Ambroise Marchand: «Die engen Kontakte zu meinen früheren Studienkollegen sind eine Bereicherung für meine Arbeit.»

Alumni Porträts

Der Westschweizer Ambroise Marchand machte sich nach seinem Master in Forstwissenschaften an der ETH Zürich in 2010 selbständig und ist heute als Umweltbildner, Ranger und Naturfotograf tätig. Zudem leitet er seit vielen Jahren Führungen für verschiedene Zoos und Organisationen, wie den Natur- und Tierpark Goldau, den Zürich Zoo, die Bildungswerkstatt Bergwald und den WWF-Zürich.

ambroise marchand

Warum bist Du Forstingenieur geworden?

Ich bin im Berner Jura aufgewachsen und war schon als Kind immer gerne in der Natur unterwegs. Da lag es nahe, an der ETH Zürich Forstwissenschaften zu studieren. Die Themenvielfalt in diesem Bereich ist sehr gross – das hat mich von Anfang an gereizt. Damals wusste ich, dass ich nach dem Studium eine kantonale Stelle als Forstingenieur antreten wollte. Deshalb habe ich während meines Praktikums sechs Monate im Stadtwald Zürich und bei einem Kreisförster gearbeitet. Anschliessend ging ich für fünf Monate an die Ostküste von Madagaskar, um dort für eine Nichtregierungsorganisation im Bereich Naturschutz tätig zu sein.

In meinem Jahrgang, der letzte dieser Studienrichtung, waren wir damals nur 20 Studierende, davon zwei Westschweizer und zwei Tessiner. Die Professoren, Betreuer und Deutschschweizer Studienkollegen haben mich während der ganzen Zeit in vielerlei Hinsicht fachlich und persönlich äusserst unterstützt.

Wolltest Du nie in der traditionellen Forstwirtschaft arbeiten?

Nach Abschluss meines Masterstudiums hatte ich eine Anstellung bei der Naturstation am Greifensee, wo «on the job» viel gelernt habe. Dort habe ich auch viele Führungen geleitet und die Freude an der Begegnung mit verschiedensten Leuten entdeckt. Der pädagogische Aspekt gefiel mir je länger je besser. Daher habe ich bald darauf eine Weiterbildung bei der Stiftung SILVIVA zum Thema Waldpädagogik absolviert. Als ich immer mehr Anfragen erhielt, in Zoos, Tierpärken und Naturzentren Besichtigungen durchzuführen, bin ich quasi in die Selbständigkeit gerutscht. Vor allem am Anfang braucht es viel Disziplin und eine gute Organisation, um Berufliches und Privates unter einen Hut zu bringen. Nun lebe ich seit 8 Jahren diese Leidenschaft für meinen Beruf aus.

«Die vielseitigen Begegnungen bereichern meinen Alltag immer wieder aufs Neue.»Ambroise Marchand

Auch wenn sich der traditionelle Werdegang des Forstingenieurs in den letzten 20 Jahren sehr stark verändert hat, gibt es heute zahlreiche neue Möglichkeiten. Meine ehemaligen Studienkollegen sind z.B. in privaten Umweltbüros in vielerlei Funktionen tätig.

Was ist die Zukunft der Umweltbildung in der Schweiz?

Im Bereich Umweltbildung wird in der Schweiz ein breites Fachwissen vorausgesetzt. Daher empfinde ich es als grossen Vorteil, ein naturwissenschaftliches ETH-Studium abgeschlossen zu haben, da ich damit die geeignete Ausbildung besitze, um mich neuen beruflichen Herausforderungen laufend anzupassen. Für meinen Beruf braucht es aber sicherlich eine gute Menschenkenntnis, Organisationsgeschick und eine grosse Portion Flexibilität. Zudem achte ich bei meinen Führungen und Workshops stets darauf, diese möglichst interaktiv und mit einer Prise Humor zu gestalten, mit den Teilnehmenden einen Dialog zu führen und eine Brücke zu deren Interessen zu schlagen.

«Es gibt heute viele schöne, neue Naturzentren in der Schweiz, die auf Fachkräfte im Umweltbereich angewiesen sind.»Ambroise Marchand

Wie bist Du zur Naturfotografie und dem Schreiben gekommen?

Das Schreiben ist eine schöne Ergänzung zur Fotografie und lässt sich für gezielte Projekte ideal damit verbinden. Infolgedessen stelle ich inzwischen meine Fotoprojekte auch in Vorträgen, Ausstellungen und Fachmedien einem breiten Publikum vor. Zudem leite ich pro Jahr ca. 20 Workshops, Exkursionen und Kurse zum Thema Naturfotografie. Vor zwei Jahren ist mein erstes Buchprojekt erschienen, ein Naturführer mit Wandertouren in den jurassischen Freibergen, gefolgt von einem Band derselben Reihe zum Bodensee. Diese Projekte sind ein schöner, aber auch sehr aufwendiger Teil meiner Arbeit, denn für ein Buch brauche ich rund zwei Jahre, um dafür zu recherchieren, die Texte zu schreiben sowie die Tiere und Landschaften während den verschiedenen Jahreszeiten zu fotografieren.

Wie hat Dich die ETH geprägt?

An der ETH habe ich gelernt, Prioritäten zu setzen und methodisch zu arbeiten. Die vermittelte Mentalität hat mir sehr geholfen, mich stets weiterzubilden und mein Fachwissen kontinuierlich zu erweitern. Ich muss nicht immer die Antwort auf eine Frage bereithalten, wohl aber wissen, wo diese zu finden ist. Auch das hat mich die ETH gelehrt.

www.ambroisemarchand.ch

Forstwissenschaften ist einer der ältesten Studiengänge an der ETH Zürich. Im Jahr 1855 wurde die Forstschule zur Ausbildung von Fachmännern für die Forstwirtschaft an der ETH Zürich gegründet. Seither wurden viele Forstingenieure ausgebildet, die hauptsächlich im öffentlichen Dienst eine Anstellung fanden. Das Fachgebiet Forstwissenschaften, respektive Wald- und Landschaftsmanagement, wurde in das 1988 gegründete Departement Umweltnaturwissenschaften (D-USYS) integriert.

Ambroise Marchand

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