Tunnel- und Glockenbau in Aarau
OG Basel Alumni
Am 24. Mai 2018 trafen sich 18 Basler Alumni und Gäste pünktlich beim Infocenter der Eppenberg-Baustelle bei Aarau. Dort besichtigen sie als erstes Highlight ihres Ausfluges den Tunnelbau durch den Eppenberg. Löblicherweise waren denn auch die allermeisten mit dem öffentlichen Verkehr angereist. Anschliessend ging die Reise weiter zur Firma Rüetschi AG in Aarau, wo die Teilnehmer einen Einblick in das Design und den Guss einer Glocke erhielten.
Fernverkehr, Regionalverkehr und Güterverkehr teilen sich ein und dasselbe Schienennetz, wo auf zahlreichen Streckenabschnitten jeden Tag mehrere hundert Züge mit unterschiedlichen Halteorten und Geschwindigkeiten verkehren. Eine weitere Verdichtung des Fahrplans und der Zugfolge ist in diesen Bereichen nur möglich, wenn schnelle und langsame Züge entflochten werden.
Tunnelbau für den öffentlichen Verkehr
Als Erstes besuchte die Gruppe unter der Führung von Herrn Hansruedi Obrist die Baustelle des Eisenbahntunnels. Auf der wichtigsten Ost/West-Verbindung der Schweiz gibt es bei der Ortsdurchfahrt Schönenwerd einen letzten Flaschenhals; es fehlt der Platz für mehr als ein Gleis pro Richtung. Bereits vor etwa 40 Jahren wurde erstmals eine Umfahrung von Schönenwerd durch eine schnelle, zweigleisige Tunnelverbindung durch den Eppenberg planerisch ins Spiel gebracht.Beim Bau des etwas über 3km langen Tunnels wurde eine moderne Tunnelbohrmaschine (TBM) mit einem Durchmesser von 12.75m eingesetzt. Eine TBM frisst sich mit einem langsam rotierenden Bohrkopf bis zu 15m pro Tag durch die Unterwelt und kleidet das erhaltene Profil laufend mit vorgefertigten Betonelementen aus, während der Aushub zerkleinert und auf einem mit einem Bandspeicher versehenen Förderband abtransportiert wird. Der Vortrieb führte durch drei geologische Formationen. Von einer dieser Gesteinsschichten wurde das Material in einem eigens dafür beim Ostportal aufgebauten Kieswerk zu Betonzuschlagstoff verarbeitet und gleich verwertet. Beim Übergang zu einer grundwasserführenden Schicht musste die Maschine an Ort und Stelle sogar auf Nassvortrieb umgebaut werden. Nun erfolgte im Februar 2018 der Durchstich, und bis Ende 2020 sollen die Züge durch den Tunnel rollen.
Daten zum Tunnel
Der Eppenbergtunnel ist ein in Bau befindlicher Eisenbahntunnel im Kanton Solothurn, Schweiz. Er ist Teil des Ausbauprogramms zukünftige Entwicklung der Bahninfrastruktur und verstärkt die Linie von Aarau nach Olten im Abschnitt Schönenwerd–Däniken.
Länge: 3114 m
Anzahl der Röhren: 1
Fertigstellung: Ende 2020
Baubeginn: 02.05.2015
Baukosten: 855 Mio SFr. (Kosten für das Gesamtprojekt Olten-Aarau, der Tunnel allein kostet etwas mehr als die Hälfte davon)
Glockenbau für den perfekten Klang
Im Anschluss reiste die Gruppe zum nächsten Highlight in der Gegend weiter. Bei der Firma Rüetschi AG in Aarau, deren Anfänge bis ins Jahr 1367 dokumentiert sind, wurden vor 150 Jahren noch vorwiegend Bronzekanonen gegossen, heute ist das Unternehmen für Glocken, Glockenstühle und Turmuhren die erste Adresse in der Schweiz. Eine Glocke ist ein komplexes schwingendes System, das nicht wie eine Saite oder Pfeife eine Grundschwingung mit Obertönen aus Vielfachen der Grundschwingung hat, nein, eine Glocke hat entsprechend den Verläufen von Durchmesser und Wandstärke und dem Ort, an dem sie angeschlagen wird, eine Vielzahl sich überlagernder Schwingungen und Obertöne, die das Ohr als ein Ganzes wahrnimmt. Moderne Ingenieurmethoden helfen bei der Auslegung der Wunschglocke, die sich häufig in ein bestehendes Geläut einpassen soll. Glocken werden seit Jahrhunderten nach einem aufwendigen Verfahren hergestellt, das detailliert in Schillers Gedicht beschrieben ist. Die Vorbereitung der Gussform umfasst zahlreiche Schritte und Wartezeiten und dauert mehrere Wochen. Zum Guss wird die Form im Boden eingelassen und mit gestampfter Erde fixiert. Die OG Basel Alumni und ihre Gäste hatten das Glück, dem Guss einer über 2-tönnigen Glocke beizuwohnen, wie zuletzt im Jahre 2000 eine gegossen worden war. In einer Woche wird man sie aus der Form nehmen können und erst dann sicher wissen, ob alles so herausgekommen ist, wie man es haben wollte…
Damit endete das „offizielle“ Exkursions-Programm, und während die einen dem Bahnhof zustrebten, genossen die anderen das schöne Wetter und setzten sich in einem Strassencafé zu einem Trunk nieder.