Heinz Mäder: «Das ganze ETH Alumni Netzwerk ist für mich persönlich ein Gewinn und allgemein sehr hilfreich.»

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Heinz Mäder studierte und promovierte in der Elektrotechnik an der ETH Zürich. Seit ungefähr 50 Jahren engagiert er sich bei den ETH Alumni. Jahrelang war er Präsident der Ortsgruppe Zürich und trug eine spezielle Verantwortung in der Stadt der Alma Mater. November 2019 würdigten die Delegierten sein Engagement und wählten ihn zum Ehrenmitglied der ETH Alumni. Im Interview erzählt er, was Engagement generell und die ETH Alumni speziell für ihn bedeuten.

Heinz Mäder

Was wolltest Du als Kind werden?

Konkret weiss ich es nicht mehr. Ich war aber immer an der Technik interessiert. Nach der Schule hatte ich genug von der Schule und machte eine Lehre als Elektroniker, damals hiess es Fernmelde-, Elektro- und Apparatemonteur. Nach dem Lehrabschluss wollte ich doch mehr wissen und holte an einer Privatschule die eidgenössische Matura nach.

Du hast Dein Studium und Doktor in Elektrotechnik an der ETH gemacht. Warum hast Du Dich für die ETH entschieden?

Mein Ziel nach der Matura war weiterhin Elektrik. Als Bieler hatte ich die Wahl zwischen Lausanne und Zürich. Wegen der Sprache habe ich mich für Zürich entschieden. Als Schweizer kannte ich die ETH natürlich, auch wenn der internationale Vergleich und das hohe Ranking damals noch keine grosse Rolle spielten. Ich wollte aufgrund meiner Lehre einen Praxisbezug beibehalten. Daher kam für mich ein theoretisches Studium wie zum Beispiel Physik in Bern nicht in Frage.

Nach dem Studium erhielt ich von Professor Mansour (Institut für Automatik) eine Assistentenstelle und ein Thema für die Dissertation (Pattern Recognition) angeboten. Dieses Angebot motivierte mich zum Weitermachen. Nach ungefähr neun Jahren als wissenschaftlicher Mitarbeiter wechselte ich dann in die Privatwirtschaft.

Du hast nach dem Studium einige Jahre an der ETH in der Forschung gearbeitet und danach in die Privatindustrie gewechselt. Vor rund 25 Jahren hast Du Deine eigene Firma gegründet. Wie hat Dir Deine ETH Ausbildung in Deiner Karriere geholfen?

Zuerst arbeitete ich einige Jahre bei Bührle in der Systemtechnik. Beim Zusammenschluss mit der Contraves verlor ich dann leider die Stelle. Danach arbeitete ich in einer kleineren Firma, welche Warensicherungssysteme für den Detailhandel entwickelte. Nach einer turbulenten Zeit verlor ich da auch wieder die Stelle. So war für mich der Zeitpunkt der Selbständigkeit gekommen.

Zu diesem Zeitpunkt gab es neue Entwicklungen in der Radiofrequenzidentifikation (RFID). Ich hatte das Gefühl, dass diese Technologie Zukunft hat. Es stellte sich heraus, dass ich zu früh war, daher war es ein schwieriger Anfang. Ich hatte aber einen guten Partner, der mich sehr unterstützte. Da das Produkt am Anfang noch nicht ertragreich war, bot ich mit einem anderen Partner Ausbildungen im Bereich Projektmanagement an.

1999 stieg der eine Partner ein, und wir gründeten die Aktiengesellschaft Identech. Über die Jahre hatten wir spannende Projekte wie die Trams der Zürcher Verkehrsbetriebe (ZVV). Andere Beispiele sind SBB, Roche, Bundesgericht Luzern und viele andere herausfordernde Projekte. Wir konzipieren die Lösung und realisieren diese mit bestehenden Komponenten eigener Software. Wir sind dann auch für die Installation und Pflege verantwortlich: Von der Beratung bis zur Inbetriebnahmen übernehmen wir alles. Das macht die Tätigkeit sehr vielseitig. Vor einigen Jahren habe ich mich sukzessive und vor ungefähr drei Jahren komplett aus dem operativen Bereich zurückgezogen. Der Partner leitet die Firma immer noch.

Wer an einer Hochschule abschliesst, erlangt fast automatisch eine Position, die Management-Aufgaben mit sich ziehen. Nach dem Studium konnte ich aus vielen Möglichkeiten auswählen. Nachträglich gesehen war das Studium der ETH unbestritten eine gute Grundausbildung. Ich vermisste das Betriebswirtschaftliche ein wenig. Da es mich immer interessiert hat, habe ich es noch nachgeholt. Es wäre nützlich gewesen, gewisse Aspekte schon in der Grundausbildung gewusst zu haben. Das ist heute meines Wissens besser gelöst.

Du hast Dich immer stark in Vereinen engagiert. Was motiviert Dich?

Meine Frau und ich sind beide sehr engagiert. Wir haben viel Freiraum und waren immer schon vielseitig interessiert. Daher wollten wir helfen, etwas aufzubauen, zu gestalten und andere Personen zu treffen. Den Anstoss für mein Engagement in der ehemaligen GEP (der heutigen Alumni) war ein Vater eines Kindergärtners meiner Frau. Er war im GEP Ausschuss und fragte nach meinem Interesse an einem Engagement. Das war vor ungefähr 50 Jahren.

Das ganze ETH Alumni Netzwerk ist für mich persönlich ein Gewinn und allgemein sehr hilfreich. Ausserdem fand ich die sozialen Aspekte interessant. Im Ausschuss fand ich die Kontakte für mich persönlich sehr nützlich. Im freiwilligen Engagement ist es schwierig, gute Leute zu finden, und sie zu motivieren. Aber man lernt, Probleme zu lösen, sich mit verschiedenen Persönlichkeiten auseinandersetzen. Das brachte mich immer weiter, was dann beruflich auch wieder half. Daher würde ich jedem empfehlen, sich freiwillig zu engagieren.

Die anderen Engagements waren eher beruflicher Natur. Meine Frau und ich waren jahrzehntelang auch politisch in der Gemeinde engagiert, in der wir leben. Wir sind ja beide zugezogen, und so haben wir lokal den Anschluss gefunden.

Dein langjähriges Engagement wurde ja belohnt: Seit der Delegiertenversammlung vom November 2019 bist Du ein Ehrenmitglied der ETH Alumni Vereinigung. Was bedeutet Dir das?

Ich fühle mich tatsächlich geehrt, dass mein Engagement gewürdigt wird. Es war für mich relativ überraschend. Erst als ich gebeten wurde, an der Delegiertenversammlung teilzunehmen, ahnte ich, dass etwas im Tun war.

Was würdest Du den heutigen Studierenden auf den Weg geben?

Es gibt drei Punkte, welche mir spontan einfallen. Durchhalten, auch wenn es hart ist. Meines Erachtens ist es auch wichtig, sich nicht nur im Fachgebiet auszukennen, sondern auch über den Rand hinausschauen. Ein letzter hilfreicher Punkt ist es, die Teamfähigkeit zu pflegen.

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