Erdwissen angewandt – Geologie, quo vadis?
- Erdwissenschaften Alumni
- 150 Jahre
Kaum eine Disziplin ist so vielgestaltig wie jene der Erdwissenschaften – jeder Absolvent wird individuell ausgebildet. In einer Welt im Wandel birgt das grosse Chancen, aber natürlich auch Risiken. Am 25. März 2019 war es dann soweit, der Vorstand der Erdwissenschaften Alumni lud zu Vorträgen mit anschliessender Podiumsdiskussion rund um das Thema Karriereentwicklung ein.
Das Jahr 2019 steht im Zeichen des 150-jährigen Jubiläums der ETH Alumni Vereinigung und unter dem Motto „Science in Society“. Passend zum Thema wurden deshalb Redner aus dem Herzen der Schweizer Geo-Szene eingeladen. Die Auswahl der Redner sollte nicht zuletzt die facettenreiche Berufswelt der Geologie aufzeigen. Der Erdwissenschaften-Alumni Vorstand freute sich über die Beiträge der sechs Redner und das rege Interesse von über 50 Besuchern, welche an diesem Anlass teilnahmen.
Recruiting von geologischem Fachpersonal
Nach einer kurzen Begrüssung durch den Vorstand ging es direkt mit dem Hauptredner Herrn Dr. Markus King von der Addexpert GmbH los. Der erfahrene Personalrecruiter und Abgänger der ETH Erdwissenschaften beleuchtete das Thema Karriereentwicklung umfassend, sowohl aus geologischer als auch aus der Perspektive eines Personaldienstleisters. Diese tiefgehenden Einblicke in die Denk- und Arbeitsweisen im Personalwesen beim Einstellen von Geologen wurden von vielen Besuchern sehr geschätzt.
Geo-, Ingenieur- und Umweltdienstleister
Bei den nächsten Rednern handelte es sich um Vertreter aus dem Geo-, Ingenieur- und Umweltbereich. Die CSD Ingenieure sind nicht nur Schweizer Umweltpioniere der ersten Stunde, sondern sie zählen längst auch zu den grössten Dienstleistern in diesem Bereich. Vertreten wurde das Unternehmen von Herrn Dr. Alessio Menegatti, der überzeugend darlegte, was es bedeutet, heute als Geologe im Dienste der Gesellschaft unterwegs zu sein. Bei dem dritten Redner des Abends handelte es sich um die ebenfalls überregional bekannte GEOTEST AG. Herr Dr. Bernhard Krummenacher, aus diesem Hause, nahm das Publikum mit auf eine Reise durch die Kosten-Wirksamkeit von Schutzmassnahmen gegen Naturgefahren.
Aus beiden Vorträgen ging deutlich hervor, dass solide geologische Grundlagen noch immer von essentieller Bedeutung sind und die geologischen „Dienste an der Gesellschaft“ zusätzlich an Bedeutung gewinnen. Die Kosten-Wirksamkeit ist heute oft ein entscheidendes Kriterium für oder gegen Bauprojekte jeglicher Art. Als Geologe hier mitreden zu können, mag in Zukunft nicht mehr nur sehr hilfreich, sondern sogar notwendig sein.
Akademische Grundlagenforschung
Natürlich wäre das Berufsfeld der Erdwissenschaften ohne die akademische Grundlagenforschung nur unzulänglich beschrieben, und so freuten sich die Besucher an diesem Abend auch auf den Vortrag von Herrn Prof. Dr. Helmut Weissert. Unter dem Titel „Erdwissenschaften im Anthropozän“ sprach er über die Auswirkungen von Klimaveränderungen auf den Beruf des Geologen.
Vom Schatzsucher zum Abfallverberger, der Beruf des Geologen unterliegt seit jeher einem stetigen Wandel. Auch zukünftig gilt es, mit den kommenden Herausforderungen zu wachsen und Veränderungen als Chancen zu begreifen.
Nicht-lineare Karrierepfade
Bei den beiden letzten Rednern des Abends handelte es sich um ganz besondere Lebensläufe: Als promovierter Physiker unterstrich Dr. Jochen Wössner von RMS (Risk Managment Solutions), wie interdisziplinär und vernetzt Geologen mit den Kollegen anderer Naturwissenschaften zusammenarbeiten. Vielleicht könnte man die Arbeit von RMS am ehesten als direkte Übersetzungen wissenschaftlicher Forschungsergebnisse in Risikomodelle beschreiben - abgestimmt auf die Bedürfnisse und Fragestellungen privater oder öffentlicher Auftraggeber. Auch im Bereich der Risikoanalyse und -modellierung kommt der Kommunikation naturwissenschaftlicher Inhalte also eine essentielle Bedeutung zu.
André Marolf, Erdwissenschaftler bei der Schaffhauser Polizei, illustrierte, welchen Mehrwert geologische Denkweisen auch in einem aussergewöhnlichen Berufsfeld haben können. Aus der Kriminaltechnik oder genauer der forensischen Geologie verblüffte er die Anwesenden mit seiner Darstellung „Wie man als Geologe Kriminalfälle löst“. Am Beispiel seines eigenen Lebenslaufes zeigte er überzeugend auf, dass man als Geologe nicht zwingend den klassischen Karriereweg gehen muss. Wie man an seinem Beispiel sieht, können die alternativen (und unvorhergesehenen) Pfade durchaus sehr attraktiv und hochgradig spannend sein.
Bei einer an die Vorträge anschliessenden Podiumsdiskussion nutzten die anwesenden Alumni und Studenten die Gelegenheit Ihre Fragen direkt an die Redner zu richten. Gefolgt von einem Apéro haben viele der über 50 Besucher noch bis spät in die Nacht diskutiert, sich über fachliches ausgetauscht und gemeinsam über ihre ganz persönliche Karriereentwicklung gesprochen.