Micha Germann: «Ich forsche zu den Ursachen und Konsequenzen politischer Gewalt, insbesondere von Bürgerkriegen und Terrorismus, sowie zu demokratischen Innovationen.»

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ETH Alumnus Micha Germann schloss seinen Doktor am «Center for Comparative and International Studies (CIS)» ab. Er schrieb seine Dissertation über das Konfliktlösungspotential von Selbstbestimmungsreferenden. Heute ist er Assistenzprofessor in Bath und forscht in den Bereichen von ethno-nationalistischen Konflikten, digitaler Demokratie und politisches Verhalten. Kürzlich hat er einen prestigeträchtigen Grant für die nächsten drei Jahre gewonnen.

Micha Germann

Was wolltest Du als Kind werden?

Zuerst wollte ich Bankdirektor werden und später Professor.

Du hast an der ETH Deinen Doktor am Departement Geistes-, Sozial- und Staatswissenschaften abgeschlossen. Was hat Dich an die ETH gebracht?

Das ist eine etwas längere Geschichte. Ich habe 2012 meinen Master in Politikwissenschaften an der Universität Zürich (UZH) abgeschlossen. Kurz darauf habe ich am Zentrum für direkte Demokratie (c2d) am Zentrum für Demokratie Aarau (ZDA) eine Doktorandenstelle angetreten. Das c2d gehört zur UZH, ist aber nicht dem Institut für Politikwissenschaften angeschlossen, sondern der juristischen Fakultät. Das c2d-Team war multidisziplinär, die Leitung hatte damals Prof. Dr. Andreas Auer inne, ein bekannter Verfassungsrechtler. Da ich ein Doktorat in Politikwissenschaft machen wollte, kam eine Betreuung durch Prof. Auer nicht in Frage.

Mein damals noch sehr grober Plan war es, eine Dissertation zum Zusammenhang zwischen Autonomie- und Sezessionsreferenden und Bürgerkrieg zu schreiben. Der renommierteste Konfliktforscher der Schweiz – Prof. Lars-Erik Cederman – hatte, und hat immer noch, einen Lehrstuhl an der ETH. Also habe ich Lars-Erik geschrieben. Ich wusste nicht, dass er in der Regel eigentlich nur Studierenden betreut, die den ETH Master für Politikwissenschaft (MACIS) gemacht haben, in dem er selbst unterrichtet. Nach etwas Überzeugungsarbeit hat er mich dann aber doch für ein Bewerbungsgespräch eingeladen, dann für ein zweites. Anscheinend habe ich ihn überzeugt. Lars-Erik wurde mein Hauptbetreuer, und fortan hatte ich eine Doppelaffiliation mit dem c2d/UZH und dem CIS/ETH.

Du arbeitest aktuell an der Universität Bath als Assistenzprofessor. Worum geht’s bei Deiner Arbeit?

Ich forsche zu den Ursachen und Konsequenzen politischer Gewalt, insbesondere von Bürgerkriegen und Terrorismus, sowie zu demokratischen Innovationen. Zudem forsche ich zum Potenzial virtueller sowie nicht-virtueller demokratischer Innovationen, die demokratische Qualität und Stabilität zu verbessern. Mit demokratischen Innovationen meine ich beispielsweise sogenannte deliberative Bürgerräte (englisch «deliberative mini-publics»), die Internetwahl oder Online-Wahlhilfen wie smartvote oder Wahl-o-Mat. Ich lehre auch, hauptsächlich zu innerstaatlichen Konflikten und sozialwissenschaftlichen Methoden.

Was sind aktuell Deine Herausforderungen?

Ich habe mich anfangs Jahr um einen prestigeträchtigen Grant vom Economic and Social Research Council, dem New Investigator Grant, beworben. Etwas überraschend habe ich diesen dann tatsächlich bekommen und habe am 1. November 2021 angefangen, daran zu arbeiten. Für insgesamt drei Jahre werde ich substanziell weniger lehren müssen und erhalte die Möglichkeit, ein Team aus Forschungsassistierenden anzustellen und zu leiten. Im Projekt geht es um die Rolle von gewaltloser Repression in der Eskalation von separatistischen Konflikten, von gewaltloser Mobilisierung bis hin zu Bürgerkriegen. Ich werde dazu global Daten sammeln und Umfrage-Experimente in verschiedenen separatistischen Gebieten durchführen.

Ganz herzliche Gratulation und viel Erfolg! Hast Du einen Tipp für die Studierenden der ETH?

Ein Studium verschafft die einmalige Möglichkeit, sich in verschiedenste Fragen breit einzuarbeiten. Diese faszinierende Möglichkeit kehrt so nicht mehr zurück, und ich würde sie nutzen!

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