Thabo Beeler: «Die ETH ist eine der besten Hochschulen für Visual Computing weltweit.»

Alumni Porträts

Als Senior Research Scientist und Leiter der Capture and Effects Gruppe bei Disney Research Zurich, führt ETH Alumnus Thabo Beeler ein Team von Computergrafik Spezialisten, und hat schon an Filmen wie «Rogue One: A Star Wars Story», «Star Wars: Episode VII – The Force Awakens» und «The Jungle Book» mitgearbeitet.

Was macht Disney Research in Zürich?

Thabo Beeler

Disney Research in Zürich betreibt Forschung im Bereich Informatik und befasst sich unter anderem mit technologischen Problemstellungen für visuelle Effekte in der Filmindustrie. In meiner Gruppe erarbeiten wir akademische Ansätze, vor allem aber angewandte Lösungen, und produzieren die Tools, mit denen die Filmbranche animierte Personen und Charaktere auf die Leinwand bringen kann. Diese Arbeit fliesst praktisch in jeden neuen Disney Film ein. Auch dank der äusserst engen Zusammenarbeit mit der ETH Zürich nimmt Disney Research in Zürich eine weltweit führende Rolle in der Entwicklung von Technologien für Computergrafik Anwendungen für die Filmbranche ein. Das Zürcher Büro ist neben Los Angeles eines der beiden weltweiten Forschungsstandorte von Disney. 

Wie bist Du an die ETH gekommen?

Als ich nach der Matur zum Studieren an die ETH Zürich kam, gefiel mir die Hochschulatmosphäre überhaupt nicht. Damals brach ich mein Studium in den ersten Wochen ab. Anschliessend machte ich eine Multimedia Producer Ausbildung und schloss danach an der Fachhochschule Rapperswil ein Informatik-Studium ab. Dort war ich nachher in der Lehre tätig und arbeitete während dieser Zeit unter anderem auch mit dem Institut für Neuroinformatik der Universität Zürich/ETH zusammen. Zurück an der ETH, absolvierte ich mein Informatik Masterstudium mit Fokus auf Visual Computing. Da ich mich für meine Masterarbeit mit dem Thema Gesichtsrekonstruktion beschäftigte, kam ich erstmals mit Disney Research in Zürich in Kontakt. Danach doktorierte ich an der ETH Zürich, wo ich in 2012 abschloss.  

«Wir bauen die Technologien, die in der Filmbranche angewandt werden.»Thabo Beeler

Was fasziniert dich an Deiner Arbeit?

Unsere Arbeit geschieht am echten Menschen. Unser Anspruch ist es, für die Film- und Gamebranche vor allem Gesichtszüge und Eigenheiten eines Gesichts, d.h. eines Schauspielers, digital nachzubauen und visuell plausibel darzustellen. Dies heisst nicht, dass es absolut metrisch korrekt sein muss, sondern auf der Leinwand oder im Computerspiel glaubwürdig erscheinen soll. Auf diesem Themengebiet sind wir bei Disney Research in Zürich weltweit führend!

Wie sieht die Zusammenarbeit mit der ETH Zürich aus?

Die ETH ist eine der besten Hochschulen für Visual Computing weltweit. Durch die enge Zusammenarbeit von Disney Research und dem Institut für Visual Computing am Departement für Informatik bleiben wir mit der ETH stark verbunden. Dieses Jahr feierten wir unser 10-jähriges Bestehen. Von Anfang an war die Zusammenarbeit mit der ETH ein zentraler Punkt. Zurzeit sind ca. 60 Leute bei uns angestellt, doch diese Zahl variiert ständig, weil die Praktikanten, Studenten und Doktoranten laufend kommen und gehen. Zudem beschäftigen wir ständig mehrere Masterstudenten und Doktoranden. Ausserdem sind wir mit der akademischen Forschungs-Community weltweit sehr gut vernetzt.  

«Ich bin glücklich, wenn ich aus dem Nichts etwas Neues erschaffen kann.»Thabo Beeler

Wo siehst Du die aktuellen Trends in Deinem Bereich?

Deep learning und Artificial Intelligence sind klare Trends in unserem Fachgebiet. Wir füttern Maschinen mit riesigen Datenmengen und schauen was ‘hinten’ rauskommt. Dabei versuchen wir zu verstehen wie Computer lernen und was wir davon für unsere Zwecke nutzen können. Es geht stets um einen Wissensgewinn. Meines Erachtens hat und wird sich dadurch auch die Art des Programmierens und die Mentalität wie wir programmieren, in naher Zukunft grundlegend verändern.

Was würdest Du Studierenden und Berufseinsteigern als Rat mitgeben?

Wer bei uns ein Praktikum machen möchte, was übrigens sehr beliebt ist, muss nicht nur fachlich und zwischenmenschlich stark sein und aussergewöhnliches Talent mitbringen, sondern auch den Willen haben, Neues auszuprobieren und sich in ein junges, hochmotiviertes und internationales Team zu integrieren. Ich bin davon überzeugt, dass interdisziplinäres Denken immer wichtiger werden wird, denn auch die Informatik ist per se und für sich alleine nicht relevant ohne entsprechende Anwendungen und immer neuen Darstellungsformen – so wie wir es bei Disney Research jeden Tag aufs Neue tun.

«Unsere Stärke liegt in der Digitalisierung eines Menschen.»Thabo Beeler

Oscar für Medusa

Am 9. Februar 2019 durfte Thabo Beeler zusammen mit seinen Kollegen einen Sci-Tech-Oscar in Empfang nehmen. Ausgezeichnet wurde ihr Capturing-System namens Medusa.

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