Jessica Genta: «Ich fühle mich verantwortlich, einen Beitrag dazu zu leisten, Lösungen zu finden.»
Alumni Porträts
Jessica Genta absolviert ihr Masterstudium im Rahmen des «Excellence Scholarship & Opportunity Programme». Im Interview mit dem Magazin 360° spricht sie über den Bewerbungsprozess, das Studium und ihre Zukunft.
Jessica Genta, Sie absolvieren Ihr Masterstudium an der ETH mit einem Stipendium des «Excellence Scholarship & Opportunity Programme». Wie kam es dazu?
Es war schon immer mein Traum, an der ETH in Zürich meinen Masterabschluss als Ingenieurin zu machen. Als ich von dem Stipendium erfahren habe, war ich zuerst natürlich etwas verunsichert, ob ich das überhaupt schaffen würde. Als ich mich dann aber intensiver mit den Anforderungen auseinandergesetzt habe, hatte ich durchaus das Gefühl, mit guten Chancen ins Rennen zu gehen. Schlussendlich war es auch eine spannende Herausforderung, die mich sehr gereizt hat.
Der Bewerbungsprozess ist extrem aufwändig und verlangt viel von den Studierenden. Haben Sie das auch so empfunden?
Ja, die Anforderungen sind sehr hoch. Man muss schon topmotiviert und von der Sache begeistert sein, um die Bewerbung erfolgreich abzuschliessen. Neben sehr guten Noten zählt in allen Bereichen der Bewerbung die «Excellence», das heisst, man sollte überall unter Beweis stellen, dass man fähig ist, systematisch und rational zu denken und neue Ideen zu entwickeln. Ein wichtiger Teil der Bewerbung ist eine ausführliche Beschreibung der geplanten Masterarbeit. Das zwingt einen natürlich sehr früh − nämlich bereits im dritten Jahr des Bachelor-Studiums – konkret zu wissen, auf welches Forschungsgebiet man sich Jahre später einmal fokussieren will. Zudem muss man schon über eine hohe Fachkompetenz verfügen, um antizipieren zu können, welche Themen in den anvisierten Forschungsbereichen relevant sein werden. Ich denke, der grosse Aufwand und das harte Auswahlverfahren sind gerechtfertigt. Schliesslich ist das ja auch ein etwas spezielles Stipendium, in dem es darum geht, Talente aus aller Welt an die ETH zu holen. Die ETH unterstützt uns nicht nur finanziell, sondern fördert uns auch sonst sehr stark, zum Beispiel im Networking.
Wussten Sie schon früh, dass Sie Ingenieurin werden wollten?
Nicht nur dass ich Ingenieurin werden, sondern auch dass ich Materialwissenschaften studieren wollte. Im Bachelorstudium zeichnete sich dann auch bald das Spezialgebiet ab: «Renewable Energy and Sustainability ». Ich beurteile die Energieversorgung als eine der grössten Herausforderungen, die wir in Zukunft haben werden. Sie haben Ihr Bachelorstudium an der Politecnico di Milano in Italien abgeschlossen.
Weshalb wollten Sie danach unbedingt an der ETH in Zürich studieren?
Das Bachelorstudium in Mailand war sehr interessant und lehrreich. Das Grundstudium ist eher theorielastig und vermittelt Basiswissen. Im Masterstudium arbeitet man viel selbständiger und schon sehr stark in den Gebieten, auf die man sich später fokussieren will.
Die ETH hat einen ausgezeichneten Ruf und man trifft dort Menschen aus aller Welt. Zudem bietet die ETH hervorragende Rahmenbedingungen für die Forschung und hat durch den engen Kontakt mit der Industrie einen sehr hohen Praxisbezug. Ich habe mir persönlich ein konkretes Ziel gesteckt und bin fest davon überzeugt, dass die ETH mich am besten unterstützen kann, dieses auch zu erreichen.
Wie sieht Ihr Ziel genau aus?
Ich versuche im Masterstudium verschiedene Themen im Bereich Energieumwandlung und Speicherung kennenzulernen, die für erneuerbare Energien entscheidend sind. So kann ich dann meine Dissertation in dem Thema schreiben, das mich am meisten fasziniert und wo ich dann auch beruflich einsteigen möchte. Neben der Abschlussarbeit schreiben wir im Masterstudium zwei weitere Forschungsprojekte. Das gibt uns auch die Möglichkeit, verschiedene Institute innerhalb des Departements oder der ganzen ETH kennenzulernen.
Und jetzt machen Sie ein Praktikum im ABB Forschungszentrum?
Genau, das Industrie-Praktikum ermöglicht es mir, während sechs Monaten einen Einblick in einen weiteren Bereich der Renewable Energies zu gewinnen − wir untersuchen hier die wichtige Rolle der Materialwissenschaft im Bereich Energie aus einem neuen Gesichtspunkt. Gleichzeitig ist es auch eine grosse Chance, mit den hochqualifizierten Menschen hier zu arbeiten und von ihnen zu lernen. Ich denke die Qualität der Wissenschaft ist stark von den Menschen abhängig.
Für Sie ist Forschung also nicht eine Einzelgänger- Angelegenheit, bei der jeder für sich seine Forschung betreibt?
Auf keinen Fall. Forschung, sowohl an der ETH als auch in einem Unternehmen wie ABB, ist reiner Team-Sport. Das ist für mich wie Basketball, das ich seit vielen Jahren sehr intensiv trainiere. Forschung auf diesem Niveau kann man nicht alleine betreiben. Der Erfolg ist sehr stark davon abhängig, dass die besten Leute ihre Ideen austauschen und gemeinsam neue Wege finden. Selber denken ist wichtig. Noch viel wichtiger ist es aber, das, was man herausgefunden hat, mit anderen zu teilen, um Feedback zu erhalten.
Und Ihre Masterarbeit schreiben Sie dann wieder an der ETH?
Ja, ich möchte meine Masterarbeit am Institut für Electrochemical Materials von Prof. Jennifer Rupp machen. Ich werde mich dort intensiv mit Batterien beschäftigen.
Wo sehen Sie sich in zehn Jahren? Werden Sie Professorin an der ETH Zürich?
Wenn Sie mich das heute fragen, glaube ich das eher nicht. Nach dem Masterabschluss will ich auf jeden Fall eine Dissertation schreiben. Danach kann ich mir gut vorstellen, in die Industrie zu wechseln. Ich finde es spannend, wenn Forschung und Produktion sehr nahe beieinander sind und eng miteinander zusammenarbeiten.
Auf jeden Fall würde es mich neben der fachlichen Herausforderung stark reizen, ein eigenes Unternehmen zu gründen und zu entwickeln. Jetzt mache ich aber erst einmal einen Schritt nach dem anderen. Ich denke es macht auch keinen grossen Sinn, zu viel im Voraus zu planen. Jeder Schritt, den ich bis heute im Leben gemacht habe, hat mich weitergebracht. Ich fühle mich verantwortlich, einen Beitrag dazu zu leisten, Lösungen zu finden, wie wir in Zukunft sinnvoll und nachhaltig mit der Energie umgehen. Das motiviert mich und dafür leiste ich gerne jeden Tag 100% igen Einsatz.