Weltrekord über 12 Stunden Golf
Golf Gruppe Alumni
ETH Alumnus Jürg Randegger wagte sich diesen Sommer an den Weltrekord im Speedgolf und knackte ihn nach knapp zwölf Stunden auf dem Golfplatz in Niederbühren. In diesem Interview erzählt er uns, welche Vorbereitungen er zuvor getroffen hat, und welchen Strapazen er während des Golfspielens ausgeliefert war.
1. Wie kamst Du auf die Idee, diesen Weltrekord zu absolvieren?
Es gab mehrere Faktoren, die diesen Entscheid begünstigt haben. Zum einen spiele ich seit meiner Kindheit leidenschaftlich gerne Golf. Vor fünf Jahren entdeckte ich dann Speedgolf als ideale Kombination zwischen Golf, Fitness, Kondition und Zeitmanagement, sodass sich mehr Zeit für die Familie ergibt.
Letzten Sommer hatten wir bei uns im GC Erlen einen ähnlichen Marathonanlass, bei dem ich es bereits etwas übertrieb. Richtig konkret wurde es aber erst Anfang Winter mit der Rückkehr der Pandemie, die vieles einschränkte und mich auf «dumme» Gedanken kommen liess.
2. Welches waren die genauen Vorgaben für diesen Wettkampf?
Konkret ging es darum, innert der vorgegebenen Zeit von 12 Stunden möglichst viele Golflöcher vollständig (das heisst bis und mit Einlochen des Balles) zu absolvieren. Dies «zu Fuss» auf einem 18-Loch Golfplatz mit einer Länge von mindestens 6'000 Yards (ungefähr 5'487 Meter), wobei die Schläger (in meinem Fall nur das Eisen-7) selber getragen werden mussten. Hinzu kamen Anforderungen von «Guinness World Records» betreffend Zeugen und unter anderem Filmaufnahmen, aber das hatte mit dem eigentlichen sportlichen Aspekt nichts zu tun.
3. Welche Ziele hast Du damit verfolgt?
Primär ging es mir dabei darum, meine persönlichen Grenzen zu testen beziehungsweise zu sehen, was mit einer halb-professionellen Vorbereitung für einen «normal-sterblichen» Menschen wie mich möglich ist. Damit das ganze Vorhaben aber noch etwas mehr Sinn bekommt, habe ich parallel dazu ein entsprechendes Spendenprojekt aufgesetzt, zu Gunsten von Special Olympics Switzerland und der Förderung der Wertschätzung, Akzeptanz und Gleichstellung von Menschen mit geistiger Beeinträchtigung durch die Kraft des Sportes.
4. Welche Gefühle zeigten sich bei Dir über die ganzen 12 Stunden?
Vor dem Start überwiegte die Vorfreude, dass es nach monatelangem Training endlich losgehen konnte. Als ich dann loslegte, war ich vollkommen übermotiviert und deutlich zu schnell unterwegs. Danach konnte ich die ersten sechs Stunden aber relativ gut geniessen und mich über die Unterstützung der vielen Helfenden freuen. Zwischendurch war ich etwas in Sorge, weil sich zuerst mein linkes Knie und später mein Magen bemerkbar machten aber das ging zum Glück wieder ohne Konsequenzen vorbei. Nach der Hälfte der Zeit machten sich jedoch die Strapazen immer mehr bemerkbar, und es stieg der Frust in mir hoch, beziehungsweise verfluchte ich mich – da musste ich richtig mit mir selber kämpfen. Aber als nach zehn Stunden die Rekorde in Sichtweite kamen, fühlte ich mich fast wieder beflügelt und konnte die letzten zwei Runden ziemlich gut geniessen. Erst als der Regen wieder deutlich stärker wurde und den Platz fast gänzlich unter Wasser setzte, und alle Rekorde übertroffen waren, sank die Motivation zum weiteren Durchbeissen ziemlich rasant. Daher schenkte ich mir die letzten 40 Minuten auf der Uhr.
5. Würdest Du dies wieder machen?
Es war eine extrem spannende und lehrreiche Zeit für mich. Ich habe viel über mich, meinen Körper und meinen Kopf gelernt, wie auch über die moderne Trainingslehre und die Organisation eines solchen Unterfangens. Zudem durfte ich mich über die Unterstützung ganz vieler Leute freuen. Es war eine ganz tolle Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Aber nochmals werde ich mir und meinem Umfeld so etwas kaum antun.
6. Was ist Dein Schlussfazit über diesen Weltrekordversuch?
Es ist unglaublich, was der menschliche Körper (und Kopf) zu leisten imstande ist, mit einem halbwegs realistischen Ziel vor Augen und der entsprechenden Vorbereitung und der Unterstützung von ganz vielen tollen Helfenden. Ich hätte mir im Vorfeld nie erträumt, dass ich einmal im Leben 93 Kilometer am Stück würde rennen und dabei noch 1'348 Mal den Golfschläger würde schwingen können.
7. Wo lag der bisherige Rekord, welchen es zu brechen gab, und von wem wurde er gespielt?
Der Guinness Rekord für die meisten Löcher innert 12 Stunden lag bei 221 aus dem Jahr 2005. Dieser wurde in den letzten 15 Jahren mehrmals überboten, allerdings nie offiziell anerkannt, weil die Bedingungen von Guinness ziemlich strikt sind. Die inoffizielle Bestmarke gehörte dem Ex-Baseball Profi Eric Byrnes mit 245 Löchern aus dem Jahr 2018.