Daniel Eckenstein: "Seid mutig, Euren Weg zu suchen, und etwas Grosses machen zu wollen."

Alumni Porträts

Als Kind wollte Daniel Eckenstein Bahnhofvorstand werden. Sein Studium der Bauingenieurwissenschaften an der ETH begann er, weil er verstehen wollte wie und wieso der Verkehr funktionierte. Heute ist er bei der SBB tätig, und seit bereits über fünf Jahren ist er Präsident der AIV Alumni.

Daniel Eckenstein

Was wolltest Du als Kind werden?

Ein Aufsatz aus der Primarschule beweist, dass ich Bahnhofsvorstand in unserem Familien-Ferienort Brienz BE werden wollte. Den Bahnhof führen und die Züge und Reisenden organisieren reizte mich und die Arbeit in der touristisch-traumhaften Umgebung vermutlich genauso.

Du hast Bauingenieurwissenschaft an der ETH studiert. Was hat Dich zu einem Studium an der ETH inspiriert?

Ich wollte verstehen, wie und wieso der Verkehr funktioniert und eine solide technische Ausbildung absolvieren. So kam ich über diverse Gespräche mit Ingenieuren auf das Bauingenieurstudium. Geprägt hat mich eine Präsentation in der ein Bauingenieur als Brückenbauer im übertragenen Sinne zwischen vielfältigen Anspruchsgruppen aus Politik, Bauherrschaft, Anwohnern und Interessensgruppierungen dargestellt wurde. Kurz gesagt: Gleichzeitig etwas von der Materie zu verstehen und mit verschiedensten Personen auf Augenhöhe zu diskutieren, hat mich gereizt.

Wie hat Dir Dein ETH Abschluss beim Berufseinstieg geholfen? Was gefällt Dir daran, bei der SBB zu arbeiten?

An der ETH lernte ich, mich rasch in ein Thema zu vertiefen und die Ausgangslage sauber zu analysieren. Dies ist in einer Vorlesung oder Übung, aber auch im Berufsleben wertvoll. Mit der Masterarbeit bei der SBB und der Aufnahme ins Trainee Programm hatte ich einen perfekten Einstieg in das Grossunternehmen SBB, und mir standen viele Türen offen. Ich konnte während dem 18-monatigen Programm und den unterschiedlichen Förderstellen zum Beispiel auch in der Fahrzeugtechnik arbeiten. Dieser Bereich ist sonst für einen Bauingenieur weniger naheliegend. So nahm ich weitere Puzzleteile zum Gesamtsystemverständnis in meinen Erfahrungsrucksack auf. Viel Abwechslung und die Themenvielfalt meiner Arbeit gefallen mir sehr.

Wie sieht Dein Arbeitsalltag aus? Was sind Deine Aufgaben?

Heute bin ich im strategischen Anlagenmanagement der Infrastruktur tätig und leite ein Change Projekt. Wir wollen die Zusammenarbeit in den verschiedensten technischen Anlagen innerhalb der Infrastruktur systematisch am Kundennutzen ausrichten und vor allem die Wirkung hin zu einem Gesamtsystem Eisenbahn effektiver gestalten. Es geht darum, die verschiedenen Akteure miteinander in einen systematischen Austausch zu bringen und weg zu kommen vom bestehenden Silo-Denken.

Wie hat sich Dein Arbeitsalltag aufgrund der aktuellen Corona-Krise verändert?

Im März ging es fast nahtlos ins Homeoffice. Wir als «Büromitarbeitende» sind bei der SBB in einer komfortablen Position. Wir haben keine festen Arbeitsplätze mehr und sind alle mit Notebook und Mobiltelefon ausgestattet. Doch der persönliche Austausch fehlt: Gerade für ein Projekt wie unseres, bei dem es viel darum geht, Positionen zu verstehen und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten . Es hilft natürlich sehr, die Stimmung im Raum zu spüren. Aber das sind Luxusprobleme, wir haben viele Online-Hilfsmittel. Und im Gegensatz zu unseren Kollegen und Kolleginnen in den Zügen, entlang der Gleise oder in den Werkstätten, braucht es uns nicht zwingend physisch vor Ort, um den regelmässigen Betrieb aufrecht zu erhalten und die Schweiz zu bewegen.

Du bist seit über fünf Jahren Präsident der AIV Alumni. Was würdest Du heute Studierenden der ETH weitergeben?

Haltet die Augen und Ohren offen. Das Studium an der ETH ist eine sehr gute Basis für die verschiedensten Anwendungen. Man kann sich manchmal gar nicht vorstellen, wo es überall spannende Aufgaben für uns gibt. Ich hätte auch empfohlen, sucht euch so viele Praxiseinblicke wie nur möglich, aber das ist zurzeit eine Herausforderung. Sucht und nutzt trotz der aktuellen Lage die Möglichkeiten, um einen Einblick in Baustellen, Firmen oder Labors zu gewinnen und mit den Mitarbeitenden der Firmen in Kontakt zu treten. Seid mutig, Euren Weg zu suchen, und etwas Grosses machen zu wollen.
 

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