Joeri Verasdonck: «Es gibt viele berufliche Möglichkeiten, aber was ist die Beste für einen selbst?»

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Joeri Verasdonck stammt aus den Niederlanden. Nach seinem Studium dort doktorierte er an der ETH Zürich. Heute ist er Produktmanager bei Sensirion.

Joeri Verasdonck

Du hast Deinen Doktor an der ETH gemacht, davor hast Du in den Niederlanden Chemie studiert. Weshalb hast Du Dich dazu entschlossen, an die ETH zu wechseln?

Genau, ich habe an den Universitäten Leiden und Delft studiert. Dort habe ich in «Molecular Science and Technology» zunächst meinen Bachelor und danach den Master in Chemie abgeschlossen. Der Studiengang gefiel mir sehr gut und ich wusste, dass ich mich auf diesem Gebiet weiterentwickeln wollte. Zentral war dabei die Forschung im Bereich der Kernspinresonanz (NMR).

Idealerweise wollte ich damals in Europa bleiben, damit ich in Reichweite meiner Familie und Freunde bleiben konnte. Zeitgleich entdeckte ich eine offene Stelle an der ETH, die Forschung auf meinem Interessensgebiet durchführte. Die ETH hat einen sehr guten Ruf und ist führend in der Forschung der Kernspinresonanz. Das alles passte für mich sehr gut zusammen und so habe ich nicht lange gezögert und mich für die Position beworben. Im Anschluss an meinen Master gelangte ich so an die ETH, was ich nie bereut habe.

Was hat Dir Dein Studium gebracht?

Ich war schon immer sehr neugierig und wissbegierig und wollte die Welt verstehen. Ein naturwissenschaftliches Studium war daher naheliegend. Heute weiss ich viel mehr, auch wenn ich einen grossen Teil dieses Detailwissens nicht mehr benötige. Aber ich bin aufgrund meines wissenschaftlichen Hintergrundes in der Lage, neue Zusammenhänge schnell zu verstehen und mein Wissen auf Neues zu transferieren. Man hat aber nie ausgelernt. Noch immer ist mein Wissensdrang gross, und ich verfolge die Entwicklungen in der Wissenschaft, Wirtschaft, oder aktuell in der Coronakrise genau.

Wie bist Du zu Sensirion gekommen?

Nach meinem Doktorat an der ETH machte ich mich auf Stellensuche. Ich wollte nicht an der Universität bleiben, sondern suchte einen Job in einem dynamischen und innovativen Unternehmen. Inzwischen fühlte ich mich in Zürich sehr wohl, so dass ich im Umfeld bleiben wollte.

Eine Stellenausschreibung bei Sensirion sprach mich an. Den Namen Sensirion kennt man an der ETH gut, da die Firma ein ehemaliges ETH-Spin-off ist und stets an den Jobmessen der ETH vertreten ist. Ich wurde sofort zu einem Interview eingeladen und genauso schnell war mir klar, dass ich hier gerne arbeiten würde. Sensirion legt grossen Wert auf kollegialen Zusammenhalt und guten Teamgeist, was im Bewerbungsgespräch bereits spürbar war. Da wir uns gegenseitig sympathisch waren und meine Qualifikationen zur Stelle passten, startete ich in der Rolle des «Field Application Engineer» meine Berufslaufbahn. Nach zwei Jahren wechselte ich zum Produktmanagement.

Die Unternehmenskultur gefällt mir sehr gut. Sensirion bietet viele soziale Events an, wie das Freitagsbier, das «Sensi-Weekend» oder den gemeinsamen Skitag. Man spürt, dass das Zwischenmenschliche unter den Mitarbeitenden grossen Stellenwert hat. Die Hierarchie ist flach, und wir duzen uns alle.

Du bist Produktmanager bei Sensirion. Was ist deine Aufgabe?

