Heinz Lüscher: «Beziehungen pflegen ist fundamental»

Alumni Porträts

Heinz Lüscher hat im zweiten Bildungsweg studiert und danach an der ETH in Physik promoviert. In der Privatwirtschaft hat er zwei Firmen selber gegründet und drei weitere übernommen. Vernetzt sein, lebenslanges Lernen und den Blick offen halten für Chancen sind dem Unternehmer wichtig.

Heinz Lüscher

Was wolltest Du als Kind werden?

Schon als Kind war mir relativ schnell klar, dass mir Naturwissenschaften Spass machen. Wohl weil ich die Welt verstehen wollte. In der Gemeindebibliothek durfte ich jeweils drei Bücher ausleihen: Zwei Bücher in Physik und Chemie waren gesetzt, das dritte war dann offen. Wenn die Bibliothekarin ab und zu verlangte, dass ich die gesetzten Bücher für einen Monat mal wieder zurückbringe, war ich jeweils geknickt.

Was hat Dich zu Deinem Studium bewegt?

In meinem ersten Bildungsweg machte ich eine Lehre als Chemielaborant. Da lernte ich auch meine Frau kennen, die heute nach über 40 Jahren immer noch eine wertvolle Begleiterin ist. Mein Interesse an Naturwissenschaften ging aber weiter, daher entschloss ich mich für ein Chemie-Studium an der Fachhochschule. Da ich noch Französisch lernen wollte, hängte ich in Fribourg und Lausanne ein Studium in theoretischer Physik an. An der ETH promovierte ich in Teilchenphysik, weil sie in diesem Bereich einfach die Referenzhochschule ist. So vertiefte ich laufend meine beiden Faszinationen aus der Kindheit. Später schloss ich noch ein MBA ab. Meine Frau hat mit mir zusammen die Fachhochschule besucht, dann aber an der ETH Physikalische Chemie studiert.

Die Ausbildung war ein wichtiger Schritt, ein Netzwerk aufzubauen. Ich pflege es weiterhin, da es mir oft geholfen hat, Rat zu holen und neue Chancen zu erkennen.Heinz Lüscher

Wie hat Dir das Studium für das Berufsleben geholfen?

Für mich war enorm wichtig, gelernt zu haben, wie man Wissen erlangt, wie man etwas erreicht. Auch habe ich schnell gemerkt, wie wichtig Kontakte sind. Später im Management musste ich viel strategisch denken, um Produkte weltweit zu vermarkten. Ich habe erlebt, dass Manager mit einem naturwissenschaftlichen Hintergrund unter Druck oft irrationale und absurde Entscheide treffen. Das hat mich dazu bewogen, viel mehr im Team zu arbeiten, um gemeinsam mit offenen Diskussionen gute Lösungen zu erarbeiten.
Die Ausbildung war ein wichtiger Schritt, ein Netzwerk aufzubauen. Ich pflege es weiterhin, da es mir oft geholfen hat, Rat zu holen und neue Chancen zu erkennen.

Was machst Du heute?

Heute besitze ich fünf KMUs in den Bereichen Analysentechnik, Visualisierung und Medizintechnik. Davon habe ich zwei selber gründet und drei übernommen, teilweise zusammen mit Partnern. Eine Firma ist in Schweden, daher lerne ich nebenbei noch Schwedisch.
Die Gründungen waren anstrengender als die Übernahmen, obwohl wir meist keine neuen Produkte entwickeln, sondern im Handel tätig sind. In allen Firmen führen Geschäftsleiter das Tagesgeschäft, denn ich finde, dass das jüngere Leute tun sollen. Ich schätze den Austausch mit ihnen sehr und unterstütze sie in den verschiedensten Bereichen wie Strategie, Planung, Informatik und Personal.
Dazu hege ich grosse Bewunderung für Start-ups: Diese Energie und Freude, mit der sie neue Ideen entwickeln, finde ich ganz toll. Daher engagiere ich mich finanziell und bringe auch mein Wissen und meine Erfahrung ein. Ich suche laufend nach neuen Möglichkeiten, dies erweitert auch mein Netzwerk.

Für mich als Alumnus ist der Abschluss von der ETH ein Vorteil.Heinz Lüscher

Was findest Du an der ETH Alumni Vereinigung wichtig?

Die ETH Alumni Vereinigung ist eine tolle Plattform, um den Kontakt mit der ETH und Kollegen zu erhalten. Vor zwei Jahren wurde ich aktiv, da seit dieser Zeit das Angebot breiter ist. Die Vereinigung ist aktiver geworden: Es gibt viele Themen, die unglaublich spannend sind. Im November war ich beispielsweise auf einer Reise nach Jordanien, die gut geführt und richtig lässig war. Ich halte auch immer Ausschau nach Vorträgen. ETH Alumni gibt mir die Möglichkeit, mich mit Leuten vom Fach auszutauschen, zurück an den Puls zu gehen. Wie schon erwähnt habe ich gelernt, dass Beziehungen pflegen fundamental ist. Hier kann ich das umsetzen, und ich bleibe auf dem Laufenden.

Heute ist es anders in den Naturwissenschaften: Früher gab es Universalgenies, die einen grossen Wurf landeten. Heute arbeitet man viel mehr in Gruppen. Das Wissen wird geteilt, die Leute arbeiten viel vernetzter. Ich finde es allgemein eine sehr spannende Zeit: Die Möglichkeiten dank der Mobilität, Sicherheit und Kommunikation sind enorm. Dadurch kann viel mehr erreicht werden. Was früher eher starr war, ist heute agiler. Das ist positiv.

Für die eine Firma suchen wir zum Beispiel immer wieder Bewegungswissenschaftler, die gerne mit Kunden kommunizieren und nehmen da gerne Abgänger von der ETH. Für mich als Alumnus ist der Abschluss von der ETH ein Vorteil.

Was möchtest Du den Studenten von heute mitgeben?

Man muss sich selber kennen, sich so nehmen wie man ist und auf die Stärken vertrauen die man hat. Auch muss man das, was man macht, gerne machen. Diese Themen müssen unbedingt im Fokus stehen. Denn im Leben gibt es immer wieder Zufälle, die entscheidende Weichen für die Zukunft stellen. Für diese Chancen muss man offen sein, um sie packen zu können oder bewusst nein zu sagen.
Man muss auch durchhalten können und sich immer wieder selber motivieren. Sich Gutes tun ist auch wichtig, den Ausgleich suchen. Ich treibe beispielsweise Sport und lerne wie schon erwähnt eine weitere Sprache. Es ist wichtig, dass man anderen Disziplinen gegenüber neugierig bleibt, sich auf keinen Fall nur in ein Thema verbeisst. Dann besteht die Gefahr, dass man Chancen übersieht. Zusammenfassend würde ich sagen, dass es wichtig ist, sich auf seine Stärken zu konzentrieren und Spass zu haben an dem, was man macht.

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