Peter Perutz: «Die ETH ist für mich ein Pfeiler meines Lebens.»

Alumni Porträts

Peter Perutz erlebte als Kind den Zweiten Weltkrieg in Prag, Budapest und Wien. Als junger Mann kam er nach Zürich und hat an der ETH als Maschineningenieur abgeschlossen. Noch heute ist er als Autor tätig und erzählt, dass sich in seinem Leben sieben Mal alles verändert hat.

Peter Perutz

Was wolltest Du als Kind werden?

Als ich Kind war, waren alle Mitglieder meiner Familie auf der Flucht. Das zentrale Wort war damals «Überleben», das galt für die ersten 10 Jahre meines Lebens. Als Kind konnte ich daher keine Wünsche haben. Ich war oft krank, und während des Krieges verbrachten meine Schwester und ich so viel Zeit in Kellern, dass meine Mutter Angst hatte, dass wir blind werden. Daher konnte ich an keinen Beruf denken.

Wie kamst Du dann zur ETH?

Das zweite wichtige Wort in meinem Leben war dann «Lernen». Ich studierte als junger Mann Mechanik an der Technischen Hochschule in Wien und machte mein erstes Diplom. Einer meiner Grossonkel, der in London lebte, hatte an der ETH studiert. Er empfahl daher der Familie, dass ich nach Zürich wechsle. Gefragt, ob ich Ingenieur werden wollte, wurde ich aber nie.

«Da ich fliessend russisch und ungarisch sprach, wurde ich als Repräsentant des Ostens wahrgenommen.»Peter Perutz

Mein Vater organisierte mir eine Wohnung in Zürich, und ich begann meine Kurse. Um an der ETH aufgenommen zu werden, absolvierte ich eine Art Vorbereitungsjahr. Obwohl ich schon einen Abschluss hatte. Für mich eröffnete sich in Zürich eine neue Welt: Ich erlebte totale Sicherheit. So konnte ich beispielsweise ohne Angst alleine nach Hause laufen. In den Restaurants und Läden gab es ein grosses Angebot. Aufgrund meiner Kindheit war ich immer wieder krank, und zum ersten Mal konnte ich mich im Krankenhaus pflegen lassen. Dies waren für mich neue Erfahrungen.

Mein ganzes Leben hat sich um Sprachen gedreht. Das hat mir auch immer wieder die Tür zu neuen Jobs geöffnet, auch wenn ich sie nicht perfekt beherrschte. Ich denke, dass mir das auch den Zugang zur ETH öffnete: Da ich neben deutsch auch fliessend russisch und ungarisch sprach, wurde ich als Repräsentant des Ostens wahrgenommen.

Wie hat Dir der ETH-Abschluss geholfen?

Nach meinem Diplom ging ich nach Paris, obwohl ich in Zürich hätte bleiben können. Frankreich war aber in den Algerienkrieg involviert, daher gab es nicht viel Arbeit. Eines Morgens bekam ich dann ein Jobangebot für eine Messe in Mailand. Sie brauchten jemanden, der deutsch sprach. Und ich musste am nächsten Tag in Mailand sein. Also fuhr ich los, obwohl ich keine Ahnung von den Produkten hatte. In diesem Moment half mir das Studium an der ETH sehr. Denn meinem Chef genügte es, dass ich deutsch sprach und ein Diplom der ETH Zürich hatte. Er fragte nicht einmal, in welchem Fach ich abgeschlossen hatte.

Eines habe ich während meiner langen Karriere immer wieder gemerkt. Die ETH ist für mich ein Pfeiler meines Lebens: zum Anhalten, zum Abstützen und zum Weitergehen. Die Personen, mit denen ich zu tun hatte, sahen den Abschluss der ETH Zürich als Monument der Qualität und des Einsatzbereitschaftes. Sie wussten, dass ich geschult war zu handeln. Auch wenn ich anfangs noch nicht alles wusste.

Da war beispielsweise die Zeit, als ich als Coach arbeitete. Die Leute fanden, dass ich ein besonderer Mensch sein musste: ein Ingenieur der ETH, der Personen auf öffentliche Auftritte vorbereitet. Das hat mir viele Türen geöffnet, was sich auch finanziell bezahlt machte. Mit dem ETH-Abschluss hausierte ich trotzdem nie. Es stand sehr wohl in meinem Lebenslauf, aber ich druckte es nie auf meine Visitenkarte noch prahlte ich damit.

«Ich habe mich immer wieder spezialisiert, und damit konnte ich dann sehr gut leben.»Peter Perutz

Was willst Du den Studenten von heute mitgeben?

In meinem Leben hat sich sieben Mal alles verändert. Ich bin mir aber während meines ganzen Lebens treu geblieben und habe nie die Hoffnung verloren. Ich hatte meine Ziele, habe aber niemals gesucht, ich wurde gefunden. Ich habe auch nie jemanden um etwas gebeten. Und ich bin nie weggelaufen, ich habe es auf mich zukommen lassen.

Ich finde, dass Sprachkenntnisse, so imperfekt sie auch sein mögen, immer wieder Türen öffnen. Manchmal glauben wir auch, dass eine Ausbildung reicht, um ein Leben zu führen. Das stimmt meines Erachtens nicht. Man muss sich immer weiterbilden. Ich habe mich immer wieder spezialisiert, und damit konnte ich dann sehr gut leben.

Immer noch aktiv als Autor

Peter Perutz arbeitete bis zu seiner Entlassung 1981 als Chef der Abteilung der politischen und strategischen Unternehmensstudien bei einem grossen amerikanischen Unternehmen.

Diese Entlassung löste seine unternehmerische Berufung als Vorbereiter für öffentliche Auftritte für international bekannte Künstler und andere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens aus (Anwälte usw.). Was er mehr als zwanzig Jahre lang verfolgte.

Damit andere von seinem reichen Erfahrungsschatz profitieren können, ist er heute immer noch als Autor tätig und betreibt eine externe Seite eigene Webseite in mehreren Sprachen. Dank seiner Nichte Patricia Marth.

JavaScript wurde auf Ihrem Browser deaktiviert