Andreas Dudas: «Für mich ist der Mensch der grosse Erfolgsfaktor.»
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ETH Alumnus Andreas Dudas hat als Bauingenieur abgeschlossen. Heute hilft er als Business Alchemist Menschen und Unternehmen, ihre Berufung beziehungsweise Einzigartigkeit zu finden. Obwohl er in seinem Berufsleben einen grossen Bogen gemacht hat, profitiert er heute noch von seinem Studium. In einem Interview erzählt er, wie er lernen musste, sich auf seine Bestimmung zu besinnen und gemäss seinen Stärken zu handeln. Er ist fest überzeugt, dass Rückschläge Teil des Erfolgs sind.
Was wolltest Du als Kind werden?
Ich hatte einerseits eine technische Affinität durch meinen Vater, der ein Maschinenbau-Studium angefangen und als Maschinenzeichner tätig war. Daher habe ich lange überlegt, auch Maschinenzeichner oder Hochbauzeichner zu werden. Andererseits habe ich schon immer einen grossen Bezug zu Sprachen und fremden Kulturen gehabt. Ein grosser Traum war daher, Dolmetscher zu werden. Wenn der Einfluss etwas anders gewesen wäre, hätte ich wohl eher etwas in Richtung Dolmetscher oder internationale Beziehungen gemacht.
Du hast an der ETH als Bauingenieur abgeschlossen. Was hat Dich zum Studium bewogen?
Am Gymnasium war ich im Typus C so knapp «geschlüpft», meine Begabungen lagen eben eher bei den Sprachen. Mit diesem Typus war die Richtung aber schon vorgegeben. Ich schwankte schlussendlich noch zwischen Bauingenieur und Architekt. An einer Infoveranstaltung der ETH besuchte ich die Versuchsanstalt für Wasserbau. Die Modelle fand ich spannend, denn Wasser hat mich schon mein ganzes Leben fasziniert. So fand ich zum Bau über meine Affinität zum Wasser und die Kraft, die damit verbunden ist.
Heute arbeitest Du als Mentalcoach. Worin besteht Deine Arbeit?
Das war kein linearer Weg: Meine erste Stelle war bei einem Ingenieurbüro, welche Planung und Umsetzung von Wasserkraftwerken übernahm. Aufgrund eines tragischen Unfalls musste ich schon nach sechs Monaten die Projektleitung eines grossen Projekts übernehmen. Das war ein unglaublicher Karrieresprung für mich in jungen Jahren. Ich bin damit aber auch weg von meiner Ausbildung und musste die erforderlichen Kompetenzen erarbeiten. Nach zwei Jahren hatte ich einen Zusammenbruch.
Das war ein erster Weckruf zu einer radikalen Veränderung. Denn ich glaube, da ich mich mein Leben lang verleugnet hatte, war ich nicht authentisch. So konnte ich nicht dem Druck standhalten, was in der Katastrophe endete. Damals begriff ich, dass der Mensch mit seinen Fähigkeiten und Qualitäten im Mittelpunkt stehen muss. Glücklicherweise hatte ich die Unterstützung der Firma, und mit meiner Veränderung konnte ich das Kraftwerk dann sehr erfolgreich zum Abschluss bringen.
Damals noch Schwellenländer war ich in asiatischen Ländern tätig, welche Wasserkraft brauchten. Da habe ich mit Menschen zusammengearbeitet, die Technik war ein Nebenprodukt.Andreas Dudas
Später absolvierte ich ein MBA mit dem Schwerpunktthema «Leadership und Team Building» und trat verschiedene Stellen an. Ich wollte meiner inneren Berufung, der Internationalität, folgen. Nach einigen Umwegen war ich dafür verantwortlich, für das Unternehmen neue Märkte aufzubauen. Da ging meine Welt auf: Damals noch Schwellenländer war ich in asiatischen Ländern tätig, welche Wasserkraft brauchten. Da habe ich mit Menschen zusammengearbeitet, die Technik war ein Nebenprodukt.
