Kampf gegen die Tigermücke: Wo stehen wir?

Am 17. Juni, fast 20 Jahre nach der Entdeckung der Tigermücke im Tessin, hatten wir das Vergnügen, das Institut für Mikrobiologie (IM) des Departements für Umwelt, Bau und Design (DACD) der Fachhochschule der Südschweiz (SUPSI) zu besuchen, um mehr über diese sich ständig weiter ausbreitende Insektenart zu erfahren. So haben wir die Arbeit derjenigen entdeckt, die diese Mücke in unserem Gebiet überwachen, kontrollieren und bekämpfen.

Tigermücke

Das Beispiel der Stadt Mendrisio

Am Eingang des neuen SUPSI-Universitätscampus in Mendrisio, der vor einem Jahr eingeweiht wurde, fanden wir das freundliche "Moskito-Auto" der Stadt Mendrisio. David Mutti, Leiter der Abteilung Öffentliches Grün, und ein Mitarbeiter erläuterten uns (konkret) ihre Arbeit und die von ihnen verwendeten Instrumente: zum Beispiel eine der 80 Fallen, die zur Überwachung der Situation eingesetzt werden. Oder das Granulat mit Bacillus thuringiensis israelensis (Bti), einem biologischem und selektivem Mittel gegen Mückenlarven, das alle sechs Wochen in die 4000 Dolen geworfen wird. Die Bedeutung des Dialogs und der Zusammenarbeit zwischen Gemeinde und Privatpersonen ist von entscheidender Bedeutung. Zum einen möchte man die Belästigung durch aggressive und wiederholte Bisse zum anderen die Verbreitung möglicher Krankheiten vermeiden. Zusätzlich zur Behandlung ist es wichtig, von April bis November wöchentlich alle Behälter mit stehendem Wasser zu leeren, eine Stagnation des Regenwassers oder der Bewässerung in den Behältern (z.B. Töpfe, Eimer, Deckel) zu verhindern und Risse in den Wänden zu schliessen.

Der Universitätscampus der SUPSI Mendrisio und das Institut für Mikrobiologie

Anschliessend wurde der Besuch im SUPSI-Gebäude unter der Leitung von Prof. Mauro Tonolla, dem Direktor des Instituts für Mikrobiologie (IM), fortgesetzt. Über die auffallende zentrale Rampe sind die Etagen des Gebäudes erreichbar und durch die Glasfenster kann man einen Blick auf die Arbeitsräume gewinnen. Ein Highlight ist sicherlich die «Materioteca», die eine physische Sammlung umfasst, in der Studierende, Dozierende, Forschende und Fachleute zahlreiche Materialien mit ihren eigenen Händen ansehen und anfassen können. Ganz oben befindet sich das Institut für Mikrobiologie. Aspekte der öffentlichen Gesundheit, der Umwelthygiene, der mikrobiellen Ökologie und der Biotechnologie fliessen hier in einer einheitlichen Vision der Mikrobiologie zusammen, welche die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt als Teil eines grösseren Konzepts der "One Health" betrachtet.

Die Geheimnisse der Tigermücke

Dr. Eleonora Flacio, Leiterin der Abteilung Vektorökologie des IM, sprach anschliessend über die Merkmale der schwarz-weiss gestreiften Tigermücke, welche die Grösse einer 5-Cent-Münze aufweist. Sie macht kein Geräusch, ist aber sehr aggressiv und sticht immer wieder zu. Dank ihrer Anpassungsfähigkeit entwickelt sie sich auch in städtischen Gebieten und ist gut in der Lage, den Verkehr passiv zu nutzen, um sich über längere Strecken auszubreiten. Die Eier der Tigermücke können jahrelang und sogar bei sehr kaltem Wetter trocken bleiben. Sie braucht nur wenig Wasser, um sich zu vermehren, seien es auch in nur ein paar Millimeter. Hingegen entwickelt sie sich nicht in fliessenden Gewässern wie Bächen, Teichen, Biotopen oder Pools mit gechlortem Wasser. Interessanterweise war im Jahr 2021 ein Rückgang der Mücken zu verzeichnen. Dies war wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass die Menschen wegen der Covid-19 Pandemie mehr Zeit zu Hause verbrachten und sich daher stärker an präventive Massnahmen gehalten haben.

Ein Blick auf die Alpennordseite

Schliesslich präsentierte Marcus Schmidt, ETH Agri-Food Alumni, die Situation im Wohngebiet Wollishofen von Zürich. Im Herbst 2018 wurden dort Tigermücken identifiziert, da sich die Anwohner über aggressive Mücken beklagten, die tagsüber stachen. In einem Umkreis von ca. 200-300 Metern wurden die Bewohner über die Situation informiert und zur Zusammenarbeit aufgerufen. Mit dem Grünflächenverwalter wurde der ganze öffentliche Bereich auf Mückenbrutstätten untersucht und alle potentiellen Möglichkeiten eliminiert. Dies wurde auch konsequent in den privaten Gärten mit Hilfe der Bewohner gemacht. Zudem wurde vom April bis Oktober 2019 jede Dohle (Regenwassersammler) innerhalb dieses definierten Radius um die Fundstelle regelmässig mit Bti, dem Insektizid Bacillus thuringiensis israelensis, bestückt, um die Larvenentwicklung zu unterdrücken. Bei mehreren Kontrollen in den Jahren 2020 und 2021 wurden keine adulten Tigermücken mehr gefangen. Somit wurde die Tigermücke in diesem eng begrenzten Gebiet ausgerottet. Die im Vergleich zum Tessin kälteren Verhältnisse in Winter und der Abstand der Stadt Zürich zur italienischen Grenze sind in diesem Sinne vorteilhaft.

Köstlichkeiten aus dem Mendrisiotto

Nachdem wir alle Geheimnisse dieses Insekts entdeckt hatten, endete der Abend mit einem köstlichen Abendessen auf der Panoramaterrasse der Osteria Lanterna in Mendrisio.

Weitere Informationen:

externe Seite www.supsi.ch/go/zanzare
externe Seite www.zanzare-svizzera.ch
 

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