Daniel Meyer: «Never take no for an answer!»
Alumni Porträts
Nach seinem Studium der Elektrotechnik und Informationstechnologie an der ETH Zürich und einem mehrjährigen Asien-Aufenthalt gründete ETH Alumnus Daniel Meyer vor zweieinhalb Jahren das Start-up Unternehmen EGO Movement und mischt seither mit seinen Elektrovelos im Retro-Look kräftig den E-Bike-Markt auf. Im Interview spricht Daniel Meyer über die Herausforderung bei der Gründung eines Start-ups und was er jungen Alumni raten würde, die auch eigene Wege gehen möchten.
Herr Meyer, Sie haben Elektrotechnik und Informationstechnologie an der ETH Zürich studiert. Was haben Sie für Erinnerungen an Ihr Studium?
Sehr gute! Neben dem fundierten Grundwissen, dem strukturierten analytischen Vorgehen und der Leistungsbereitschaft, welche die ETH vermittelt, habe ich natürlich vor allem auch die vielen guten Diskussionen über einem Bier mit meinen Mitstudenten sehr genossen. Zusätzlich hat mir die ETH und mein Betreuer, Prof. Andersson, ermöglicht, meine Masterarbeit an der University of Hong Kong zu schreiben. Diese Horizonterweiterung habe ich extrem geschätzt und hat unter anderem den Beginn meiner Karriere in Asien begründet.
Heute führen Sie Ihr eigenes Start-up Unternehmen EGO Movement, mit welchem Sie elegante Elektrovelos im Retro-Look bauen. Woher kam die Idee für EGO Movement?
Von meinem eigenen Bedürfnis, mich in und um die Stadt stilvoll, schnell und nachhaltig fortbewegen zu wollen. Ich nehme am Wochenende zwar auch ein nicht motorisiertes Mountainbike, um Sport zu treiben, aber wenn ich im Anzug zur Arbeit fahre, dann brauche ich ein schnelles, praktisches Transportmittel, mit dem ich weder im Stau stehe, noch lange einen Parkplatz suchen muss. Nachhaltig muss es natürlich sein und Stil bzw. gutes Aussehen sollte es auch mitbringen. E-Bikes gibt es zwar schon lange, aber etwas, dass all diese Faktoren vereint, gab es nicht. Daher haben wir unsere Elektrovelos entwickelt.
Was unterscheidet Sie von anderen Elektrovelo-Herstellern?
Neben der oben beschriebenen optimalen Symbiose zwischen gutem Design – wir haben zum Beispiel den Red Dot Design Award 2016 gewonnen – und ausgefeilter Technik ist unser Service- und Verkaufsansatz ein ganz anderer. Wie zum Beispiel Tesla, haben wir nur einen Direktvertrieb über eigene Stores – dadurch sind wir viel näher am Kunden und können einen optimalen Service aus erster Hand bieten, sowie Preisvorteile an den Kunden weitergeben.
Sie sind noch ein verhältnismässig junges Unternehmen. Was waren die grössten Hürden bei der Gründung von EGO Movement?
Die richtigen Team-Mitglieder mit Start-up-Mentalität und sehr hoher Leistungsbereitschaft zu finden, war am Anfang sicherlich eine Herausforderung. Jetzt geht es vor allem darum, diese effizient und am richtigen Ort einzusetzen. Wie der amerikanische Managementexperte Jim Collins so schön sagt: “Get the right people on the bus in the right seats.”
Was empfehlen Sie ETH-Absolventen, die ein Start-up gründen möchten?
Never take no for an answer! Gleichzeitig sollte man keine rosa Brille aufhaben und muss sich bewusst sein, dass jedes Start-up am Schluss des Tages viel harte Arbeit, Fleiss und Schweiss bedeutet und einem nichts geschenkt wird. Daher muss die Idee auch in absehbarer Zeit umsetzbar sein und ökonomisch Sinn machen.
Sie haben mehrere Jahre in China gearbeitet. Was haben Sie dort für Erfahrungen gesammelt? Was waren positive Eindrücke, was hat Ihnen weniger gefallen?
Genau, ich habe knapp neun Jahre in Asien gearbeitet, unter anderem drei Jahre in Peking und drei Jahre in Ho Chi Minh City. Vor allem China fasziniert mich sehr, sowohl kulturell wie auch geschäftlich. Ich habe sehr viel gelernt, einerseits natürlich in Bezug aufs Geschäft, andererseits aber auch menschlich. Positiv beeindruckt hat mich, dass es in China sehr viele geschickte Unternehmer gibt, grosse wie kleine. Macher, die hart arbeiten und mit einer sehr pragmatischen Art hartnäckig ihren Weg verfolgen. Ideen werden nicht nur erarbeitet und diskutiert, sondern auch umgesetzt. Und die Geschwindigkeit, mit der dies geschieht, ist ohne Vergleich. Durch den sehr schnell bewegenden Markt wird leider in gewissen Bereichen auch relativ kurzfristig gedacht und geplant, dies wird sich sicher in Zukunft ändern. Positive wie negative Eindrücke gehören dazu, aber ich bin überzeugt, dass es bereichernd ist, in einem anderen Kulturraum zu leben und zu arbeiten. Dies eröffnet neue Horizonte und man wird offener und toleranter.
Was sind die nächsten Ziele, die Sie mit EGO Movement erreichen wollen?
Die internationale Expansion ausserhalb der Schweiz und Deutschlands steht sicher hoch auf der Agenda sowie die erfolgreiche Entwicklung und Einführung von mehreren neuen Produkten. Ich darf leider zu diesem Zeitpunkt noch nichts weiteres zu unserer Pipeline erzählen, aber bleiben Sie dran, ich kann Ihnen versprechen, dass es weiterhin spannend bleiben wird