Schlussknall
Gegen Ende der Tour durften wir noch einmal in die Busse steigen und einen halben Kilometer weiter in den Stollen hineinfahren. Dort erwartete uns ein abschliessendes Highlight: Eine eindrückliche Kristallkluft, wie sie die meisten von uns noch nie gesehen hatten. Und auch hier war die Komponente Vorsicht wohlweislich in die Planung eingeflossen: Die Kluft ist nämlich durch eine dicke Glasscheibe vom Zugriff gieriger Besuchender geschützt.
Ein Besuch im Felslabor Grimsel lohnt sich!