Jan Wurzbacher: «Wir bei Climeworks fangen CO2 aus der Luft ein.»

Alumni Porträts

Jan Wurzbacher hat an der ETH Zürich Maschineningenieurwissenschaften studiert und seine Doktorarbeit am Departement für Maschinenbau und Verfahrenstechnik zum Thema CO2-Abscheidung aus der Luft geschrieben. Das Thema ‘Energieträger im Kreislauf erneuerbarer Energien’ sowie die Umwandlung von Sonne, Wind, Wasser und Luft in verwertbare Treibstoffe faszinieren ihn seit seiner Studienzeit. Zusammen mit Christoph Gebald hat er 2009 das ETH Spin-off Climeworks gegründet.

Jan Wurzbacher

Wieso hast Du Maschinenbau studiert?

Ich wusste schon früh, dass ich etwas Naturwissenschaftliches oder Technisches studieren wollte. Am Maschinenbaustudium haben mich die Vielseitigkeit und die vielen Anwendungsgebiete gereizt. Zudem wollte ich schon immer Unternehmer werden. Als ich Christoph Gebald, Mitbegründer von Climeworks, an meinem ersten Studientag im Jahre 2003 an der ETH Zürich kennenlernte, war für uns beide klar, dass wir später einmal zusammen eine Firma gründen wollten. Während unserer Masterarbeit bei Professor Aldo Steinfeld von der Professur für Erneuerbare Energieträger begannen wir dann, unsere Ideen für Climeworks zu formulieren. Zwei Jahre später hatten wir ein erstes System und funktionierende Prototypen entwickelt.

Was steckt hinter der Geschäftsidee von Climeworks?

Heute wird der grösste Teil des weltweiten Energiebedarfs aus der Verbrennung fossiler Treibstoffe gedeckt. Dadurch entstehen CO2-Emissionen, die direkt mit der globalen Erwärmung zusammenhängen. Bei Climeworks filtern wir das CO2 aus der Luft und produzieren reines CO2 Gas, das mittels erneuerbarer Energie wieder zu einem Treibstoff oder einem Kohlenstoffprodukt umgewandelt werden kann. Anstatt CO2 aus fossilen Energieträgern freizusetzen, rezyklieren wir es und schliessen damit den Kohlenstoffkreislauf. Gleichzeitig ermöglicht dies die Speicherung von erneuerbaren Energien. Wenn z.B. Sonnenergie in der Wüste in Strom umgewandelt wird, muss dieser erst gespeichert werden bevor er weiterverwendet werden kann. Das reine CO2 verkaufen wir ausserdem an die Lebensmittel- und Getränkeindustrie, z.B. für die Herstellung von kohlensäurehaltigen Getränken. Erst kürzlich haben wir die weltweit erste, kommerzielle CO2-Filteranlage im schweizerischen Hinwil in Betrieb genommen, die das gefilterte Gas direkt zur Düngung von Pflanzen an einen Gewächshausbetreiber weiterleitet.

Um langfristig die CO2 Konzentration in der Atmosphäre reduzieren zu können, gehen wir mit der CO2 Entfernung aus der Luft jedoch noch einen grossen Schritt weiter: 2017 haben wir in Island die weltweit erste Pilotanlage in Betrieb genommen, die CO2 aus der Luft entfernt und dieses dauerhaft 1 km tief unter der Erde einlagert, wo es innerhalb von 2 Jahren zu Stein wird. Diese Technologie kann einen entscheidenden Baustein dazu beitragen, ab Mitte des Jahrhunderts CO2 im Milliarden-Tonnen Massstab wieder aus der Atmosphäre zu entfernen, was nötig sein wird um das 1.5 °C Ziel zu erreichen. Hier ist eine komplett neue Industrie am Entstehen.

«Wir sehen uns als Speerspitze dieser Branche.»Jan Wurzbacher

Welche Unterstützung hattet ihr bei der Gründung von Climeworks und was waren die Herausforderungen?

