Betriebsführung bei Immark AG für die AMIV Alumni
AMIV Alumni
Am 18. Mai hatten die Mitglieder der AMIV Alumni die Gelegenheit, die Firma Inmark AG zu besuchen. Während der Besichtigung erfuhren die Teilnehmenden interessante Details zur Wiederverwertung und Entsorgung von Elektronikgeräten.
Immark AG - dieser Name ist vielen Zeitgenoss:innen kein Begriff, obwohl es sich bei der Firma um die Marktleaderin im Bereich der Wiederverwertung und Entsorgung von Elektronikschrott in der Schweiz handelt. Die Kernkompetenz ist die Wiederverwertung ausgedienter Elektronikgeräte. Dass für die Besuchenden dieser Betriebsführung festes Schuhwerk („am besten Sicherheitsschuhe, mindestens Wanderschuhe“) vorgeschrieben war, liess Vorfreude auf echtes und handfestes Eintauchen in die Materie aufkommen.
Rundgang beginnt im Sitzungszimmer
Für die einleitende Präsentation waren 30 Minuten vorgesehen – durch viele Rückfragen und angeregte Diskussionen überzogen wir dieses Zeitbudget jedoch um den Faktor 2. Neben allgemeinen Informationen über die Struktur der Firma (sie gehört seit 2010 zur Thommen Group) erfuhren wir Wissenswertes über durchschnittliche Verarbeitungsmengen (mehrere zig Tonnen Elektroschrott pro Tag) sowie über wesentliche Probleme und Gefahren (vor allem in Bezug auf Lithium-Akkus). Neben Anteilen an der vorgezogenen Recycling-Gebühr, die von den Organisationen SWICO und SENS verwaltet wird, finanziert sich das Unternehmen über den Handel mit Sekundärrohstoffen, namentlich unterschiedlichen Metallen wie beispielsweise Kupfer.
Zerkleinern und sortieren – immer und immer wieder
Dass ein Gerät als Erstes eine manuelle Schadstoff-Extraktion (im Fachjargon “Entfrachtung“ genannt) am Fliessband erfährt, konnten wir während des anschliessenden Rundgangs gleich selbst beobachten. In erster Linie werden dabei Batterien und Kondensatoren, aber auch giftige Substanzen wie Beryllium oder Quecksilber entfernt. Es folgt eine manuelle Vorsortierung, in welcher zum Beispiel Transformatoren für den direkten Weiterverkauf auf dem Kupfermarkt extrahiert werden. Danach sorgt der „Querstromzerspaner“ mit einer rotierenden Kette mit Kettengliedern von der Grösse eines muskulösen Oberarms und damit mit brachialer Gewalt dafür, dass die Verbunde aus Kunststoffen, Metallen, Leiterplatten und elektronischen Komponenten zerkleinert werden. In einer Vielzahl von nachfolgenden Schritten werden die Stoffe im Anschluss weiter verfeinert und getrennt. Für diese Fraktionen kommen verschiedene Prinzipien zum Einsatz, unter anderem Druckluft, ein Magnetabscheider und auch ein „Wirbelstromabscheider“.
Hoher Grad an Automatisierung – dennoch viel manuelle Arbeit
Trotz eines beachtlichen Grads an Automatisierung ist ein überraschend hohes Mass an manueller Interaktion erforderlich – so stehen dutzende von Arbeitenden an Fliessbändern und sortieren die vorbeiziehende Ware in atemberaubender Geschwindigkeit. Die Frage, ob der Mensch bei solcher Arbeit dereinst durch eine Kombination von bildgebenden Verfahren und maschinellem Lernen ersetzt werden könnte, sorgte für angeregten Gesprächsstoff. Mit rund sechs Tonnen Elektroschrott pro Stunde erreicht aber auch die heutige Anlage bereits einen beeindruckenden Durchsatz.
Bei aller Faszination dominiert jedoch stets ein beklemmendes Gefühl: Nicht nur der Umstand, dass wohl ein wesentlicher Teil der Geräte vor der Entsorgung kaum nennenswerte funktionale Defekte aufgewiesen hat, lässt einem unseren Umgang mit technischen Geräten hinterfragen…