Severin Hacker: «Man muss den Mut haben, sich nicht perfekt auszudrücken»

Alumni Porträts

Severin Hacker studierte an der ETH Zürich Informatik. An der Carnegie Mellon University in Pittsburgh promovierte er und entwickelte zusammen mit seinem Professor die Sprach-App «Duolingo». 2014 war er unter den «Top Erfindern unter 35» des MIT Technology Review. Dieses Jahr wurde er von One Young World als «Unternehmer des Jahres» gekürt.

Severin Hacker

Du wurdest dieses Jahr von One Young World als Unternehmer des Jahres gekürt. Zuerst einmal ganz herzliche Gratulation. Wie fühlst Du Dich?

Sehr gut. Es ist eine Bestätigung des eingeschlagenen Pfades für Duolingo und eine Anerkennung für meine persönlichen unternehmerischen Leistungen.

2015 gab Google Capital bekannt, 45 Millionen Dollar in das Unternehmen Duolingo zu investieren. Damals hattet Ihr über 100 Million Nutzerinnen und Nutzer, heute sind es 300 Millionen. Was waren die wichtigsten Schritte in der Entwicklung der letzten Jahre?

Wir haben unser Angebot konsequent vertieft und ausgebaut. Sprachlernende in unseren besten Kursen erreichen ein Level von B1 (Selbständige Sprachverwendung) gemäss dem externe Seite CEFR. Wir bieten mittlerweile über 90 Sprachkurse an, inklusive Chinesisch (von Englisch) und Japanisch (von Englisch).

Eine Studie 2012 zeigte auf, dass 34 Stunden mit Duolingo den gleichen Lerneffekt haben wie ein Semester Sprachstudium an der Universität. Du sagtest im Interview vom November 2015, dass Du die Studie gerne wiederholen würdest. Ist das geschehen?

Nicht dieselbe. Wir haben stattdessen ein internes Team aufgebaut, dass sich ausschliesslich mit dem Messen des Lerneffekts beschäftigt (Learning Assessment Team). Wir wissen deshalb, dass sich unsere Effizienz (Lerneffekt pro Zeiteinheit) stark verbessert hat, und wir Lernende bis auf ein Level B1 (siehe oben) bringen können, alleine mit Duolingo.

Du erwähntest ausserdem, dass Duolingo mehr die mündliche Ausdrucksweise der Nutzerinnen und Nutzer verbessern muss. Wie ist Euch das gelungen?

Die mündliche Ausdrucksweise gehört mit zum Schwierigsten beim Erlernen einer Fremdsprache. Wir haben dazu spezielle Audio Lektionen entwickelt, die wir aber noch am Testen sind. Nebst dem eigentlichen Erwerb der Sprache gehört auch eine Spur Überwindung dazu: Man muss den Mut haben, sich nicht perfekt auszudrücken.

Ihr bietet Kurse beispielsweise in hochvalyrisch und klingonisch an. Wie entscheidet Ihr, dass Ihr eine Sprache umsetzt?

Bei Duolingo entscheiden das Freiwillige, die bei unserem Incubator Projekt mitmachen. Sobald ein Kurs fertiggestellt ist und die internen Qualitätsmerkmale erfüllt sind, wird er freigeschaltet.

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