Als Produktmanager bin ich sozusagen die Brücke zwischen zwei Gruppen – dem Markt und der Entwicklung. Ich bin oft dabei, wenn wir mit Kunden sprechen, ob im Büro, am Telefon, direkt beim Kunden vor Ort oder auf einer Messe. Ich muss einerseits die Bedürfnisse unserer Kunden, also des Marktes, verstehen und andererseits wissen, welche Produkte wir anbieten und entwickeln können.

Welche Fähigkeiten sind für die Tätigkeit entscheidend?

Wir produzieren Sensoren für verschieden Bereiche. Um unsere Produkte zu verstehen, muss man technisches Verständnis haben, um auch analysieren zu können, für welche Bereiche sie einsetzbar sind. Es erfordert allerdings nicht nur technisches Wissen, sondern auch ein gutes Gespür. Kunden beschreiben ihr Problem meistens nicht so, dass die Lösung offensichtlich ist. Es braucht ein echtes Interesse am Kunden und den Menschen, um zu verstehen was sie wirklich benötigen, was den Job zu einer stetigen Herausforderung macht. Schlussendlich ist beides – technisches Verständnis und ein Gespür – notwendig, um die passenden Produkte zur Lösung anzubieten.

Eine weitere Herausforderung ist die Internationalität. Auf Deutsch, Englisch oder Niederländisch zu kommunizieren fällt mir leicht. Aber beispielsweise bei chinesischen Kunden haben wir Kollegen in den Niederlassungen vor Ort, die uns sprachlich unterstützen, aber auch was Gepflogenheiten und das regionale Netzwerk angeht.
Ein halbjähriger Aufenthalt in China für Sensirion hat mir auf jeden Fall geholfen, die Kultur besser zu verstehen. Trotzdem ist es angenehmer und manchmal sogar unabdingbar, dass Kollegen vor Ort sind, die einem helfen, gewisse Herausforderungen zu meistern.

Was gefällt dir besonders am Produktmanagement?

Mir gefällt die Vielfalt der Aufgaben. Ich arbeite sowohl mit den verschiedenen Entwicklungsbereichen von Sensirion als auch mit Kunden zusammen und besuche Messen, wenn sie von der Thematik interessant für mich sind.
Auch gefällt mir die internationale Ausrichtung des Unternehmens. Ich habe jeden Tag Kontakt mit Kollegen und Kunden im Ausland, oft auch vor Ort. Mein Arbeitsumfeld ist sehr dynamisch. Nach meiner Promotion habe ich diese Dynamik und Abwechslung bewusst gesucht. Das Doktorieren hat mir zwar gefallen. Aber die stetige Arbeit im Labor und die intensive und tiefe Beschäftigung mit einem spezifischen Bereich passt auf Dauer nicht zu mir.

Was rätst Du Studenten, wie sie sich am besten auf die heutige Berufswelt vorbereiten können?

Dieser Ratschlag erscheint fast trivial. Man muss sich Gedanken machen, was nach dem Studium kommt. Es gibt viele berufliche Möglichkeiten, aber was ist die Beste für einen selbst? Man sollte rechtzeitig herausfinden, welche verschiedenen Jobprofile und Möglichkeiten es gibt und in welchen Bereichen man arbeiten möchte. Die Jobmessen geben einen ersten Überblick. Genauere Einblicke in eine Firma bieten Praktika. Man sieht, wie eine Firma funktioniert, lernt verschieden Bereiche kennen und merkt, welche Arbeit einem liegt.

Ich selbst hatte zwar nie die Zeit dazu, aber es lohnt sich, ein Praktikum zu absolvieren. Gerade bei Sensirion sind viele Praktikanten beschäftigt und unternehmen viel gemeinsam.

Was wolltest Du als Kind werden?

Ich hatte keinen klaren Traum. Als kleiner Junge wollte ich sicher einmal Fussballspieler werden. Ich war nicht schlecht, aber das Talent reichte nicht aus zum Profi. Zudem war ich früher sehr musikalisch und überlegte Musik zu studieren. Ich habe in der Schule sogar eine Vorbildung für Jazzklavier am Konservatorium gemacht. Es ist dann aber doch ein Hobby geblieben.
 

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