Johanna Vorwerk: «Es ist erstaunlich, wie weit der Name MEST in den Unternehmen schon ein Begriff ist.»

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ETH Alumna Johanna Vorwerk machte ihren Master in Energie Wissenschaft und Technologie (MEST) und arbeitet zurzeit im Power Systems Laboratory an ihrem Doktor. Kürzlich gründete sie mit einigen Absolventen die MEST Alumni. In diesem Interview spricht sie über ihren Werdegang, ihre Erfahrungen als Frau in einem MINT-Beruf und die Ziele der jüngsten Mitgliederorganisation in der ETH Alumni Familie.

Johanna Vorwerk

Du hast an der ETH Zürich den Master in Energie Wissenschaft und Technologie (MEST) gemacht, aktuell arbeitest Du an Deinem Doktor. Was hat Dich zu einem Studium an der ETH inspiriert?

Ich absolvierte meinen Bachelor im Rahmen eines dualen Studiums an einer Fachhochschule in Deutschland. Nach dem Abschluss wurde ich wie vereinbart übernommen, und fing an in der Verteilnetzplanung zu arbeiten. Gleichzeitig schaute ich mich nach Masterfächern um. Es war mein Wunsch, mich nicht nur auf die elektrische Energietechnik zu vertiefen, sondern mich dem Energiebereich im Allgemeinen zu widmen. An diesem Master der ETH fand ich toll, dass ich die Kurse frei wählen konnte und dass es ein kleiner internationaler Studiengang war.

Da ich nur einen Abschluss von einer Fachhochschule hatte, machte ich mir keine allzu grossen Hoffnungen, angenommen zu werden. Ich war freudig überrascht, als ich angenommen wurde. Der Master ist stark international ausgerichtet und der Grossteil der Studierenden kommt aus dem Ausland. Daher hat sich hier schnell eine Gemeinschaft gebildet, die ich wirklich schön fand.

Woran arbeitest Du an Deinem Doktor?

Ich bin im Power Systems Laboratory bei Professor Hug. Wir arbeiten daran, das bestehende elektrische Netz auf Einspeisung ausschliesslich erneuerbarer Energie vorzubereiten. Das Stromnetz muss immer in einer Waage gehalten werden: Es muss so viel erzeugt werden wie verbraucht wird. Wir sprechen da von einem Ausgleich auf unterschiedlichen Zeitskalen von Sekunden bis zu Monaten. Da dieser schnellere Ausgleich bis anhin mit konventionellen Erzeugungsmitteln wie der Kernenergie erfolgte, brauchen wir neue alternative Wege. Traditionell benutzt man dafür die Einspeisung. Ich forsche daran, wie man die Lasten benutzen kann. Das heisst, wie kann der Verbrauch jeder Einzelnen und jedes Einzelnen dazu beitragen, dass die Waage gehalten wird.

Du bist Präsidentin der neuen gegründeten Alumni Gruppe «Master Energy Science and Technology (MEST) Alumni». Was sind Eure Ziele?

Vor der Gründung haben wir eine Umfrage gemacht. Denn uns war wichtig, dass unsere Ziele nicht nur die des Vorstands sind. Wir sind stolz darauf, dass wir aus jedem Abschlussjahrgang Personen erreichten, denn den Master gibt es nun schon zwölf Jahre. Über 110 potenzielle Mitglieder haben mitgemacht. Das Feedback kam von fast allen Kontinenten, da die meisten Alumni entweder in ihre Heimatländer zurückkehren oder in ganz anderen Ländern arbeiten.

Als grosse Ziele haben sich herauskristallisiert, dass wir eine internationale Plattform schaffen wollen, die einen professionellen Austausch ermöglicht. Der Spassfaktor darf aber nicht vergessen gehen. Wir haben auch festgestellt, dass viele im gleichen Bereich arbeiten und professionellen Austausch wünschen. Ausserdem möchten wir gerne ein Mentoring-Programm auf die Beine stellen, nicht nur für die Studierenden, sondern auch für die Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger. Wir haben einige erfahrenere Alumni dabei, die schon vor längerer Zeit abgeschlossen haben. Das hilft.

Der internationale Aspekt stellt uns natürlich vor Herausforderungen. Aber wir sind zuversichtlich, dass wir eine gute Integration schaffen. Der Austausch online funktioniert meines Erachtens gut. Ich bin auch Mitglied im Femtec Alumna e.V., das ist ein Alumna Verein eines Karriereförderungsprogrammes für Frauen in MINT-Berufen. Der ist in Deutschland relativ bekannt, um Frauen in MINT-Berufen zu unterstützen und Mädchen für Technik zu begeistern. Einmal pro Jahr findet daher eine Konferenz statt, da helfe ich freiwillig. Dieses Jahr mussten wir innerhalb einer Woche auf ein online Format umstellen. Alle Programmpunkte waren darauf angelegt, dass man zwar inhaltliche Sachen vermittelt, aber vor allem auch andere Vereinsmitglieder kennenlernt. Das hat online wirklich gut funktioniert, und alle waren begeistert. Ich möchte etwas Ähnliches mit den MEST Alumni machen. Natürlich möchten wir aber auch physische Treffen veranstalten, sobald dies wieder möglich ist.

Wer kann der Gruppe beitreten?

Ganz kurz: Alle MEST Absolventinnen und Absolventen sind herzlich willkommen. Wir möchten aber auch Studierende des Masters an unsere Events einladen. Schon alleine deswegen, weil wir das Mentoring Programm und den Verein aufbauen und sie an uns binden wollen. Es ist erstaunlich, wie weit der Name MEST in den Unternehmen schon ein Begriff ist. Wir bleiben untereinander eine Art Familie, welche ich schon während des Studiums bemerkt habe.

Was für einen Rat würdest Du den Studierenden von heute mitgeben?

Ich habe ziemlich häufig negative Kommentare wie «Frau und Technik» oder «hier besteht die Hälfte nicht» zu hören bekommen. Mich hat das am Anfang etwas heruntergezogen. Heute nehme ich als Ansporn. Daher mein erster Tipp: Wenn Dir etwas wichtig ist, lass Dich nicht unterkriegen und schenke destruktiven Stimmen kein Gehör.

Mein zweiter Tipp bezieht sich auf Theorie und Praxis: Für mich war es extrem hilfreich, dass meine erste Ausbildung anwendungsbezogen war. Viele Studierende haben Schwierigkeiten zu verstehen, warum sie gewisse abstrakte Fächer belegen müssen. Die Vertiefung kommt ja erst später. Ich fand es wichtig, dass ich immer wusste, warum ich etwas lernte. Auch wenn es nur einige Stunden waren, ich versuchte immer, die Anwendung beispielsweise im Rahmen eines Werkstudentenvertrags zu sehen. So konnte ich einfacher lernen, warum ich gewisse Sachen überhaupt studiere.

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Am 7. Oktober 2020 lädt der Vorstand von MEST zum Kick-off Meeting der Gruppe ein.

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