Danylo Malyuta: "Studiere hart, habe Vertrauen in Dich und glaub mir, der Erfolg stellt sich ein."

Alumni Porträts

Danylo Malyuta schloss an der ETH mit einem Master in Robotik, Systeme und Kontrolle ab. 2018 gewann er den Willi Studer Preis als bester Absolvent. Er absolvierte zwei Praktika bei der NASA und arbeitet aktuell an seinem Doktor an der Universität Washington. In diesem Interview spricht er über die Motivation und Inspiration für seine Arbeit.  

Danylo Malyuta

Was wolltest Du als Kind werden?

Seit ich sieben Jahre alt war, wollte ich Flugzeuge entwerfen. Das ist die Art von Ingenieur, die über alle Teile des Flugzeugs etwas weiss, und Kenntnisse für komplett neue Entwürfe einsetzen kann. Es ist eine Aufgabe sowohl für einen Ingenieur als auch für einen kreativen Denker. Ich denke, dass mich meine Grossväter inspiriert haben. Sie erzählten mir Geschichten von ihrer Arbeit in der Sowjetarmee als Flugzeugmechaniker und Raketenfernmesstechnikexperten. Mein Onkel hat mich, als ich jung war, ausserdem ermutigt, Flugzeugmodelle zu bauen.

Der Traum eines Flugzeug-Designers hatte ich bis ich 20 Jahre alt war. Damals studierte ich Maschinenbau an der EPFL. Ich absolvierte ein Praktikum an der ETH mit Max Kriegleder, der damals seinen Doktor bei Raffaello D’Andreas machte. Wir entwickelten und testeten eine neue Version von modularen, selbstkoordinierenden Drohnen (Distributed Flight Array Drone) am Institut für Dynamische Systeme und Regelungstechnik (IDSC). Ich war fasziniert von der Steuerungstechnik, welche damals unter jungen und hippen Menschen populär war, oder so erschien es mir, die in die Veränderung der Welt mittels Computeralgorithmen glaubten.

Gleichzeitig wurde SpaceX durch ihre kühne Mission, Weltraumraketen zu landen und wiederzuverwerten, bekannter. Ich folgte dem Ruf meines Herzens und entschied, mich nicht als Flugzeug-Designer, sondern als Weltraumsteuerungstechniker ausbilden zu lassen. Ich liebe Flugzeuge immer noch. Seit meinem Praktikum mit Max arbeite ich aber am Traum, Erdlinge eines Tages auf dem Mars landen zu können.

Du hast Deinen Bachelor am EPFL gemacht, danach gingst Du an die ETH Zürich, um Deinen Master in Robotik, Systeme und Kontrolle zu absolvieren. Warum bist Du nach Zürich umgezogen?

Das ist eine gute Frage. EPFL ist eine grossartige Schule. Ich merke immer noch jeden Tag, wie mir die Fähigkeiten in Mathematik, Physik etc. von damals helfen. An die ETH zog es mich aus drei Gründen: Mein Praktikum am IDSC zeigte mir, dass sehr viel mehr Forscherinnen und Forscher, welche sich mit Robotik und Steuerung beschäftigten, an der ETH tätig waren als damals an der EPFL. Daher machte es Sinn, an den Ort zu ziehen, der eine höhere Dichte der für mich interessanten Fachrichtung aufwies.

Zweitens zog mich das ETH System der Fokusprojekte an, welche Bachelor-Studierende in ihrem dritten Jahr ausführen können. Besonders das «AMZ Formula Student Racing Team» tat es mir an: Dieses Team entwickelte und baute ein ganzes Rennauto in einem einzigen akademischen Jahr, um im Sommer dann in einem internationalen Wettbewerb anzutreten. Ich war im AMZ für mein Semester-Projekt, und es war eine Erfahrung, welche man nur einmal im Leben macht: Wir entwickelten und testeten Energie regulierende Kontrollalgorithmen für ein reelles Auto.

Drittens ging ich an die ETH, um mich mit einem neuen Umfeld herauszufordern. Meine Familie hat in verschiedenen Ländern gelebt als ich aufwuchs. Meiner Erfahrung nach führte dies immer zu positiven und unerwarteten Veränderungen in meinem Leben. Als ich mich für die ETH entschied, vertraute ich darauf, dass genau das passieren würde: Von neuen Freunden bis hin zu neuem Wissen und unbekannten Möglichkeiten. Ich bin froh sagen zu können, dass die ETH mir genau dies ermöglichte.

2018 hast Du den Willi Studer Preis als bester Absolvent gewonnen. Was bedeutet Dir das?

