HST Alumna des Monats März: Michelle Anliker
HST Alumni
In unserem dritten „Alumni des Monats“ Portrait stellen wir Euch Michelle Anliker vor. Seit ihrem HST-Masterabschluss mit der Vertiefung „Medizintechnik“ arbeitet sie als Application Scientist bei der Tecan Group AG in Männedorf, einem international tätigen Schweizer Biotechnologieunternehmen, welches sich auf automatisierte Labortechnik und Robotik im Bereich Life Science für klinische Diagnostik, Biopharma und Forensik spezialisiert hat.
Wie würdest Du Deinen Arbeitsbereich beschreiben?
Ich arbeite im R&D Consumables Team. Wir stellen Pipettenspitzen, Flüssigkeitsbehälter, Microtiterplatten und andere Verbrauchsmaterial für unsere Pipettierrobotern und Geräten her. Ausserdem sind wir als „Liquid Handler“ Spezialisten im Umgang mit dem Gesamtsystem - Roboter, Flüssigkeiten und Software bzw. deren Applikationen. Als Application Scientist arbeite ich an der spannenden Schnittstelle zwischen den Bereichen Hardware, Software, Liquid Handling und Kunststofftechnologie.
Wie sieht Deine tägliche Arbeit konkret aus?
Meine Arbeit beinhaltet viele Tests – dies beansprucht ungefähr 50% meiner totalen Arbeitszeit. Das geht von der Verifikation und Validation bei der Produktentwicklung und -änderung über Machbarkeits-, Integrations- oder Regressionstests bis hin zu Reproduktionstests. Gleichzeitig müssen diese auch immer dokumentiert werden. Daneben helfen wir bei Kundenreklamationen mit und unterstützen unsere Produktmanager beim Produktesupport. Diese „Büroarbeit“ füllt mein restliches Arbeitspensum aus.
Was macht Deine Arbeit besonders speziell? Wo liegen die grössten Herausforderungen?
Meine Arbeit ist sehr vielseitig, weil wir ein kleines Team sind und ein grosses Produktportfolio haben. Dies gefällt mir sehr. Ebenso finde ich es sehr bereichernd, in einem interdisziplinären Team zu arbeiten. Als Application Scientist habe ich einen sehr guten Gesamtüberblick über unsere Systeme - von der Robotik bis zum Liquid, welches schlussendlich aus einer kleinen Pipettierspitze kommt. Wenn ich bei einer bestimmten Frage anstehe, kann ich intern immer auf Spezialisten (Ingenieure, Software-Entwickler, etc.) zurückgreifen. Weil ich mich selber als „Generalistin“ fühle, kommt mir diese Stelle daher sehr entgegen. Mein HST-Studium hat mich fachlich diesbezüglich sehr gut auf meine jetzige Tätigkeit vorbereitet.
Die grössten Herausforderungen lagen am Anfang besonders darin, die ganzen firmeninternen Prozesse und Arbeitsabläufe zu verstehen.
Welches sind Deiner Meinung nach die Vor- und Nachteile in der Industrie, verglichen mit der Forschung?
Als Vorteil erachte ich, dass die Resultate der eigenen Arbeit schneller sichtbar sind. Es ist zudem viel Teamwork gefragt, was ein „Wir“ anstatt „Ich“ Gefühl bedingt. Ebenso sind klare Strukturen vorhanden und nicht zuletzt sind auch die Verdienstmöglichkeiten besser.
Auf der Kehrseite der Medaille sind die angesprochenen Strukturen teilweise etwas rigide. Dadurch hat man weniger Möglichkeiten, etwas zu verändern.
Wie hast Du den Übergang in die Berufswelt erlebt?
Das ging ohne Probleme. Ich habe mich sehr schnell eingelebt und fühle mich bei Tecan sehr gut aufgehoben. Es fühlt sich ein bisschen an wie eine grosse Familie, bei der jede/r jeden hilfsbereit unterstützt.
Wie hast Du Deine jetzige Arbeitsstelle gefunden?
Durch eine offizielle Stellenausschreibung. Ich habe mich zuerst eher breit beworben, wollte aber unbedingt in einem Team und für eine Firma mit klaren Strukturen arbeiten. Neben der Stellenbeschreibung waren für mich auch das Arbeitsklima und die Leute entscheidend. Schlussendlich musste das Gesamtpaket stimmen.
Welchen fachlichen Hintergrund haben Deine Arbeitskollegen/-innen?
Biologie, Maschinenbau, Biomedical Engineering, Physik, Chemie etc.
Warum hast Du Dich ursprünglich für das HST-Studium entschieden?
Ich fand die Gesundheitswissenschaften einen spannenden Bereich. Zudem waren Zürich als Standort und die ETH mit ihrem guten Ruf Entscheidungsfaktoren für die Wahl meiner Studienrichtung.
Welches Ziel hast Du mit Deinem HST-Studium verfolgt?
Ich hatte kein spezifisches Ziel und habe mich ganz einfach von meinen Interessen leiten lassen.
Wenn Du an Dein Studium zurückdenkst: Welche Inhalte waren sehr gut und was hat Dir weniger gefallen?
Es gab viele spannende Vorlesungen. Jedoch haben mir die praktischen Arbeiten (z.B. Bachelorarbeit, Labor) und der Bezug zur Industrie gefehlt.
Wie kannst Du Deinen wissenschaftlichen Hintergrund und Deine Kenntnisse aus dem HST-Studium in der täglichen Arbeit einbringen?
Grundsätzlich kann ich übergeordnete Fähigkeiten wie das vielzitierte „analytische Denken“ anwenden. Ebenso fällt es mir durch die rasche Auffassungsgabe leicht, mich in neue Themengebiete einzuarbeiten. Bezüglich Fachwissen kann ich neben dem technischen Grundverständnis auch meine Kenntnisse aus den Fächern Biologie, Chemie und Pharmazie einbringen.
Welche Tipps möchtest Du den Studierenden für einen gelungenen Berufseinstieg geben?
Unterschätze Deine Fähigkeiten nicht! Sei selbstbewusst und verkaufe Dich auch so. Nutze Deine Bekanntschaften aus dem Studium (z.B. aus den Praktika), um Deinen Traumjob zu bekommen.