Das Institut für Jungunternehmen in St. Gallen hat uns im Rahmen der Venture Kick und venturelab Programme während unseres Masterstudiums eine Grundausbildung zur Firmengründung und zum Unternehmertum ermöglicht. Dies hat uns sehr geholfen die wirtschaftlichen, marketingtechnischen und strategischen Grundlagen der Geschäftsführung zu erlernen, einen Business Plan zu erstellen sowie Investoren zu suchen. Zusätzlich haben wir jedoch auch vieles selber erarbeitet. Ausserdem wurden wir, gemeinsam mit der ETH, in der Anfangsphase durch einen substantiellen Förderbeitrag der Gebert Rüf Stiftung unterstützt, der uns ermöglichte, unsere ersten Prototypen zu entwickeln und zu bauen.  

Sehr viel Unterstützung erhielten wir von unserem Professor Aldo Steinfeld der immer an uns und unsere Idee geglaubt hat. Ausserdem erwähnen möchte ich Professor Lino Guzzella, den heutigen ETH-Präsidenten, der uns noch aus dem Studium gut kannte und stets ein offenes Ohr für unsere Fragen und Anliegen hatte.

Schwierig war es anfangs, geeignete Räumlichkeiten für unsere Firma zu finden. In der Hinsicht gibt es sicherlich noch Potential seitens der ETH.

Climeworks ist heute 8 Jahre alt, was macht Euch erfolgreich?

Unser grösster Erfolg ist unser Team. Wir beschäftigen heute 50 Mitarbeiter in verschiedensten Funktionen, vom Monteur über die Verfahrenstechnik-Ingenieurin bis zum Produktionsmanager. Alle eint die Vision und Motivation, am Anfang des Aufbaus einer neuen Industrie dabei zu sein, die es zum Ziel hat, den CO2 Gehalt der Atmosphäre wieder auf ein vernünftiges Mass zu reduzieren. Die Nähe zur ETH ist für den Aufbau unseres Teams sehr wertvoll – neben unseren Nachwuchsingenieuren von dort beschäftigen wir konstant mehrere Praktikanten von der ETH.

«Unser grösster Erfolg ist unser Team.»Jan Wurzbacher

Eine nachhaltige Beziehung zu unseren Investoren und Kunden ist uns sehr wichtig, denn wir arbeiten mit einem langfristigen Zeithorizont. Da braucht es gegenseitiges Vertrauen, Durchhaltewillen und einen langen Atem. In den Medien waren wir – gerade im letzten Jahr - sehr präsent, was uns hilft, von einem breiten Publikum wahrgenommen zu werden und in der Öffentlichkeit Bekanntheit zu schaffen.

Unser Ziel ist es, die von uns entwickelte Technologie in den nächsten 5 Jahren einerseits zu skalieren und günstiger zu machen, anderseits eine gewichtige Rolle in der Erreichung der globalen Klimaziele zu spielen. Wir möchten mit unseren Produkten und in der Zusammenarbeit mit den Vorreitern unserer Branche dazu beitragen, die weltweiten CO2-Emissionen, wie im Pariser Klimaabkommen der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen definiert, zu senken.

«Wir sind stolz auf unser Unternehmen.»Jan Wurzbacher

Climeworks filtert CO2 effizient aus der Umgebungsluft mit der weltweit ersten, kommerziellen Technologie zur CO2-Abscheidung. Die modulare Direct Air Capture Technologie entfernt CO2 aus der Atmosphäre, um Kunden zu beliefern und den Weg zu Negativen Emissionen zu ermöglichen. Seit der Gründung im Jahr 2009 durch die Ingenieure Christoph Gebald und Jan Wurzbacher hat Climeworks ein Team aus hochkarätigen Experten, eine exzellente Testumgebung und Produktionskapazitäten aufgebaut.

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