Ich bin demütig, diese Ehre von der ETH erhalten zu haben. Vor allem wenn ich daran denke, wie viele unglaubliche, vielseitige, kreative, smarte und junge Menschen mit mir 2018 in Robotik, Systeme und Kontrolle abschlossen. In Bezug auf das Schaffen eines positiven Einflusses auf die Welt denke ich nicht, dass ich diese Auszeichnung mehr als meine Kolleginnen und Kollegen verdient habe. Allerdings, um dem Preis eine Bedeutung zu geben, glaube ich, dass er eine weitere Bestätigung meines Lebensmottos ist. Dieses lebe ich und versuche, anderen weiterzugeben: Du kannst alles erreichen, wenn Du wirklich, wirklich hart arbeitest. Wie Will Smith sagte: «Unbeachtet dessen, wie talentiert Du bist, Dein Talent wird Dich im Stich lassen, wenn Du nicht qualifiziert bist, wenn Du nicht lernst, wenn Du nicht wirklich hart arbeitest und Dich nicht dafür einsetzt, jeden einzelnen Tag besser zu werden.» Meine Kolleginnen und Kollegen kennen mich als ruhige Person, welche immer ganz vorne in den Vorlesungen sitzt, und immer als letzte das Lernzimmer der Master-Studierenden im dritten Stock vom D-MAVT verlässt. Freiheraus gesagt: Ich wurde nicht smart geboren. In der Unter- und Mittelstufe war ich mittelmässig bis schlecht. Bis zu dem Tag, als eine Lehrerin einer öffentlichen Schule in Boston mir zeigte, dass sie an mich glaubte. Sie fragte mich über meine Meinung über neue Flugzeuge aus den Nachrichten aus. Ich fühlte ihre Wertschätzung, und es entfachte in mir ein Feuer, um Raumfahrtingenieur zu werden. Ich wusste, dass Mathematik und Wissenschaft wichtig waren für Ingenieure, also scheute ich daraufhin keine Mühen, mich in diesen Fächern hervorzutun. Der Willi Studer Preis war für mich das Resultat von schonungsloser Arbeit seit meinem 12. Lebensjahr und nicht aufgrund eines unerreichbaren Talents, mit welchem ich seit meiner Geburt gesegnet wäre. Ich geniesse es, dass ich nicht talentiert bin, weil ich damit in der Lage bin, allen jungen Menschen zu vermitteln, dass Hingabe und harte Arbeit Kraft gibt. Studiere hart, habe Vertrauen in Dich und glaub mir, der Erfolg stellt sich ein.

Aktuell machst Du Deinen Doktor in Aeronautik und Astronautik an der Universität in Washington. Woran arbeitest Du?

Ich habe das unglaubliche Glück, bei Professor Behçet Açıkmeşe zu doktorieren, der einer der Erfinder der Kontrollalgorithmen ist, die heute SpaceX landen. Ich traf Professor Açıkmeşe während eines Sommerpraktikums, als er an der Texas Universität in Austin war. Wir trafen uns über einen gemeinsamen Bekannten der EPFL, Professor Colin Jones, der mir während eines Bachelor-Projekts half, ein automatisches Raketenmodell zu bauen.

Nach der ETH folgte ich Prof. Açıkmeşe in sein Labor “Autonomous Controls” an der Universität in Washington. Meine Forschung beinhaltet neue Wege zu finden, Optimierungssysteme im Hinblick auf eine bessere Kontrolle der Raumfahrtsysteme wie Satelliten und Raketenleitwerke zu nutzen. In der Raumfahrt vollbringen die Systeme Spitzenleistung, um Kosten zu sparen und in widrigem Weltraum zu überleben. Optimierungen verbessern die Sicherheit und Leistung dieser Systeme und bauen diese auch aus. Dafür nutze ich Physik in Form von Computeralgorithmen. Ich arbeite ausserdem an einer massgeschneiderten Quadrotor-Drohne in unserem Labor. Diese erlaubt es uns, die Raumflugalgorithmen zu testen, da Quadrotoren und Raketen in Bezug auf Dynamik viel gemeinsam haben.

Du hast einen Forschungsaufenthalt an der NASA absolviert. Wie war es, für die NASA zu arbeiten?

Es war eine riesige Ehre, 2017 neun Monate im Strahlantriebslabor (JPL) in Pasadena und 2019 zwei Monate im Johnson Space Center in Houston zu verbringen. Die NASA ist eine fantastische Organisation, in der viele schlaue Wissenschaftler und Ingenieure arbeiten. Sie weist Jahrzehnte unschätzbarer Erfahrung aus und lebt für ihre Mission, neue Erkenntnisse für das Leben auf der Erde zu entdecken.

Ich möchte vier grossartige Sachen im Zusammenhang mit der NASA erwähnen. Zuerst einmal ist es die Erfahrung der Angestellten. Über 60 Jahre Erfahrung als Organisation geben der NASA wahnsinnig viel Wissen darüber, welche Ideen in der Ingenieurwissenschaft von Belang sind und deshalb weiterverfolgt werden sollten. Ich glaube, dass die Zusammenarbeit mit erfahrenen Ingenieuren ein unglaubliches Plus für einen jungen Einsteiger ist. Du kannst Dich schneller auf Ideen fokussieren, welche einen Wert haben, weil sie wirklich neu und relevant sind. Zweitens fühlt sich die NASA wie eine grosse Familie an. Personen jedes Dienstgrads teilen begeistert ihre Erfahrungen, da sie alle an der Mission auf lange Sicht beteiligt sind. In der USA gibt es wenige Unternehmen, in denen die Dichte der leitenden erfahrenen Angestellten über mehrere Jahrzehnte so hoch ist. Das bringt mich zum dritten Aspekt: Du triffst historisch herausragende Menschen. Am JPL traf ich Miguel San Martín, er ist der verantwortliche Ingenieur für Marslandungen seit dem “Sojourner” Roboter. Es gibt weitere Ingenieur- und WissenschaftlerInnen, welche hinter den Kulissen der Projekte arbeiten und sich mit einer Vielzahl von Missionen beschäftigen: zur Internationalen Raumstation ISS, zum Mond, Mars, Jupiter, Saturn und darüber hinaus. Der letzte Aspekt, welcher die Bedeutung für die NASA arbeiten zu dürfen, illustriert, ist die Beobachtung, dass Du merkst, dass die NASA in vielen öffentlichen und privaten Projekten die NASA hinter den Kulissen involviert ist, wofür sie keine Erwähnung findet. Die NASA hat beispielsweise die Systeme für die neusten bemannten Missionen von SpaceX zur ISS validiert.

Insgesamt ist die NASA für mich eine Organisation, welche intelligente und kreative Menschen mit allen möglichen Werdegängen in einer Atmosphäre der Freundschaft und Zusammenarbeit für eine Mission zusammenbringt, welche der Welt nützt.

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