Wenn der Karriereweg in die Ostschweiz führt – das Geheimnis einer erfolgreichen Laufbahn

Dass eine Karriere nicht nur in Zürich, London oder New York möglich ist, bewiesen vier namhafte Persönlichkeiten am «Mein Ziel – Karriere in der Ostschweiz»-Event. Mit ihren Erzählungen über ihren Werdegang nahmen sie die Gäste mit auf eine kurzweilige Zeitreise, wobei das eine oder andere Erfolgsgeheimnis gelüftet wurde.

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Am gemeinsam von ETH Alumni und HSG Alumni durchgeführten Anlass wurde bei abendlichem Sonnenschein auf der Dachterrasse des Namics-Hauptsitzes bei einer Paneldiskussion sowie einem abschliessenden Networkingapéro über das Karrieremachen in der Ostschweiz sowie über den Arbeitsort Ostschweiz debattiert. Die Panelrunde war mit Thomas Boltshauser, Geschäftsführer der Spühl in Wittenbach, Roland Ledergerber, CEO der St.Galler Kantonalbank, Edith Schmid, Managing Director und COO des Startups Kenzen in Landquart sowie Roland Schönholzer, Partner und Verwaltungsratspräsident der Namics hochkarätig von in der Region tätigen Führungspersönlichkeiten besetzt. Marcel Würmli, Präsident der HSG LAW Alumni, moderierte die Runde und diskutierte mit den Gästen über ihren eigenen Karriereweg, der sie schlussendlich in die Ostschweiz führte, sowie über Herausforderungen, mit denen sie als Ostschweizer Arbeitgeber zu kämpfen haben.

Karriere: Ein Weg, dessen Route man erst im Nachhinein kennt

Würmli machte in seinem Eingangsreferat darauf aufmerksam, dass das französische Wort «carrière» die Strecke eines Weges bedeutet, welche ein Pferd ohne zu ermüden zurücklegen kann – Karriere also als «Weg machen». Doch so einfach vorgegeben wie ein vom Pferd abgetrampelter Pfad ist der Karriereweg bei den Wenigsten. Die Gäste lernten, dass ein Karriereweg ein Zusammenspiel zwischen Beharrlichkeit und Offenheit für Neues ist. Aus den unterschiedlichen Laufbahnen der anwesenden Führungspersönlichkeiten war herauszuhören, dass eine Karriere niemals gradlinig verläuft, von vielen Zufällen und auch ein wenig Glück abhängt und somit weder vorhersehbar noch planbar ist. Bei manchen Panelteilnehmern waren es Einflüsse aus der persönlichen Umwelt, die dazu führten, den einen oder anderen Weg einzuschlagen, bei anderen wiederum Rückschläge oder einfach der Drang, etwas Neues zu entdecken.

Hätte Ledergerber auf seinem Karriereweg bei der St.Galler Kantonalbank (SGKB) nicht ein externes CEO-Angebot abgelehnt und sich mit seiner Frau für ein Leben in der Ostschweiz entschieden, wäre er wohl nicht an die Spitze der SGKB gelangt. Schönholzer hätte nie ein Studium an der HSG angefangen und wäre jetzt nicht Partner und Verwaltungsratspräsident der Namics, hätte er seinen Bubentraum verwirklichen können und die Ausbildung zum Militärpiloten bestanden. Was zu dem damaligen Zeitpunkt für ihn eine harte Niederlage war, öffnete Türen in eine vollkommen neue Welt.

Boltshauser musste seinem ersten Jahr an der ETH einen zweiten Anlauf geben, ehe er seinen PhD in Physik abschliessen konnte. Auch die noch junge Schmid hatte ihre bis anhin steile Karriere nicht von langer Hand geplant. Trotz eines erfolgsversprechenden Karrierestarts in der Beratung entschied sie sich für ein Philosophiestudium an der ETH, welches sie dazu bewegte das Startup Kenzen in Landquart zu gründen.

«Wir müssen in der Ostschweiz ein attraktives Umfeld anbieten»

Gemäss allen Panelisten seien immer noch zu wenige Arbeitnehmer bereit, den Weg in die Ostschweiz einzuschlagen. «Das ist eine riesige Herausforderung für uns», meinte Schmid und fügte an, dass gerade für ein Startup wie Kenzen dies umso stärker ins Gewicht falle, da die Startup-Szene in der Ostschweiz noch relativ klein sei und die Spezialisten nicht mit grossen Gehältern in die Ostschweiz gelockt werden können. Boltshauser ergänzte: «Wir müssen ein attraktives Umfeld anbieten. Da wir an einen amerikanischen Konzern angegliedert sind, ist bei uns eine internationale Karriere möglich. Das hilft uns, Fachkräfte anzuziehen». Für Schönholzer ist wichtig, dass seine Mitarbeitenden im Kopf mobil sind: «Unser Büro steht bewusst drei Minuten vom Bahnhof St.Gallen entfernt. Viele unserer Mitarbeitenden müssen bereit sein, mehrmals die Woche nach Zürich oder Basel zu reisen, auch wenn sie in St.Gallen angestellt sind.»

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Wie ticken die Ostschweizer?

«Der Ostschweizer ist vom Naturell her jemand, der mehr liefert als er verspricht», so Ledergerber. Was ihn störe, sei die ständige Hervorhebung der eigenen Schwächen. Hingegen sieht Schönholzer etwas Positives darin, nicht immer gleich von Beginn weg ernst genommen zu werden: «Dann kann man richtig durchstarten – während die anderen am Party machen sind, überholen wir sie». Schmid hingegen sieht die Charakterunterschiede innerhalb der Schweiz nicht, schon gar nicht in der kleinen Startupszene: «Wir vergleichen uns mit der Welt, nicht untereinander».

«Wenn man mit Leidenschaft bei der Sache ist, ist Erfolg nicht das Ziel, sondern das Resultat»

Was gaben die Panelisten den Gästen als Karrieretipps mit? Für Boltshauser ist bei einer Einstellung entscheidend, dass der Kandidat authentisch ist, etwas wagen will und anpacken kann. Für ihn bedeutet Karriere, dass man mit Leuten zusammen etwas erreichen kann. Ledergerber und Schönholzer setzen beide Wert darauf, dass jemand mit Leidenschaft arbeitet und für das brennt, was er macht. Dann ist der Erfolg nicht das Ziel, sondern das Resultat. Für Schmid bedeutet Karriere, dass jeder das macht, was er oder sie als sinnstiftend erachtet. Man solle nicht in einem CV-Denken leben und den Blick für anderes nicht verlieren. «Mir hätte es in der Uni extrem geholfen, wenn mir jemand gesagt hätte, ‹Hey, es ist völlig ok wenn du etwas tust, das ausserhalb dessen liegt, was in deinen geplanten Werdegang passt›.»

Mit einem Schlusswort rundete Würmli die angeregte Diskussion mit einem Zitat aus der griechischen Antike ab und eröffnete damit gleichzeitig neue Diskussionen am anschliessenden Apéro: «Sei du selbst. Oder wörtlich übersetzt: Wage, dich selbst zu erkennen. Dann geht man seinen Weg.» Dieser Weg, mag er noch so steil sein, wird beim einen oder anderen Teilnehmer sicherlich in die Ostschweiz führen.

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