2010 wurde die Firma verkauft, die Werteveränderung von der neuen Firma konnte ich nicht mittragen. Für mich ist der Mensch der grosse Erfolgsfaktor. Als nur noch Profit im Vordergrund stand, habe ich mich selbständig gemacht. Ich kann mit Menschen gut umgehen, gut in sie hineinhören. So machte ich die Ausbildung als Mentalcoach. In den Anfängen meiner Selbständigkeit machte ich einige Fehler wie Firmengründungen. Ich bot auch Seminare im Bereich «Global Leadership» an und übernahm Projektleitungen. Ich kam zum Punkt, wo ich mich wieder auf einen Zusammenbruch zubewegte, weil ich nicht auf mich hörte. Da hatte ich meinen zweiten Weckruf.
Heute führe ich Menschen in ihre Berufung. Ich schäle mit ihnen ihren authentischen Kern, ihre Einzigartigkeit, heraus. So können sie inspirierende Jobs annehmen, welche Spass machen und ihr Talent ausleben. Gleichzeitig begleite ich Personen, welche sich selbständig machen oder ein Start-up gründen wollen. Des Weiteren helfe ich, Organisationen zu entwickeln. Wenn Firmen Probleme haben, in stagnierenden Märkten zu agieren, frage ich sie, was sie nach ihrer Einzigartigkeit.
Was motiviert Dich?
Meine Lebensgeschichte hat mich natürlich sehr geprägt. Meines Erachtens wächst nicht nur ein Wettbewerbsvorteil daraus, wenn man weiss, wo die eigene Kernkompetenz liegt. Wenn wir aus unserer Kraft etwas machen, handeln wir positiv. Damit schaffen wir etwas Positives. Da sehe ich einen grossen Hebel, um Veränderungen friedvoll und nachhaltig herbeizuführen. Wenn wir mit uns im Reinen sind und dabei Spass haben, fangen wir an, ein ganz anderes Bild zu gestalten. Das brauchen wir umso mehr, weil die Tendenz heute in eine ganz andere Richtung geht.
Du hast eine ziemliche Verwandlung gemacht. Kannst Du das Gelernte der ETH noch einsetzen?
Eine meiner Stärken ist mein analytisches und systematisches Vorgehen. Da bin ich immer noch der typische Ingenieur. Bei jedem Seminar habe ich ein sauberes Drehbuch. Das Kombinieren von verschiedenen Disziplinen hat mir die ETH auch vermittelt. Als Bauingenieur lernt man eine grosse Vielfalt an Themen wie Umwelt, Energie, Bautechnik, Management und Projektleitung. Diese Interdisziplinarität hat mich immer fasziniert und stolz gemacht. Wenn ich einen Staudamm besuchte, sah ich immer die verschiedenen Disziplinen, welche zusammenkamen. Dazu kamen noch die verschiedenen Kulturen. Kombinieren und Vernetzen, insofern hat das Sinn gemacht. Heute vertrete ich den Standpunkt: Je mehr Rückschläge wir haben, desto erfolgreicher sind wir. Wir brauchen Rückschläge. Die Vielfalt des Studiums mit den Möglichkeiten, mich international einzusetzen, waren ein guter Weg.
Du hältst am 12. Mai einen Vortrag unter dem Titel «radikale Veränderungen für den Quantensprung zum Erfolg». Wer sollte teilnehmen?
Der Vortrag richtet sich an verschiedene Personen. Junge Unternehmer, welche Start-ups gründen oder ein Unternehmen entwickeln wollen. Auch Suchende, welche ihren Weg, ihren authentischen Kern, noch nicht gefunden haben. Die Unternehmen sind aktuell auch mit vielen Herausforderungen konfrontiert. Wir müssen uns auf unseren Kern besinnen, um Wachstumsmöglichkeiten in Zeiten der Veränderungen zu finden. Dieses Potential haben wir alle, wir müssen nur den Mut haben, umzudenken. Das ist wahre Transformation, so kann die Zukunft gestaltet werden.
Es braucht einen Paradigmenwechsel: Wenn wir Probleme haben, schauen wir auf unsere Fehler zurück. Und diese werden geändert. Besser wäre es, wenn wir radikal nach vorne schauen und uns fragen, wie wir aus eigener Kraft die Zukunft gestalten können. Es geht darum, die Bestimmung zu finden. Es geht also um die Gestaltung der Zukunft: Sei es von Privatpersonen als auch Unternehmen. Wir müssen einfach den Mut haben zu scheitern. So kommen wir vorwärts.