Hinter den Kulissen des Zürcher Hauptbahnhofs
Materials Alumni
Am 6. September 2017 erhielten die Mitglieder der Materials Alumni die Gelegenheit, an einer technischen Führung durch den Hauptbahnhof Zürich teilzunehmen. Rund 20 Alumni folgten der Einladung und erhielten einen einmaligen Einblick in das unterirdische Leben des grössten Bahnhofs der Schweiz.
Kurz nach 18 Uhr löste sich eine Gruppe von rund 20 Personen der Materials Alumni aus dem lauten Feierabendgedränge in der Bahnhofshalle. Die Begrüssungsworte und ersten Erklärungen waren auch in einer Ecke der Halle kaum zu hören, doch kurz danach wurde allen nach und nach klar, was die Wortfetzen zu bedeuten hatten: Es ging durch eine unscheinbare Türe und eine lange Wendeltreppe auf das Dach der Bahnhofshalle! Auf dem schmalen Balkon neben den beiden alten Glocken wartete ein faszinierender und ungewohnter Ausblick auf die bekannte Umgebung. Gut sichtbar war zudem auf dem Vordach unter den Alumni der ‚Kilometer Null’, von dem ausgehend alle Streckenlängen der SBB berechnet werden – auch wenn die Züge schon lange nicht mehr bis ans Ende der Halle fahren.
Unterirdischer Knotenpunkt
Zurück auf dem Boden ging es auch gleich unter diesen – in die Logistikzentrale des Bahnhofs. Trotz fast perfekter Zuganbindung müssen täglich zahlreiche Waren per Lastwagen angeliefert werden. Die Warenmengen sind so gross und vielfältig, dass es dafür ansonsten zusätzliche Gleise und Züge brauchen würde. Jeden Tag fahren ungefähr 280 LKWs in der engen Tiefgarage tief unter dem Grundwasserspiegel ein und aus. Ein Stockwerk höher befinden sich Parkplätze für Handwerker und Besucher der SBB-Mitarbeiter – falls man beim Sicherheitspersonal an der Einfahrt eine gute Ausrede parat hat, ist dies sicher der zentralste Parkplatz der Stadt.
In den Katakomben
Weiter ging es anschliessend durch die Katakomben des Bahnhofs, zunächst vorbei an der Abfallzentrale. Alles, was hier nach Abfalltrennung und Recycling übrig bleibt, geht in die Verbrennungsanlage an der Josephstrasse und kommt von dort als heisses Wasser über eine direkte Fernwärmeleitung zurück in den HB. Der Bahnhof heizt sich also mit seinem Müll (zumindest teilweise) selbst. Einige Meter weiter lag die Gepäckabfertigungshalle, die heutzutage ausserhalb der Weihnachtstage relativ ruhig ist. Anstatt der früher bergeweise aufgegebenen Koffer werden zwei Umschläge an einen Velokurier übergeben, der durch die Gänge zu seinen Kunden fährt. Kurz darauf ging es zurück über die Erde – die Alumni fuhren mit einem grossen Lift hinter eine Tür nahe des Gleiskopfes und standen plötzlich wieder im Getümmel auf dem Perron. Den Abschluss dieser Tour durch unbekannte Teile des vertrauten Bahnhofs bildete ein überraschend geräumiger Ausstellungsraum neben der Passage Sihlquai, ein Teil des ursprünglich einmal geplanten Autotunnels unter den Gleisen. Beim anschliessenden Abendessen waren sich vermutlich alle einig, dass es im und unter dem Bahnhof einige spannende Orte zu sehen gab und man dort bestimmt noch mehr entdecken könnte.