Kind und Karriere vereinen – ein ständiger Balanceakt, der sich lohnt

Alumni Career

Am 15. Januar trafen sich rund 20 ETH Alumni online zum Thema «Kind oder Karriere? Bitte beides». Immer mehr Frauen aber auch Männer wünschen sich für ihre Familie Alternativen und wollen weg vom klassischen Rollenmodell. Neue Möglichkeiten sind gefragt. Monika Keller sprach während 90 Minuten von ihrer langjährigen Erfahrung als Mutter, Teamleiterin und Coach und gab wertvolle Tipps.

Kind und Karriere

Monika Keller weiss, wovon sie spricht. In der klassischen Schweizer Familie mit klar verteilten Rollen gross geworden, lebt sie nun in einer Patchwork-Familie mit vier Kindern. Nie hört sie auf zu arbeiten, sondern sucht laufend Wege, ihre Wünsche und Bedürfnisse als Mutter mit denen als Teamleiterin zu vereinen. Ende 2019 macht sie sich selbständig, um den ändernden Bedürfnissen ihrer Familie und ihren eigenen Wünschen gerecht zu werden. Während des online Seminars teilt sie ihre wichtigsten Erkenntnisse mit 20 Alumni, wobei das Thema, noch, vor allem Frauen interessiert.

Karriere – eine persönliche Definition

Nach einer kurzen Umfrage, um zu erfahren, wer und weshalb teilnimmt, steigt Monika ins Thema Karriere ein. Karriere ist ein klar definierter Begriff, trotzdem ist er abhängig von persönlichen Werten. Karriere bewegt sich beispielsweise für Monika im Spannungsfeld von Geld, Teamleitung und Work-Life-Balance. Insofern gibt es keine universelle Antwort, wie eine Karriere aussieht. Wichtig ist, sich ständig vor Augen zu halten, dass die Vereinbarkeit begrenzt ist. Denn die Kinder werden schnell grösser. Damit verändern sich auch die Bedürfnisse der Familie.

Monika stellt als nächstes vier Modelle elterlicher Rollenverteilungen vor. Sie sagt aber klar, dass es dazwischen viele Schattierungen gibt. Denn auch hier gilt: Es ist immer eine individuelle Angelegenheit, und es gibt kein Richtig oder Falsch. Wichtig ist die eigene Empfindung. Die Bedürfnisse und Möglichkeiten aller Familienmitglieder verändern sich laufend. Zentral ist, dass die Eltern sich wohl fühlen und glücklich sind. Das überträgt sich dann auf alle, aber vor allem auf die Kinder.

Drei Praxisbeispiele

Sind Frauen, welche arbeiten, Rabenmütter, oder wenn sie nicht arbeiten, kein gutes Vorbild für die Kinder? Diese Gedanken machen sich viele Mütter. Und wie geht es den Männern? Hier ist es wichtig, auf das eigene Herz zu hören. Über die Priorisierung, welche zu einem grossen Teil auch von gesellschaftlichen Werten abhängt, gibt es viele Möglichkeiten. Monika stellt drei Beispiele vor. Im traditionell bürgerlichen Modell, in dem der Vater als Ernährer Vollzeit arbeitet, und die Mutter die Familie betreut, kennen wohl noch die meisten. Dieses näher zu erklären ist nicht notwendig.

Im modernisiert bürgerlichen Modell ist der Mann immer noch Hauptverdiener. Die Frau passt ihr Pensum nach unten an, und ist hauptsächlich für die Betreuung der Kinder zuständig. Im Beispiel von Markus und Beatrice haben sie die Rollenverteilung an ihre Bedürfnisse und Vorstellungen angepasst. Unter der Woche kümmert sich Beatrice um die Kinder und den Haushalt, da Markus oft auch geschäftlich unterwegs ist. Am Wochenende teilen sie sich die Aufgaben. Sie erhalten Hilfe von den Grosseltern, so können sie sich Zeit für sich nehmen.

Im egalitär-erwerbsbezogenes Modell arbeiten Klaus und Anna je 100 Prozent im Beispiel. Beide haben die Möglichkeit, zu Hause zu arbeiten. Als die Kinder klein sind, leisten sie sich mehrere Nannys, welche auch einen grossen Teil der Hausarbeit erledigen. So können die Eltern, wenn sie mit der Arbeit fertig sind, sich ganz auf ihre Kinder konzentrieren. Nach ein paar Jahren besuchen die Kinder Schulen, welche eine Tagesstruktur inklusive Musik- und Sportunterricht anbietet. Regelmässig nehmen sich Klaus und Anna Zeit als Paar. Während dieser Zeit passen Grosseltern auf die Kinder auf. Nun gehen die Kinder aufgrund ihres Alters nicht mehr um 8 Uhr abends ins Bett. Das erfordert ein erneutes Umdenken und Anpassungen.

Im egalitär-familienbezogenen Modell arbeiten im dritten Beispiel sowohl Andreas wie auch Silvia Teilzeit und betreuen die Kinder gemeinsam. Markus hat sich weitergebildet und einen Beruf ergriffen, der Teilzeit erlaubt. Auch hat er vom Arbeitgeber verlangt, dass er zu Hause arbeiten kann. Sie haben fixe Tage, wann sie zu Hause sind. An diesen Tagen kann der Partner beziehungsweise die Partnerin zum Beispiel spätere Meetings mit Apéro annehmen. Die Kinder sind dann den ganzen Tag versorgt. Sie sind Teil eines guten Netzes von Nachbarn, die sich gegenseitig helfen.

Eine kurze Umfrage bei den Teilnehmenden zeigt, dass alle das egalitär-familienbezogene Modell bevorzugen und anstreben. Auch die Männer in der Gruppe sprechen sich dafür aus. Das zeigt die Bereitschaft, mit Traditionen zu brechen und neue Wege zu gehen.

Neue Arbeitsmodelle gefordert

Dies stellt Arbeitgebende vor neuen Herausforderungen. Monika stellt ein weitläufiges Argumentarium vor, warum Firmen Teilzeitmodelle fördern sollten. Sie spricht aus eigener Erfahrung, wenn sie sagt, dass man aber immer danach fragen muss. Nichts wird geschenkt. Auch das offene Kommunizieren von klaren Grenzen beider Seiten ist die Grundlage für eine gute Zusammenarbeit. Es ist ein Lernprozess, den beide Parteien miteinander gehen können. Es ist wichtig, dass Absprachen und Grenzen realistisch sind und eingehalten werden. Dann kann die Zeit für alles reichen.

Anschliessend diskutieren die Teilnehmenden in Kleingruppen, was die Herausforderungen sind und welche Argumente sie für Führungspositionen in Teilzeit anbringen können. Diese Diskussionen werden festgehalten und von Monika im Plenum kommentiert. Sie warnt davor, das Pensum zu reduzieren, ohne Aufgaben abzugeben. Man läuft Gefahr, bei weniger Lohn auszubrennen, das dient niemandem. Der Vortrag schliesst mit vielen Ideen und nützlichen Links.

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