HST Alumnus des Monats Juni: Marc Molnar
HST Alumni
Im Juni folgen wir unserem „Alumnus des Monats“ Marc Molnar in den Kanton Luzern. Marc hat das HST-Studium mit der Mastervertiefung „Medizintechnik“ abgeschlossen und arbeitet seit Juni 2017 bei der Geistlich Pharma AG in Wolhusen als Scientific Expert im Bereich Material Discovery Research. Weshalb er dabei viel vom interdisziplinären HST-Studiengang profitieren kann und was er an seiner Arbeit besonders schätzt, verriet er im Interview.
Marc, wie würdest Du die Geistlich Pharma AG beschreiben?
Wir sind ein Schweizer Unternehmen in Familienbesitz mit Standorten in Wolhusen und Root, welches medizinische Produkte zur Regeneration von Knochen, Knorpel und Weichgewebe sowie Arzneimittel entwickelt, produziert und vermarktet. Wir wachsen kontinuierlich und verfügen über ein weltweites Vertriebsnetz. Im Bereich Zahnmedizin ist das Unternehmen seit vielen Jahren weltmarktführend.
In welchem Bereich arbeitest Du und was sind Deine Hauptaufgaben?
Ich arbeite in der Abteilung Material Discovery Research, die zur Forschung & Entwicklung gehört. Wir setzen Produktideen in Prototypen um und optimieren diese und verbessern deren Herstellungsprozess. Dies geschieht anhand mechanischer und biochemischer Tests in unseren Labors, Handling Tests mit medizinischen Fachkräften und abteilungsübergreifend mit in-vitro und in-vivo Resultaten.
Wie sieht Deine tägliche Arbeit konkret aus?
Während ca. 65 % meiner Arbeitszeit bin ich im Labor tätig, wo ich Prototypen herstelle und teste. Ca. 30 % meiner Arbeitszeit verwende ich für die Dokumentation, Datenauswertung sowie zur Planung der Prototypen-Herstellung und die restlichen ca. 5 % verbringe ich an Meetings, Weiterbildungen oder Konferenzen.
Was gefällt Dir besonders an Deiner Arbeit und wo liegen die grössten Herausforderungen?
Besonders gefallen mir, das interdisziplinäre Umfeld und die Möglichkeit stets Neues dazulernen zu können. Durch die mittlere Grösse der Firma habe ich auch einen Überblick über den gesamten Produktzyklus. Zudem schätze ich die Vielseitigkeit meiner Arbeit und das Teamwork.
Als die grösste Herausforderung für eine zielführende Produktentwicklung erachte ich die Planung und Kommunikation innerhalb des Projektteams.
Welchen fachlichen Hintergrund haben Deine Arbeitskollegen/-innen?
Meine Arbeitskollegen/-innen sind (Bio-)Chemiker, Materialwissenschaftler, Physiker, Lebensmittelwissenschaftler und Biologen.
Warum hast Du Dich damals für das HST Studium entschieden?
Ich habe schon immer gern Sport gemacht und interessierte mich dadurch vor allem für die physiologischen Prozesse im Sport. Ursprünglich wollte ich viel über Anatomie und Physiologie lernen und dieses Wissen auf den Sport übertragen. Das Lehrdiplom Sport hatte mich zu Beginn auch interessiert.
Während des Studiums begann mich die Welt der Implantate und Biomaterialien, die die Struktur und Funktion von menschlichem Gewebe (vorübergehend) übernehmen, mehr und mehr zu faszinieren.
Welche Studieninhalte haben Dir besonders gefallen und wieso?
Die Grundlagenfächer sind für den Fortgang des Studiums essentiell und erweitern den eigenen Horizont. Später im Studium sagten mir die interdisziplinären Vorlesungen über Biomaterialien, biomedizinische Grenzflächen, Tissue Engineering und Implantat-Entwicklung sehr zu, weil stets vernetztes Denken gefragt war. Sich jedes Semester in völlig neue Gebiete einzuarbeiten, war teilweise anstrengend, rückblickend jedoch sehr positiv.
Wie kannst Du Deinen wissenschaftlichen Hintergrund und Deine Kenntnisse aus dem HST Studium in der täglichen Arbeit einbringen?
Nebst den fachlichen Kenntnissen finde ich es gerade für die Arbeit in Projektteams sehr wertvoll, dass wir im HST Studium interdisziplinär ausgebildet wurden und uns somit mit verschiedenen Fachspezialisten austauschen können. Auch dadurch können wir uns schnell mit neuen Fragestellungen zurechtfinden. Ansonsten sind es wahrscheinlich typische „ETH Soft Skills“ wie zum Beispiel Planen und Organisieren, analytisches Vorgehen oder Lernbereitschaft, die HST Absolventen auszeichnen.
Warum hast Du Dich entschieden, nach dem Studium in die Industrie einzusteigen?
Ein Hauptgrund war bestimmt mein Praktikum und die Teilzeitanstellung bei Stryker. Dort habe ich gesehen, wie spannend die Produktentwicklung sein kann und wo die Herausforderungen liegen.
Unter anderem schätze ich, dass in der Industrie bei der Entwicklung von Medizinprodukten mit hohen regulatorischen Anforderungen auf funktionierende Strukturen, Prozesse und Knowhow zurückgegriffen werden kann, die die Translation von Laborergebnissen zu wirksamen und sicheren Produkten enorm beschleunigen.
Was rätst Du jemandem, der nach dem Studium auch den Einstieg in die Industrie / Privatwirtschaft anstrebt?
Für mich hat sich eine frühzeitige Auseinandersetzung mit potentiellen Arbeitgebern gelohnt, um herauszufinden, welche Bereiche und Firmen mich interessieren. Dies hat mir geholfen, meine Mastervertiefung zu wählen und ein Praktikum in der Industrie zu finden. Dabei empfehle ich auch schon früh, Stellenausschreibungen zu lesen. So findet man bereits konkrete Angaben zu geforderten Fähigkeiten. Dies könnte bei der Auswahl der Wahlfächer eine Hilfe sein.
Hast Du bereits Ideen, wie Du Dich zukünftig beruflich weiterentwickeln willst?
Ich denke es ist wichtig, auch als Wissenschaftler unternehmerisch zu denken und zu handeln. Deshalb möchte ich dies weiter fördern und nebst praktischen Erfahrungen auch einen Master of Business Administration (MBA) machen.