Ständerätin Bruderer und Landammann Attiger zur Zukunft des Kantons Aargau
OG Baden Alumni
Einen guten Monat vor Weihnachten begrüsste Dr. Hans-Martin Niederer zum letzten Höhepunkt des Ortsgruppe Baden Alumni-Jahres im Atrium Hotel Blume im Bäderquartier. Die Protagonisten des Abends, Ständerätin Pascale Bruderer und Landammann Stephan Attiger, vermochten erwartungsgemäss den Saal zu füllen und – so viel vorweg – sie hielten gut, was man sich vom Anlass versprach.
Frau Ständerätin Pascale Bruderer begann ihre Auslegeordnung mit der Heterogenität des Kantons. Kein Zentrum, sondern Regionen prägen den Aargau. Es sei ein Alleinstellungsmerkmal und sie fände es wichtig, dass diese Regionen ihre eigenen Identitäten auch bewahren können – dies mache den Aargau aus. Sie fände das toll und sie setze sich sehr gerne für gerade diesen Kanton ein. Beim Blick in die Zukunft meinte die ehemalige Nationalratspräsidentin, dass in Punkto Innovationskraft fast kein Kanton so gute Voraussetzungen habe.
Energiestrategie 2050
Dann lenkte sie in das Themenfeld ein, dass später in der Diskussionsrunde erwartungsgemäss noch lebendig vertieft wurde: Die Energiestrategie 2050. Sie sei klar für einen Ausstieg aus der Kernkraft, aber nicht unrealistischerweise sofort. Wichtig sei, dass der Aargau auch bei den Alternativen für die KKWs berücksichtigt werde und nicht einfach nur der Altlastenträger sei. Man müsse hier das hohe Wissen zu Energiethemen nutzen. „Der Kanton Aargau will Taktgeber bei Energiefragen bleiben!“, so Ständerätin Pascale Bruderer.
Viele Faktoren für eine Standortattraktivität
Die Standortattraktivität werde nicht nur von den Steuern bestimmt. Auch die Rahmenbedingungen wie Kinderbetreuung und die Bildungsangebote seien wichtig. Sorge bereite ihr, dass der Staat wichtige Aufgaben zu erfüllen habe – zum Beispiel eine gute Bildung – der aktuelle Grossrat aber die parteipolitische Raison oft nicht aufbringe und damit der Exekutiven fast keinen Spielraum lasse. Man merkte, dass sie hier den Landammann nicht um diese Umstände beneidet.
Landammann des viert grössten Kantons
Anschliessend übergab Moderator und Organisator des Abends, Hans-Martin Niederer, das Wort an den amtierenden Landammann Stephan Attiger, der seine Politkarriere im Badener Stadtparlament begonnen hatte, wo er zusammen mit einer gewissen Pascale Bruderer sass. Stephan Attiger erklärte, dass der viert grösste Kanton sehr wohl gut abschneide in der Aussenbetrachtung. In allen Umfragen und Untersuchungen zur Standortattraktivität lande er unter den ersten vier. Daraus ergebe sich aber auch eine Herausforderung: ein Wachstum um sechs bis neun tausend Einwohnern pro Jahr. Da viele Zuzügler Familien mit kleinen Kindern seine, resultieren daraus höhere Belastungen für Schulen und andere Infrastrukturen als Mehreinnahmen.
Positive Verjüngung des Kantons
Langfristig sei es aber natürlich positiv, dass sich der Kanton so auch verjünge. Die Gründe für diese Zuzüge seien ein gutes Preis-/Leistungs-Verhältnis, gute Erschliessung mit dem öffentlichen Verkehr und quasi überall sei man sehr nahe an Grünräumen. „Wir sind in zehn Minuten in einem Wald, an einem Fluss oder auf einem Hügel, da müssen wir keine Pärke bauen“, betont Regierungstat Stephan Attiger. Darauf müsse man aber auch aufpassen: „Wir müssen den Naturräumen Sorge tragen und eine kluge Raumplanung machen, die Siedlungs-, Arbeitsplatz- und ÖV-Entwicklung einhergehend plant.“
Forschung- und Entwicklungsstandort
Dann begann der Regierungsrat über Forschung und Entwicklung zu sprechen und zählte sichtlich mit Freude und Stolz die Institutionen PSI, FHNW, ABB-Forschungszentrum, Innovationspark und Hightech Zentrum auf. Er erklärte, wie wichtig es sei, dass man Forschung und die KMUs zusammenbringt: „Die Forschung hat die Innovationen, die KMUs das Marktwissen und den Marktzugang.“ Zudem betonte Attiger weiter, dass der Aargau der effizienteste Kanton betreffend seiner Verwaltung sei und auch der liberalste Staat der Schweiz.
Rege Diskussionen
Nun wurden mit den anwesenden Alumni diverse Themata diskutiert. Als erstes wurde die Haltung der beiden Politprofis zum radioaktiven Endlager aufgenommen. Hier meinte Pascale Bruderer, dass wir eine Verantwortung hätten und dass klar die Sicherheit im Zentrum stehen müsse bei der Standortwahl. Regierungsrat Attiger ergänze: „Wir tragen seit dreissig Jahren die Last der radioaktiven Abfälle. Die Abfälle sind bei uns – im Zwilag Würenlingen liegen sie in einer Halle!“ Anschliessend ging es folgerichtig zur Energieversorgung über. Der Vorsteher des Departements Bau, Verkehr und Umwelt erklärte, man habe eine Positivplanung gemacht, um einen Katasterplan zu erstellen, aus dem hervorgehe, wo sinnvollerweise Sonnenenergie und wo Windkraft sinnvoll zu gewinnen wären. „Der Aargau ist kein Windkanton. Er ist ein Wasserkanton. Er wäre auch ein Geothermiekanton“, so Stephan Attiger. Eingehend wurden auch die Themen Verkehr, Digitalisierung und Spitalplanung behandelt. Bei allen Themen merkte man, wie dossierfest Stephan Attiger und wie realpolitisch und lösungsorientiert Pascale Bruderer ist. Beiden ist ein sehr souveränes Auftreten mit einem hohen Sympathiefaktor gemein. Dies übertrug sich auch auf die Stimmung der Alumni, die beim anschliessenden Apéro bei wirklich bester Stimmung noch lange diskutierten und es war vielen anzusehen, dass sie zufrieden sind, dass der Aargau zwei so gute politische Exponenten hat – ganz unabhängig der politischen Couleur.